Wie man mit ein gutes Gefühl vermittelt.
Ich selbst beherrsche die hohe Kunst des Wäschetrennens für die Waschmaschine nicht sonderlich gut und mir auch nicht klar ist, auf welche Weise die Stücke zu sortieren sind und warum man das blütenweiße Kleid nicht gemeinsam mit den roten Socken waschen sollte. Verwunderlicherweise gibt es keinen Grünwaschgang, wohl auch aus dem Grund, dass Kleidungsstücke mit dieser Farbe eher rar sind, so man nicht als Rapid-Anhänger bereits die jüngsten Familienmitglieder in einen grün-weißen Strampelanzug steckt.
In der Wirtschaft gibt es jedoch Greenwashing als terminus technicus und selbst ich, als Waschdilettant, erkenne, dass da keineswegs alles grün ist, was in die Trommel geworfen wird. Wenn sich ein Automobilkonzern, in feierlicher Zeremonie, selbst ein ökologisches Gütesiegel verpasst, weil man pro Milliarde verkaufter SUVs eine Pelargonie auf dem Balkon pflanzt, um den CO 2 -Ausstoß zu kompensieren, mag das plump wirken. Dennoch bekommt der Fahrer damit das Gefühl geliefert, mit jedem Mal Volltanken die Welt ein Stückchen besser zu machen.
Auch die Baumwollindustrie schmückt sich damit, den Aralsee nicht völlig leer zu pumpen, sondern pro Milliarde Kubik-Liter auch ein Gläschen ökologisch einwandfrei rechtsdrehendes Granderwasser zur Bewässerung zu verwenden. Selbst das Überraschungsei, als verpackungstechnischer Supergau, kann damit punkten, dass ein Prozent des Plastikspielzeugs einem Baby-Delfin aus dem Magen entfernt und recycelt wurde.
Konsumenten sollen sich gut fühlen, ohne das Konsumverhalten ändern zu müssen. Ebenso kann man auch einem Patienten erklären, dass der fetttriefende Schweinsbraten auch Spuren von Spurenelementen enthält, sodass der tägliche Verzehr eigentlich fast so gesund ist wie ein Vollkornmüsli (Müsli-Wasching).
Ähnliches passiert in diesen Tagen, da die EU den Atomstrom als grün klassifizieren möchte. Das klingt etwas schräg. Wenn es der Kommission aber noch gelingt, Greenpeace-Aktivisten als Testimonials zu gewinnen, die sich nicht an radioaktive Fässer ketten, sondern dabei mithelfen, diese Fässer mit der Rainbow Warrior im Meer zu versenken, wird auch dem letzten Skeptiker grün vor Augen werden. Da auch Erdgas als grüne Energie gelten soll, ebnet dies den Weg für das Reinwaschen von Erdöl und Braunkohle. Denn was ist natürlicher als eine Energieressource aus verstorbenen und gepressten Bio-Freiland-Dinosauriern. Wenn das so einfach geht, lege ich vielleicht meine Ärztehose künftig doch zur Buntwäsche und sortiere gleich auch meine weiße Weste dazu. Schließlich sind die Zeiten vorbei, in denen wir unsere Hände so einfach in Unschuld waschen konnten. Zum Glück gibt es dafür vollautomatische und von der EU empfohlene Waschprogramme.
Dr. Tekal
Privat