Zentralbl Chir 2002; 127(3): 164
DOI: 10.1055/s-2002-24258
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Schulterchirurgie - derzeitiger Stand und zukünftige Entwicklungen

Shoulder Surgery - State of the Art and Future DevelopmentH.-J. Oestern
  • Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Allgemeines Krankenhaus Celle
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Publication Date:
04 April 2002 (online)

Die Schulterchirurgie hat in den letzten Jahren eine sehr stürmische Entwicklung in Deutschland genommen. Dies basiert auf einer verbesserten Diagnostik, einer subtileren Untersuchungstechnik, sowie auf sehr differenzierten apparativen Untersuchungsmethoden. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben jedoch auch gezeigt, dass das alleinige Vertrauen auf NMR und CT nicht zu hundertprozentig korrekten Ergebnissen führt und hier die Kosten-Nutzen-Analyse sehr streng abgewogen werden muss.

Nach dem anfänglichen Enthusiasmus für die arthroskopischen Instabilitätsoperationen und der anschließenden Ernüchterung, hat die genaue Analyse der Pathomorphologie mit ihren unterschiedlichen Formen von der traumatischen bis zur multidirektionalen Instabilität zu einer zunehmenden Verbesserung der Ergebnisse beigetragen. Differenziertere Operationstechniken mit indikationsadaptierten arthroskopischen Verfahren haben heute zu vergleichbaren Ergebnissen von arthroskopischen und offenen Verfahren geführt.

Während heute die arthroskopische Technik der subacromialen Dekompression zur Behandlung des Impingementsyndroms etabliert ist, ergeben sich noch erhebliche Vorbehalte gegen das rein konservative Behandlungsverfahren der Acromioclaviculargelenksinstabilität. Trotz klarer Untersuchungsergebnisse wird nach einer kürzlich erschienenen Untersuchung die AC-Gelenksverletzung in Deutschland noch überwiegend operativ versorgt. Auch hier sind sicherlich in den kommenden Jahren Veränderungen zu erwarten.

Dies gilt auch für die Schulterendoprothetik. Während in den USA, Frankreich und der Schweiz ein vergleichsweise Vielfaches an Schulterprothesen implantiert wird, sind in Deutschland die Anwender noch sehr zurückhaltend. Dies unterstreichen eigene Untersuchungen und eine Analyse unter 85 großen orthopädischen und unfallchirurgischen Kliniken. Nur 12-15 Schulterprothesen wurden im Durchschnitt pro Jahr und Klinik implantiert und über 25 verschiedene Prothesenmodelle wurden verwendet. Abgesehen von einigen sehr erfahrenen Schulterkliniken sind damit insgesamt die Ergebnisse weniger zufriedenstellend. Im Vergleich beispielsweise zu den USA wird in Deutschland offensichtlich der osteosynthetischen Versorgung der proximalen Humerusfrakturen ein breiterer Raum eingeräumt. Die Erfahrungen spezialisierter Zentren zeigen jedoch die Gleichwertigkeit der Ergebnisse, häufig sogar die Überlegenheit endoprothetischer Versorgung gegenüber den Osteosynthesen.

Ätiologie und Pathogenese der Rotatorenmanschettenruptur werden heute einer differenzierteren Betrachtung unterworfen.

Die auch gutachterlich häufig dominierende degenerative Form der Rotatorenmanschettenruptur ist einer differenzierteren Betrachtungsweise gewichen, die auch klare Gesichtspunkte für eine traumatische Rotatorenmanschettenruptur darlegt.

Die Versorgung der Rotatorenmanschettenruptur ist in den letzten Jahren ebenfalls einem erheblichen Wandel unterworfen. Offene und arthroskopisch assistierte Verfahren konkurrieren miteinander.

Insgesamt soll dieses Heft den Stand einzelner diagnostischer und operativer Verfahren darstellen und einen Ausblick geben auf die zukünftigen Entwicklungen in der Schulterchirurgie.

Prof. Dr. H.-J. Oestern

Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie

Allgemeines Krankenhaus Celle

Siemensplatz 4

29223 Celle

Phone: 0 51 41/72 11 01

Fax: 0 51 41/72 11 09

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