15.06.2021 | Originalien
Prolapschirurgie mit transvaginalen Netzen – aktueller Stand
Erschienen in: Journal für Urologie und Urogynäkologie/Österreich | Ausgabe 2/2021
Einloggen, um Zugang zu erhaltenZusammenfassung
In der Deszensuschirurgie gibt es seit vielen Jahrzehnten etablierte Standardverfahren mit festem Stellenwert (z. B. vaginale sakrospinale Fixierung, Sakrokolpopexie). Der Einsatz von transvaginalen Netzen zur Verringerung deren Rezidivraten war zuletzt wegen der überraschend hohen Komplikationsraten Gegenstand kontroverser Diskussionen. Allerdings bezogen sich die diesbezüglichen Berichte und die folgenden Sicherheitswarnungen und Marktverbote v. a. auf die älteren Netzmaterialien, die mit zu hohem Druck in den Markt gebracht worden waren. Zu den häufigsten Komplikationen zählten Netzerosionen, chronische Schmerzen und Dyspareunie. Die neueren Materialien führten zu besseren Resultaten, die aber noch nicht durch aussagekräftige Langzeitstudien untermauert wurden. Deren Finanzierungsschwierigkeiten lassen wenig Optimismus zu, dass schon bald mehr Klarheit herrscht. Hauptrisikofaktoren für Komplikationen sind falsche Indikation, falsches Material, unerfahrener Operateur und fehlerhafte operative Technik. Dennoch empfiehlt sich auch in erfahrener Hand eine ausführliche und verständliche Aufklärung der Patientin über das Risiko-Nutzen-Verhältnis der Netze und deren Alternativen. Die Risikofaktoren für Komplikationen müssen beachtet werden. Dennoch darf nicht vergessen werden, dass auch die klassischen Operationen Risiken und Komplikationen aufweisen, die allerdings meist leichter zu beheben sind als die der Netze. In den international anerkannten Leitlinien wird der Netzeinsatz aktuell nur in der Sekundärchirurgie empfohlen, als Primäroperation nur bei besonderer Risikokonstellation. Völlig unbeantwortet ist die Frage, wie beim Rezidiv nach netzgestützter Operation vorgegangen werden soll. Ein zweites Netz ist ebenso schwer vorstellbar und machbar wie eine klassische Operation.
Anzeige