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Ärzte Woche

08.07.2021 | Tekal

Tekal sagt: Es ist kein Sommer wie damals!

verfasst von: Dr. Ronny Tekal, Medizinkabarettist , Medizin-Kabarettist Dr. Ronny Tekal

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Wenn Traditionen neuen Gebräuchen weichen: In den vergangenen Jahren ging es in der Sommerausgabe dieser Kolumne um Urlaube. Nun kommt dieser wunderbare Brauch bereits zum zweiten Mal in Folge schaumgebremst daher.

Es gibt Traditionen, die man nicht missen möchte: Das Neujahrskonzert etwa (das dieses Jahr nicht vor ausverkauftem, sondern vor ausgeleertem Haus abgehalten wurde, obwohl man mit dem Mitklatschen beim Radetzkymarsch sämtliche Viren im Musikvereinssaal erschlagen könnte); das Ratschen zu Ostern (das in den meisten Gemeinden abgesagt werden musste, aus Angst, mit dem Lärm die SARS-CoV-Mutanten anzulocken); oder aber die letzte Kolumne vor den großen Ferien.

Die vergangenen Jahre ging es in der traditionellen Sommerausgabe um Urlaube und all die damit verbundenen medizinischen Aspekte rund um Reiseübelkeit, das laxative Omelette surprise vom All-in-Buffet und die All-in-Geschlechtskrankheiten vom Beachboy surprise – was einen in den Ferien eben so beschäftigt. Es wurden die 1.000 Gefahren am Urlaubsdomizil thematisiert und dass man in fernen Ländern nicht nur das Wasser abkochen sollte, bevor man es trinkt, sondern auch das Meer, bevor man darin badet. Und ich wünschte jedem Reisenden einen Sonnenbrand als hoffentlich einzigen Burn-out, den man in den Ferien abkriegt.

Nun kommt diese wunderbare Tradition bereits zum zweiten Mal in Folge schaumgebremst daher. Bereits vergangenes Jahr lautete die Überschrift der Sommerkolumne „Wenn einer keine Reise tut“ mit der dringenden Aufforderung, den Sommer im eigenen Land zu verbringen, damit man keine fremdländischen Viren hereinschleppt, sondern sich lieber in einem heimischen Cluster am Wolfgangsee ansteckt.

Dieses Jahr sind Auslandsreisen zwar wieder möglich, dennoch sollte die Wahl der Destination nicht auf ein amtlich bestätigtes Mutationsgebiet fallen. Und Menschen, die sich bei der Flugbuchung mit Delta-Airlines nichts denken, ist ohnehin nicht zu helfen. Zur Eindämmung der Pandemie dürfen dieses Jahr auch ausschließlich nur Menschen verreisen, die entweder geimpft, getestet oder genesen sind – oder vorhaben, eine dieser drei Dinge in diesem Quartal an sich durchführen zu lassen. Dafür gibt es den berühmten grünen Pass, der – wie die Behörden betonen – weltweit gültig schon bald zur Verfügung stehen wird, spätestens aber nach den Ferien. Bis dahin gilt der Rot-Weiß-Rote-Grüne Pass, der zwar nur in Österreich, aber dafür auch in Teilen Lichtensteins akzeptiert wird. Sonst kann man ja versuchen, mit dem Grenzbeamten eine kleine Fachdiskussion zum mitgeführten Laborbefund über neutralisierende Antikörper von WHO-Standard 15,2 BAU pro Milliliter Quecksilbersäule, in Kombination mit einer halben Astra-Impfung und dem handschriftlichen Absonderungsbescheid der Behörde von Schruns-Tschagguns zu führen.

In diesem Sinne wünsche ich einen erholsamen Sommer, das Wiederkehren alter oder die Etablierung neuer Traditionen. Und wenn der traditionsreiche Anstich durch die Absage des Münchner Oktoberfestes entfällt, begeht man ab diesem Herbst stattdessen den Anstich eines neuen Impf-Chargen-Fläschchens. Der Mensch findet immer einen Grund zum Feiern. Schönen Urlaub!

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Metadaten
Titel
Tekal sagt: Es ist kein Sommer wie damals!
Schlagwort
Tekal
Publikationsdatum
08.07.2021
Zeitung
Ärzte Woche
Ausgabe 27/2021

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