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Ärzte Woche

06.03.2023 | Studium

Uniklinik in Aussicht?

verfasst von: Josef Broukal

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Was passiert mit den angehenden Medizinerinnen und Medizinern, die mitten in ihrem Studium stecken? Die Kalamitäten, ausgelöst durch die Akkreditierungsgesellschaft AQ Austria, sorgen jedenfalls für Verunsicherung unter den Studierenden. Diese war auf einer Versammlung an der Privatuni zu spüren.

 Am 19. Dezember 2022 kam es für die private Sigmund Freud Universität in Wien (SFU) hageldicht. Die staatliche Akkreditierungsstelle AQ Austria kritisierte das Studium der Humanmedizin. Das Masterstudium beurteilte sie dermaßen kritisch, dass es nicht weitergeführt werden durfte. Begründung: Es wurde der SFU nicht zugetraut, das Studium innerhalb der für Änderungen vorgesehenen Frist von zwei Jahren auf ordentliche Beine zu stellen.

Konkret bemängelten die Gutachter, dass sich die Zahl der Studierenden in den vergangenen Jahren verdreifacht hatte, das Personal aber nicht aufgestockt worden war. Zudem kooperiere die SFU zwar mit mehreren Krankenanstalten, habe jedoch kein eigenes Universitätsklinikum, was einen einheitlichen Ausbildungsstandard schwierig mache. Auch die Räumlichkeiten reichen laut Gutachten nicht mehr aus.

Es ist eine niederschmetternde Nachricht für rund 200 Studierende im dritten und letzten Jahr des Bachelorstudiums. Sie können zwar ihren Bachelor machen, nicht aber den Master, der mit dem Grad Dr. med. univ. abschließt.

Noch in den Weihnachtsferien begann die Leitung der SFU zu reagieren, und das auf mehreren Ebenen.

- Erstens legte ihr Anwalt Armin Bammer beim Bundesverwaltungsgericht Rechtsmittel gegen den Entzug der Akkreditierung des Masterstudiums ein. Argument: Dieser sei überschießend und in einigen zentralen Punkten auch sachlich nicht gerechtfertigt. Die SFU legt Gegengutachten vor, denen zufolge der weitere Betrieb des Masterstudiums möglich und geboten wäre. Gleichzeitig wird aber auch versucht zu verbessern, was der Akkreditierungsstelle AQ Austria missfällt.

- Zweitens setzt die Leitung der Sigmund Freud Privatuniversität einen aufsehenerregenden Schritt: Sie führt informelle Gespräche mit öffentlichen und privaten Medizinuniversitäten in Österreich, um Möglichkeiten für eine Überbrückungslösung auszuloten. Die Absolvent*innen des aktuellen Bachelor-Jahrgangs Humanmedizin sollen an anderen Universitäten ihr Masterstudium aufnehmen können, um später möglichst ohne Zeitverlust das bis dahin neu akkreditierte Masterstudium an der SFU fortsetzen zu können, so der Plan.

Mitte Februar 2023 scheint für die Leitung der SFU offenbar eine solche Lösung bereits in Sicht. Für den 23. Februar werden die betroffenen Studierenden und ihre Eltern zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Eine Teilnehmerin berichtet der „Ärzte Woche“, was im überfüllten Auditorium mitgeteilt wurde.

Rektor Pritz entschuldigt sich

Den Anfang machte SFU-Rektor Prof. Dr. Alfred Pritz. Die Studierendenvertreter hätten ihm gesagt, die Unileitung solle sich entschuldigen. Und das tue er jetzt auch – allerdings nur für das, was die Universität zu verantworten habe. Auch die prüfende Behörde habe Fehler gemacht. Pritz weiter: Es täte ihm leid, dass die Studierenden in solche existenziellen Fragen hineingeworfen wurden durch das Infragestellen ihrer sich gerade aufbauenden Identität als Ärztin oder Arzt. Er hoffe, dass die Universität das wieder gutmachen könne. Man sei jedenfalls dabei und habe Tag und Nacht daran gearbeitet, dass die SFU den Masterstudiengang Humanmedizin so schnell wie möglich neu genehmigt bekommt.

