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Erschienen in: Journal für Gynäkologische Endokrinologie/Österreich 1/2022

Open Access 16.02.2022 | Menopause heute und morgen

Schlafstörungen nach der Menopause

verfasst von: DDr. Iris Holzer

Erschienen in: Gynäkologie in der Praxis | Ausgabe 1/2022

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Der Verlag bleibt in Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutsadressen neutral.
Schlafstörungen zählen zu den häufigsten Beschwerden in der Peri- und Postmenopause und beinhalten Einschlaf- und Durchschlafstörungen sowie vorzeitiges morgendliches Erwachen. Schlafstörungen sind nicht nur mit einer generellen verminderten Lebensqualität verbunden, sie sind außerdem mit negativen gesundheitlichen Folgen wie Adipositas, kardiovaskulären Erkrankungen, Diabetes und Depressionen assoziiert [1, 2]. Die Prävalenz von Schlafstörungen in der Allgemeinbevölkerung liegt bei ungefähr 16–24 %, bei perimenopausalen und postmenopausalen Frauen jedoch bereits bei 39–47 % und 35–60 % [3]. Mehrere Faktoren können mit den postmenopausalen Schlafstörungen in Zusammenhang gebracht werden: die normalen physiologischen Alterungsprozesse, menopausale Symptome wie depressive Verstimmung, Angststörungen, oder gesundheitliche Faktoren wie obstruktive Schlafapnoe oder das Restless-legs-Syndrom. Eindeutig wurde auch der Zusammenhang zwischen vasomotorischen Symptomen wie Hitzewallungen und Schweißausbrüchen und einer reduzierten Schlafqualität belegt [4], welche in weiterer Folge auch zu einem erheblichen Stressfaktor mit negativen Auswirkungen auf Beruf, Sozialleben und Sexualität führt. Neben den biologischen und chronobiologischen Faktoren dürften auch komplexere Themen wie sozioökonomische, psychosoziale und kulturelle Faktoren eine entscheidende Rolle im Auftreten von Schlafstörungen in der Menopause spielen und sollten auch einfühlsam bei einer ausführlichen Anamnese erhoben und besprochen werden.
Der essenzielle Teil der Diagnostik einer Schlafstörung liegt in einem klinischen Interview mit einem standardisierten Fragenbogen, welches unter anderem medizinische, psychiatrische und soziale Gegebenheiten und die derzeitige Lebenssituation und mögliche Stressfaktoren erfasst. Wichtig ist ein Abfragen von begleitenden Wechselbeschwerden wie Schweißausbrüchen, Hitzewallungen, Inkontinenz, Libidoverlust, vaginaler Trockenheit und Depressionen. Außerdem dürfen eine exakte Medikamentenanamnese und die Einnahme von Nikotin, Alkohol und Koffein nicht vergessen werden [5].
Die Östrogentherapie – entweder allein oder als kombinierte Therapie mit einem Progesteron – verbessert nachweislich nicht nur vasomotorische Beschwerden und die Lebensqualität, sondern ebenso die Qualität des Schlafs und reduziert Schlafstörungen durch eine Verringerung der nächtlichen Hitzewallungen und des darauffolgenden nächtlichen Erwachens [6, 7]. Außerdem wirkt orales Progesteron sedativ, was durch einen GABA-agonistischen Effekt verursacht wird. Es kann so die Schlaflosigkeit reduziert werden, ohne jedoch den Tagesablauf negativ zu beeinflussen.
Alternative und hormonfreie Ansätze bei der Behandlung von peri- und postmenopausalen Schlafstörungen liegen in einer Therapie mit Antidepressiva, Benzodiazepinen, Antipsychotika oder Melatonin. Vor allem die Therapie der Schlafstörungen in der Menopause mit Antidepressiva wurde schon eingehender untersucht. Manche Antidepressiva wie Venlafaxin oder Gabapentin verbessern zwar die Stimmung und die vasomotorischen Beschwerden, verstärken aber dafür die Symptome der Schlafstörungen [8, 9]. Zum Selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Inhibitoren (SSRI) Escitalopram wurden bereits mehrere Studien durchgeführt und ein positiver Effekt bei postmenopausalen Frauen mit Hitzewallungen gezeigt. In den USA wurde der SSRI Paroxetin unlängst als erste nichthormonelle Therapie bei moderaten bis schweren Hitzewallungen zugelassen. Dies könnte vor allem ein interessanter Therapieansatz für betroffene Frauen mit Bedenken gegen eine Hormonersatztherapie sein. Eine Metaanalyse untersuchte sieben randomisierte, kontrollierte Studien mit insgesamt 1949 eingeschlossenen peri- und postmenopausalen Frauen mit Schlafstörungen, welche eine Behandlung mit serotonergen Antidepressiva erhielten [10]. Es konnte eine deutliche Verbesserung der Schlafstörungen darunter gezeigt werden, auch bei jenen Frauen ohne depressive Komponente. Die Drop-out-Rate war in den Gruppen mit Placebo und tatsächlicher Therapie ähnlich.
Hingegen sind Mirtazapin und Trazodon für Frauen mit Schlafstörungen ohne Depression nicht empfohlen.
Ein wesentlicher Bestandteil der Therapie von Schlafstörungen liegt außerdem in einer Psycho- und Verhaltenstherapie [11]. Ebenso ist eine Schlafhygiene angeraten, welche eine Reduktion des Schlafs untertags, viel Tageslicht, eine Routine des Zubettgehens und die Vermeidung von Koffein und Nikotin am Abend beinhaltet [11]. Durch einen gesunden Lebensstil können nicht nur menopausale Beschwerden verbessert werden, sondern ebenso die Schlafqualität.
Wie bei allen Frauen im postmenopausalen Alter sind auch bei der Schlafstörung besonders viel Einfühlungsvermögen und ein individueller Therapieplan passend zu der jeweiligen Lebenssituation der Patientin erforderlich.

Einhaltung ethischer Richtlinien

Interessenkonflikt

I. Holzer gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Für diesen Beitrag wurden von der Autorin keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.
Open Access Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden.
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Literatur
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Metadaten
Titel
Schlafstörungen nach der Menopause
verfasst von
DDr. Iris Holzer
Publikationsdatum
16.02.2022
Verlag
Springer Vienna
Erschienen in
Gynäkologie in der Praxis / Ausgabe 1/2022
Print ISSN: 3005-0758
Elektronische ISSN: 3005-0766
DOI
https://doi.org/10.1007/s41974-022-00216-z

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