07.10.2024 | Reizdarm | Originalien
Bewährtes und Neues in der Arzneitherapie des Reizdarmsyndroms
verfasst von:
Prof. Dr. Peter Layer, PD Dr. Viola Andresen
Erschienen in:
Schweizer Gastroenterologie
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Ausgabe 3/2024
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Zusammenfassung
Das Reizdarmsyndrom (RDS) ist eine chronische Erkrankung des Verdauungstrakts mit oft jahrzehntelanger Chronizität. Gleichzeitig ist die Therapie besonders anspruchsvoll, weil ein Behandlungserfolg häufig eine Kombination medikamentöser und nichtmedikamentöser Maßnahmen erfordert. Die Pathomechanismen des RDS sind erst in Ansätzen aufgeklärt, entsprechend fehlen kausal wirksame Therapien weitgehend. Im Gegensatz zu früheren Vorstellungen einer „psychosomatischen Störung“ handelt es sich beim RDS in der großen Mehrzahl der Fälle um eine organische Erkrankung. Die üblicherweise dominierenden Beschwerden sind Darmkrämpfe oder Leibschmerzen, Meteorismus/Flatulenz, Obstipation und Diarrhö. Der Patient sollte von Anfang an umfassend in ein gemeinsames Behandlungskonzept einbezogen werden. Aufgrund des Fehlens kausaler Behandlungsverfahren hat jeder Behandlungsansatz zunächst probatorischen Charakter, bei fehlender Wirkung sollte eine Therapie spätestens nach 3 Monaten beendet werden. Wirksame Behandlungen können als Bedarfs- oder Dauertherapie fortgesetzt, adaptiert und/oder mit weiteren Verfahren kombiniert werden. Es hat sich bewährt, die gezielte medikamentöse Behandlung der dominanten Einzelsymptome durch eher unspezifische, aber oft relevant wirksame Basis- oder Begleittherapien zu ergänzen. Eine solche multimodale Therapiestrategie, in der Allgemeinmaßnahmen, Ernährungs‑, Psycho- und Pharmakotherapien individuell kombiniert werden, ist einer medikamentösen Monotherapie signifikant überlegen. Im vorliegenden Beitrag werden medikamentöse Erst- und Zweitlinientherapien sowie Optionen bei refraktärer Symptomatik beschrieben. Die Wahl der medikamentösen Therapie wird hauptsächlich durch die dominanten Symptome bestimmt. Abhängig von der Symptomkonstellation kann es sinnvoll sein, verschiedene Substanzen zu kombinieren.