Dr. Tekal
Privat
Nach dem Urlaub könnte nun bald ein Impfstoff gegen SARS-CoV-2 kommen.
Ich hoffe, Sie sind alle wohlbehalten aus dem Urlaub zurückgekehrt. Wenn Sie denn überhaupt weg waren. Man wird es nicht an die große Glocke hängen, denn so wie das klimabedingte Flight-Shaming haben Flugreisen in Corona-Zeiten ein ähnlich gutes Image wie Quad-Fahren im Vogelschutzreservat zur Brutzeit.
Der Trend, den Sommer zu Hause zu verbringen und sich lieber in den heimischen Clustern als am fremdländischen Meer anzustecken, hat sich positiv auf die heimische Tourismuslandschaft ausgewirkt. Die Unterkünfte an den Seen sind gut gebucht, die Jesolo- und Palmaszene feiert nun am Wörthersee. Zur Sicherheit besteht außerhalb der Party-Clubs auf den Almwiesen Maskenpflicht.
Hotels werben in diesen Tagen mit „umfassenden Maßnahmen zur Sicherheit der Gäste“: Desinfektionsfläschchen an der Rezeption, im Lift und am Kopfpolster (statt der Willkommenspraline); In der Sauna dürfen maximal zwei Personen Platz nehmen, jedoch nicht schwitzen; und am Frühstücksbuffet darf man weder schubsen noch seinem Vordermann die letzten Scheiben Lachs vom Teller stibitzen. Dafür gibt es ein Kännchen Desinfektionsmittel zum Kaffee.
Auch in den wenigen, jedoch durchaus gut gefüllten Urlaubsfliegern steht Sicherheit an oberster Stelle und in den Durchsagen werden die eng zusammengepferchten Passagiere gebeten, den erforderlichen Abstand von 1 ½ Metern einzuhalten. Dafür bekommt jeder Fluggast ein Desinfektionstüchlein, mit dem er, im Falle eines Druckverlustes in der Kabine, die Sauerstoffmaske reinigen kann. Es ist also wieder ein wenig Normalität eingekehrt, wenngleich keine normale Normalität, sondern eine desinfizierte Normalität.
Doch es gibt einen Silberstreif am Horizont, dem Virus den Garaus zu machen. In Windeseile hat man in Russland eine Impfung aus dem Boden gestampft, so ganz ohne Phase-III-Studie, sehr zum Unmut der internationalen wissenschaftlichen Community, die sich an die strengen Spielregeln halten muss, die sie selbst aufgestellt hat.
Den Namen Sputnik V hätte man nicht besser erfinden können, um den Erzrivalen USA zu ärgern. Und es erinnert tatsächlich ein wenig an die Zeit des Kalten Krieges, wo das Wettrüsten und die Fragen, wer denn nun der erste im All oder der bessere im Bett sei bzw. den größeren roten Knopf zum Abfeuern der Rakete habe. Insofern mutet der aktuelle Wettstreit im Labor um das erste Mittel gegen die Pandemie vergleichsweise freundlich an. Dass Präsident Putin, wie es heißt, den Impfstoff eigenhändig entwickelt hat, darf bezweifelt werden, da man im Labor nicht mit nacktem Oberkörper arbeiten darf. Dennoch braucht es schon Haudegen wie Wladimir Putin, die den unerprobten Impfstoff unerschrocken im waghalsigen Versuch an sich selbst, oder an Tochter Katerina, testen.
Man darf gespannt sein, ob die Rettung nun aus dem Kreml oder dem Weißen Haus kommt und die meisten dann doch lieber sicherheitshalber beim Fläschchen mit dem Desinfektionsmittel bleiben.