Klin Monbl Augenheilkd 2004; 221(8): 683
DOI: 10.1055/s-2004-813013
Editorial

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Kann der N. opticus nach Trauma regenerieren?

Can the optic nerve regenerate after trauma?G. I. W. Duncker1
  • 1Universitäts-Augenklinik, Halle
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Publication Date:
02 September 2004 (online)

„Nerven des zentralen Nervensystems, wozu auch der Nervus opticus zählt, sind nicht regenerationsfähig!” - So oder ähnlich lautet ein medizinisches Dogma, das in der Form heute jedoch nicht mehr aufrechterhalten werden kann. Neue funktionelle, insbesondere elektrophysiologische Befunde nach Regeneration von durchtrennten Optikusaxonen zeigen, dass - zumindest tierexperimentell - auch eine funktionelle Regeneration durchtrennter Optikusanteile möglich ist. In der folgenden, faszinierenden Übersicht stellen Heiduschka, Fischer und Thanos [1] die unterschiedlichen tierexperimentellen Befunde nach Durchtrennung des Sehnervs mit und ohne Einnähung eines peripheren Nerventransplantats vor.

Den unterschiedlichen Möglichkeiten einer traumatischen Schädigung des Sehnervs mit einer umfassenden Darstellung des apoptotischen Zelltods im Bereich der retinalen Ganglienzellen folgt eine detaillierte Beschreibung des chirurgischen Vorgehens einer experimentellen Traumatisierung des Sehnervs am Rattenmodell mit den unterschiedlichen Möglichkeiten des Einsatzes neuroprotektiver Substanzen. Die Autoren legen auch experimentelle Ergebnisse zur Bewertung unterschiedlicher Glukokortikoidformulierungen für die Unterstützung der Regeneration von Axonen vor.

Die beschriebenen experimentellen Befunde zur Sehnervenregeneration belegen nachdrücklich, dass eine Optikusregeneration nach Trauma auch klinisch in den Bereich des Möglichen rückt. Die Arbeit von Heiduschka u. Mitarb. mag auch als Beleg dafür angeführt werden, dass die Berechtigung pharmakologischer Ansätze - beispielsweise die Megadosis von Glukokortikoiden bei Optikustrauma - sich tierexperimentell viel klarer beantworten lässt, als dies durch kasuistische Beobachtungen oder auch prospektive Studien bei völlig heterogenem Krankengut möglich ist. Das Verdienst der Arbeit von Heiduschka u. Mitarb. ist es, auch für den vorwiegend praktisch-klinisch tätigen Ophthalmologen in verständlicher Weise die experimentellen Befunde zur Axon-Regeneration und Neuroprotektion nach Trauma und Durchtrennung des Nervus opticus vorzustellen.

Literatur

  • 1 Heiduschka P, Fischer D, Thanos S. Neuroprotektion und Regeneration nach Durchtrennung des Sehnervs.  Klin Monatsbl Augenheilk. 2004;  221 684-701

Prof. Dr. med. Gernot I. W. Duncker

Universitäts-Augenklinik

Magdeburger Str. 8

06112 Halle/Saale

Email: gernot.duncker@medizin.uni-halle.de

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