Teach Out soll überbrücken

Für die Studierenden im Master-Programm hatte die Vizedekanin Prof. Dr. Manuela Födinger eine gute Nachricht: Die Unileitung habe es geschafft, diesen Jahrgängen eine Fortsetzung des Studiums im Rahmen eines sogenannten „Teach-Out“ zu ermöglichen. Man habe sich mit der Akkreditierungsstelle genau abgesprochen, nach konkreten Bedingungen gefragt und versucht, sie alle zu erfüllen.

Der „Teach-Out-Plan“ halte für die aktuell bereits im Master Studierenden fest, wie das Medizinstudium an der SFU zu Ende geführt werden könne. Man habe der AQ Austria genau erklärt, welche Lehrveranstaltung für welchen Jahrgang an welchem Ort stattfinden würde. Man habe auch geklärt, wie und wann die Studierenden ihre Prüfungen absolvieren werden können. Das heiße für die bestehenden Master-Studierenden konkret: Das Studium läuft weiter, wie geplant – das Curriculum bleibt, wie es ist. Man habe sich, sagt Professorin Födinger, von der Akkreditierungsstelle bestätigen lassen, dass das Curriculum in Ordnung sei. Es gehe also nur darum, die konkret bemängelten Dinge zu verbessern.

- Erster Schritt: Man habe beim Wiener Gesundheitsstadtrat Hacker nachgefragt, ob es eine Kooperation mit den Wiener Gemeindespitälern geben könne. Hacker habe einfach gesagt: „Go!“ Jetzt werde mit diesen Spitälern das Konzept einer Uniklinik für die SFU entwickelt. Aber man werde auch mit anderen Spitälern kooperieren: mit der Vinzenz-Gruppe, den Barmherzigen Brüdern und der UAVA. Diese seien bereit zu helfen. Födinger meint, diese Krankenhausträger würden nicht kooperieren, wenn sie nicht wüssten, dass die Studierenden an der SFU bisher gut ausgebildet worden sind. Die Kooperationen seien auch wichtig als Gegenargument für den von der AQ Austria behaupteten Mangel an Laborfläche. Sechs Wiener Gemeindespitäler hätten zum Beispiel sechs Labore!

- Zweiter Schritt: Man habe, sagt Födinger, auch der Kritik Rechnung getragen, dass die SFU zu wenig hauptberuflich angestellte Wissenschaftler habe. Man habe bereits mehrere Professuren eingerichtet: für Innere Medizin, Chirurgie, Kinderheilkunde, Dermatologie, Psychiatrie. Nach und nach würden weitere hauptberufliche Professoren angestellt.

Lösung noch im März?

Für die Bachelor-Studierenden arbeitet die Universität an einer Zwischenlösung bis zu dem Zeitpunkt, an dem das Masterstudium von der AQ Austria wieder zugelassen werde. Alles in allem schien die Leitung der SFU optimistisch, dass es bald eine gute Lösung für diese Studierenden geben würde. Diese Hoffnung war offenbar auch der Grund für die Information an die Studierenden und ihre Eltern. Die Uni habe alles versucht, was möglich sei, berichtete Prof. Dr. Michael Smola. Er habe gleich nach den Weihnachtsferien alle österreichischen öffentlichen und privaten Medizinuniversitäten angesprochen. Es sei ihm klar gewesen, dass es „Brösel und Streusel“ geben würde, aber man habe sich davon nicht irritieren lassen. Man werde alles tun und nicht lockerlassen, um eine zeitnahe Lösung für die Bachelor-Studierenden der SFU zu finden. Das werde leider nicht in zwei Wochen erledigt sein, weil es auch für die anderen Universitäten etwas Neues, etwas noch nie Dagewesenes sei. Die SFU müsse daher die Studierenden um etwas bitten, was für sie das Schwierigste sei: Geduld.

Die wichtigste Nachricht kam am Schluss: Man führe bereits konkrete Gespräche mit einer Universität – wolle diese aber nicht über die Zeitungen führen. Der Name dieser Universität werde den Studierenden deshalb nicht genannt. Aber, sagt Smola: Man werde sich freuen, wenn man in zwei, drei Wochen die erlösende Nachricht geben könne, dass sie ihr Studium ohne Verzögerung fortsetzen und abschließen können.

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Metadaten
Titel
Uniklinik in Aussicht?
Schlagwörter
Studium
Universitäten
Publikationsdatum
06.03.2023
Zeitung
Ärzte Woche
Ausgabe 10/2023

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