Deutschsprachige und internationale Evidenz
Das Minderheitenstressmodell im Entwicklungskontext
Das vorliegende Scoping Review
Methoden
Einschlusskriterien und Suchstrategie
Typ | Einschlusskriterium |
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Studientyp | 1. In Fachzeitschrift (mit Peer-Review) publizierte qualitative, quantitative oder mixed methods Studie |
2. Publikationsjahr > 1999 | |
Population | 1. Alter: Mittleres oder Medianstichprobenalter < 18 Jahre bzw. Maximalalter von 25 Jahren (Einschluss bei konfligierenden Kriterien; Ausschluss von retrospektiven Studien mit Erwachsenen) |
2. LGBT*-Status: Nicht-heterosexuelle Selbstdefinition: erhoben mittels Selbstberichtitems zu Identität, Verhalten oder sexuelle Anziehung; Transgender-Identität: erhoben mittels Selbstberichtitems oder klinischer Diagnostik von Transsexualität (ICD) bzw. Geschlechtsdysphorie (DSM) | |
Kontext | 1. Studiendurchführung in Österreich (> 50 % der Teilnehmenden zum Erhebungszeitpunkt in Österreich lebend) bzw. Bericht getrennter Ergebnisse für österreichische Substichproben (Ausschluss bei unklarer Stichprobenkomposition) |
Konzept | 1. Erfassung mindestens eines Maßes für die psychische Gesundheit/Belastung oder für allgemeine und minderheitenspezifische psychische Risiko- und Schutzfaktoren |
Studienauswahl
Datenextraktion
Ergebnisse
Studie | ||
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Studienmerkmal | Haid-Stecher et al. 2020 [27] | Kirchner et al. 2022 [9] |
Methodik | Quantitativ | Quantitativ |
N | 69 | 483 |
Datenerhebungsort und -zeitraum | Österreich (Tirol); 2015–2020 | Österreich (Wien und online; 54,66 %); Deutschland (online; 43,89 %); andere Länder (nicht spezifiziert; online; 1,45 %); 2020 |
Stichprobenbeschreibung | Inanspruchnahmepopulation der Spezialambulanz für Geschlechtsdysphorie an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik Innsbruck bzw. Hall in Tirol (Einschluss: mind. Erstgespräch und Fragebogendiagnostik). Diagnostik: Transsexualismus (F64.0) bzw. Störung der Geschlechtsidentität des Kindesalters (F64.2) nach ICD-10 durch Kinder- und Jugendpsychiater_in | Anfallsstichprobe (on site in Wien; ansonsten online) von LGBT*-Jugendlichen und jungen Erwachsenen; Rekrutierung über LGBT*-Organisationen, Influencer_innen, Social Media |
Stichprobenzusammensetzunga | Alter: M = 15,6; SD = 1,3; ab 12 Jahren | Alter: M = 18,96, SD = 2,24 (Interventionsgruppe); M = 19,16, SD = 2,25 (Kontrollgruppe); Range: 14–22 Jahre |
Sexuelle Orientierung: n. b. | Sexuelle Orientierung: 27,54 % bisexuell, 24,22 % schwul, 21,74 % lesbisch, 14,49 % queer, 4,97 % questioning, 4,35 % pan-/omnisexuell, 2,69 % asexuell | |
Geschlechtsidentität: Zuweisungsgeschlecht bei Geburt: 76,8 % weiblich; 23,2 % männlich; Selbstidentifikation: 76,8 % Transjunge; 20,3 % Transmädchen; 2,9 % nicht-binär | Geschlechtsidentität: 52,38 % cisgender weiblich, 26,92 % cisgender männlich, 20,7 % transgender/nonbinary | |
Ethnie/Migrationshintergrund: n. b. | Ethnie/Migrationshintergrund: n. b. | |
Forschungsfragen/-ziele | Vergleich der Identitätsentwicklung (i. S. v. Beeinträchtigungen des Funktionsniveaus) bei transidenten Jugendlichen mit deutschsprachiger Normstichprobe | Wirkung von It Gets Better Suizidpräventionsvideos (mittels RCT) auf Suizidgedanken (primäres Outcome); hilfesuchendes Verhalten in Bezug auf Suizidgedanken, Identitätsherausforderungen/negative Identität, Stimmung, Hoffnungslosigkeit (sekundäre Outcomes); Prüfung moderierender Effekte von Geschlechtsidentität, sexueller Orientierung, depressiven Symptomen; Prüfung mediierender Effekte von Identifikation mit dem/der Video-Protagonist_in |
Hauptbefunde (Autor_innen) | Gesamtstichprobe im Mittel unauffällig (definiert als T < 60) im Vergleich zur Normierungsstichprobe (T = 56,5; Gesamtskala); ns Unterschied zwischen Transjungen und -mädchen | Gesamtstichprobe: Kein signifikanter Interventionseffekt von It Gets Better Suizidpräventionsvideos zu T2 (nach Exposition; d = −0,06) oder T3 (4 Wochen Follow-Up; d = −0,04) |
Identitätsdiffusion in klinisch auffälligem Bereich (T > 60; Gesamtskala) bei 36 % der Stichprobe | T2: Kleiner und positiver Interventionseffekt bezüglich hilfesuchendem Verhalten (d = 0,09); ns zu T3 (d = 0,03) | |
T2: Kurzfristiger Rückgang (nach Exposition) der Suizidgedanken bei nichtbinären/transgender Personen in der Interventionsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe im Ausmaß eines kleinen Effekts (d = −0,10), ns zu T3 (d = −0,05); stärkere Wirkung bei nichtbinären/transgender Personen mit schwerer depressiver Symptomatik | ||
Mediation: Indirekter und kleiner positiver Effekt durch Identifikation mit Protagonist_in (T2) | ||
Limitationen (Autor_innen) | Mittlere Fallzahl | Eingeschränkte Generalisierbarkeit der Stimuli |
Keine Kontrolle für Ausmaß der körperlichen und sozialen Transition | Erhebung kurzzeitiger Effekte bei einmaliger Exposition | |
Selbsturteil ohne zusätzliche fremdanamnestische Beurteilung | Keine stratifizierten Analysen bezüglich Zuweisungsgeschlecht bei Geburt oder Ethnie möglich | |
Substanzieller LTFU von Online-Teilnehmenden (T3) | ||
Niedrige interne Konsistenz für Skala zur Erhebung des hilfesuchenden Verhaltens |