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04.06.2018 | Tekal

Angst vor BSE, HPV und DSGVO?

verfasst von: Dr. Ronny Tekal, Medizinkabarettist

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Wird der Wilde Westen des Internets durch die Datenschutzverordnung nun gezähmt?

Für all jene Leser, die mit Computern nicht viel am Hut haben kurz vorab ein paar Bemerkungen zum besseren Verständnis: Computer sind Behausungen, in denen das Internet wohnt. Das Internet ist die Behausung, in dem unsere Kinder wohnen. Und unsere Kinder wohnen – Statistiken zufolge – bis zum 30. Lebensjahr in unseren Behausungen. Weiters: Google ist eine Suchmaschine, die nicht nur Daten für uns im Internet, sondern auch Daten für sich in uns sucht. Und zum Abschluss: Datenschutz ist etwa wie ein Google-Kondom, das kaum einer benutzt, weil man sonst nicht in den Genuss der ganzen Gratis-Apps auf seinem Smartphone kommt.

Am 25. Mai war jedoch Schluss mit dem ungeschützten Datenverkehr. Mit diesem Stichtag mussten die Anforderungen der europaweiten Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) umgesetzt werden. Selbst als Endkunde, der mit derartigen Verordnungen nicht viel anzufangen weiß, bekam man die vergangenen Wochen das Nahen des Doomsdays zu spüren. Richtig bedrohlich fühlte sich die Menge der panikartig versendeten E-Mails an, selbst die renommiertesten Firmen wollten sich rechtlich absichern, bevor der Tag des jüngsten Gerüchtes kurzen Prozess machen würde. Wie 2012, als man aufgrund des Auslaufens des Maya-Kalenders das Ende der Welt prophezeit hat, sieht man nun das Ende des World Wide Webs kommen. Als ob tote Vögel vom Himmel fallen würden, plumpsen nun jede Menge Bittgesuche in den Posteingang des Mailordners, in denen um die Gnade gefleht wurde, seinen Segen zum Newsletter zu geben.

Viele Kunden nutzten die Gunst der Stunde, um die ganzen ungeliebten digitalen Postwurfsendungen ein für alle Mal loszuwerden. Die Freude währte allerdings nur kurz, denn plötzlich begriffen die Kunden, dass sie selbst auch von der DSGVO angesteckt wurden. Jeder User, der einen Internet-Blog über veganes Kochen oder fleischliche Gelüste betreibt und sich über Kommentare freut, muss nun ein Verfahrensverzeichnis führen. Die Zahl der Google-Sucheinträge „Was ist ein Verfahrensverzeichnis“ ist daraufhin rapide angestiegen und fleißige Blogger pausieren erstmals, um kurz ein Jusstudium zu absolvieren.

Es herrscht große Unsicherheit, ob man seine geposteten Urlaubsfotos nun verpixeln muss, um ja keine Touristen oder Berge zu erkennen, die man nicht um Erlaubnis gefragt hat. Mittlerweile muss gefühlte 50-mal angeklickt werden, ob man mit der Verwendung von Cookies tatsächlich einverstanden ist. Und selbstverständlich müssen Ärzte, die zumindest einen einzigen Patienten haben, akribisch genau angeben, was mit den Daten passiert und dürfen an Diabetiker keinesfalls Cookies verfüttern.

Bei aller Aufregung könnte man jedoch auch das tun, was im Wilden Westen so üblich ist: In Deckung gehen, abwarten bis der Rauch verflogen ist und weiterreiten.

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Metadaten
Titel
Angst vor BSE, HPV und DSGVO?
Schlagwort
Tekal
Publikationsdatum
04.06.2018