10.09.2019 | Originalien
Queering Medicine – Dringlichkeit einer bedürfnisorientierten und evidenzbasierten Transgendergesundheitsversorgung
Erschienen in: Journal für Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel | Ausgabe 3/2019
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Queering Medicine problematisiert die Rolle der Medizin und Psychologie in der Transgendergesundheitsversorgung vor dem Hintergrund einer erheblich belasteten Medizinhistorie zwischen trans Personen und ihren Behandler_innen. Ein Paradigmenwechsel zu einer verbesserten Sorge einer trans Gesundheit gelingt nur, wenn traditionelle Fehlannahmen und Überzeugungen einer Zweigeschlechtlichkeit des Menschen und die Pathologisierung geschlechtlichen Andersseins überwunden werden. Medizin und Psychologie tragen in der Neugestaltung ihrer therapeutischen Beziehung zu trans Personen die Verantwortung, geschlechtliche Individualität menschlichen Seins zu akzeptieren, zu respektieren und wertzuschätzen. Im Text werden die wichtigsten Begrifflichkeiten geklärt. Ein medizingeschichtlicher Exkurs benennt Irrwege einer Medizin, die sich im Umgang mit trans Menschen in den letzten 100 Jahren so schwer getan hat. Der Fokus richtet sich dann auf die jeweiligen Versorgungssituationen in Österreich, Deutschland und der Schweiz, um über Missstände hinaus anhand der Inhalte der Ende 2018 veröffentlichten S3-Leitlinie „Geschlechtsinkongruenz, Geschlechtsdysphorie und Trans-Gesundheit“ den State of the Art in der Behandlung von trans Personen zusammenfassen. Zum Schluss wird auf Inhalte der endokrinologischen Behandlung eingegangen, die im Transitionsprozess von trans Menschen eine zentrale Bedeutung einnimmt. Ein bestmögliches Gelingen der Entwicklungsförderung von trans Menschen setzt als Basis eine trans-positive ärztliche Begleitung in einem funktionierenden interdisziplinären Setting voraus, was in den aktuellen Versorgungsstrukturen in Österreich, Deutschland und Schweiz nur selten realisiert ist.
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