Gesundheitswesen 2005; 67 - 26
DOI: 10.1055/s-2005-865548

Cluster von Meningokokkenerkrankungen im Allgäu – Interventionsstrategien

W Hautmann 1, I Harms 1, MS Ludwig 1, A Heißenhuber 1, R Rinder 1, M Wildner 1
  • 1Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim

Im Frühjahr 2004 wurde im Allgäu eine Häufung von invasiven Meningokokkenerkrankungen beobachtet. Untersuchungen der Isolate ergaben, dass 4 Erkrankungen in benachbarten Gemeinden des Landkreises Oberallgäu durch einen identischen Stamm des Serotyps C verursacht waren. Es handelte sich um eine überaus seltene Variante des sog. ET-15-Klons, der bereits in der Vergangenheit mehrfach für Ausbrüche schwerer Meningokokkeninfektionen insbesondere unter Jugendlichen verantwortlich war, z.B. 1998 in Rottal/Inn, 1999–2000 in Karlsruhe und 2003 in Schwerte. Für die Gesundheitsbehörden stellte sich die Frage, welche Interventionsstrategien in der konkreten Situation sinnvoll und angemessen waren.

Durch das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) wurde eine epidemiologische Bewertung der Situation unter Zugrundelegung der Empfehlungen der Ständigen Impfkommission und der Empfehlung des Advisory Committees on Immunization Practices der CDC vorgenommen. Nach übereinstimmender Auffassung des LGL, des Robert Koch-Instituts und des Nationalen Referenzzentrums für Meningokokken war in der konkreten Situation das Vorliegen einer Impfindikation i.S. von § 20 Abs. 5 Infektionsschutzgesetz gegeben. Auf der Basis dieser Bewertung wurde durch die zuständige oberste Landesgesundheitsbehörde eine öffentliche Impfempfehlung ausgesprochen und das Gesundheitsamt des Landkreises Oberallgäu mit der Durchführung einer Impfaktion beauftragt...

Vom Gesundheitsamt wurden öffentliche Impftermine in den betroffenen Gemeinden angeboten Zielgruppe waren Säuglinge, Kinder, Jugendliche und Erwachsene bis zum vollendeten 20. Lebensjahr, die in den betroffenen Gemeinden im nördlichen Landkreis Oberallgäu wohnten, sowie Kontaktpersonen von Erkrankten und Personen der genannten Altersgruppe, welche Gemeinschaftseinrichtungen in den betroffenen Gemeinden besuchten. Über die Durchführung der Impfaktion wird im Vortrag berichtet.