Gesundheitswesen 2005; 67 - 31
DOI: 10.1055/s-2005-865553

Querschnittsaufgabe Gesundheitsbildung

E Horstkotte 1, E Zimmermann 1
  • 1Sozialpädiatrische Abteilung, Kommunale Gesundheitsberichterstattung, Gesundheitsamt Bremen

Bundesweit verlassen mindestens 10% aller Schüler eines Altersjahrgangs die Schule ohne Abschluss und damit ohne Aussicht auf einen Ausbildungsplatz. Etwa 2/3 dieser Jugendlichen ist männlich, mindestens jeder 5. Schulabbrecher ist ausländischer Herkunft.

In Bremen bekommen diese Jugendlichen eine zweite Chance in ausbildungsvorbereitenden Bildungsgängen, in denen sie den Hauptschulabschluss nachholen sowie gleichzeitig eine berufliche Grundbildung beginnen können. Zu Beginn dieser Ausbildung bietet der Schulärztliche Dienst diesen in der Regel psychosozial stark gefährdeten Jugendlichen eine berufsorientierte Gesundheitsvorsorgeuntersuchung an.

Die Untersuchungsbefunde weisen auf hohe gesundheitliche Belastungen und geringe personale Ressourcen dieser stark gefährdeten Jugendlichen hin. So leiden etwa 30% der Jugendlichen an Allergien, Haut- und orthopädischen Erkrankungen, die häufigsten Ursachen für Berufsabbrüche und Frühinvalidität. Die überwiegende Zahl der Jugendlichen klagt über psychosomatische Beschwerden. Das gesundheitliche Risikoverhalten, gemessen am Konsum von Tabak und Alkohol ist alarmierend.

Brüche in der Sozialbiographie, Schule als Abwärtsspirale mit Frustration und Enttäuschung erlebt sowie mangelnde Aussichten auf eine Berufsausbildung verunsichern und demotivieren diese Jugendlichen. Förderansätze mit dem Ziel einer Stärkung der persönlichen Ressourcen zur Lebensbewältigung und Vermittlung psychosozialer Schlüsselqualifikationen scheinen deshalb erfolgversprechend. Als Grundlage für weiteres Lernen sollte der Schwerpunkt der Wissensvermittlung auf eine positive Verstärkung vorhandener Fähigkeiten, der Stärkung der eigenen Persönlichkeit und der Kompetenzerweiterung im Alltag gelegt werden.

Die Stärkung der persönliche Ressourcen zur Lebensbewältigung muss von den Akteuren aus Bildung, Soziales und Gesundheit als Querschnittsaufgabe „Gesundheitsbildung“ verstanden werden. Anzustreben sind Kooperationen mit Krankenkassen und anderen Partnern im Setting Schule, dazu gehört auch das Einwerben von Mitteln. Das geplante neue Präventionsgesetz bietet dafür eine gute Grundlage. Die Investitionen in Präventionsprojekte, die im geschützten Raum Schule für diese Gruppe benachteiligter Jugendlicher angeboten werden sollen, sind minimal im Vergleich zu den Folgekosten durch chronische Erkrankungen, Erwerbslosigkeit und deren gesellschaftliche Konsequenzen.