Krankenhauspsychiatrie 2005; 16(4): 139-143
DOI: 10.1055/s-2005-870975
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Integration eines Migrationspädagogen in das therapeutische Setting einer Suchtabteilung

Introduction of an Immigrant-Teacher into the Setting of an Addiction Treatment DepartmentM.  Banger1, 2 , J.  Driter1 , V.  Jahn1 , H.  Klumm1
  • 1Abteilung für Suchterkrankungen und Psychotherapie , Rheinische Kliniken Bonn
  • 2Mitglied der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg, Essen
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Publication Date:
02 January 2006 (online)

Zusammenfassung

Aktuell leben ca. 11 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in der Bundesrepublik Deutschland. Die Gruppe der Migranten ist ausgesprochen heterogen. In Bonn stellen Bewohner aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion unter ihnen den größten Anteil. Der Umgang mit Abhängigkeitserkrankungen in diesen Ländern ist völlig anders als der in der Bundesrepublik Deutschland. Hohe Abbruchquoten während einer stationären Entzugsbehandlung bei Abhängigen von legalen und illegalen Drogen in der Suchtabteilung und geringe Weitervermittlungsquoten in stationäre Entwöhnungsbehandlungen bei Spätaussiedlern aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion führten zur Notwendigkeit einer Neukonzeptualisierung. Mit finanzieller Unterstützung der Kommune konnte ein Migrationspädagoge mit eigenem Migrationshintergrund eingestellt werden. Dieser konnte in das Setting der Abteilung integriert werden und hat zu einer deutlichen Professionalisierung im Umgang mit suchtkranken Migranten beigetragen. Zum Stichtag 20.5.2005 werden die im Programm befindlichen Patienten und der phasenspezifische Umgang vorgestellt.

Abstract

Currently about 11 Million people with a history of migration live in Germany. This group is heterogeneous. In the city of Bonn people of the former Soviet union represent the largest proportion. Alcohol and drug dependence in the former Soviet union were treated very differently compared to treatment in Germany. High rates of unregulary demissions, and only a small number of patients who were specifically treated after detoxification demonstrated a quality problem in the department. With financial support of the community of Bonn a teacher from Ukraine was integrated into the multiprofessional team of the department and professionalized the multicultural approach in the department. Data of the patients included in the program are presented.

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Priv.-Doz. Dr. med. Markus Banger

Rheinische Kliniken Bonn · Abteilung für Suchterkrankungen und Psychotherapie

Kaiser-Karl-Ring 20

53111 Bonn

Phone: 0228-551-2278 ·

Email: markus.banger@lvr.de

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