Dtsch Med Wochenschr 2016; 141(22): 1607
DOI: 10.1055/s-0042-114598
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Betahistin reduziert Schwindelsymptome

Peter Pommer
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Publication Date:
04 November 2016 (online)

Einleitung | Schwindel ist ein häufig auftretendes Symptom unterschiedlicher Ätiologie, das zu starker Beeinträchtigung alltäglicher Aktivitäten und des Wohlbefindens führen kann. Wird die Ursache im Innenohr vermutet, was häufig der Fall ist, versucht man oft eine Behandlung mit Betahistin. Cochrane Autoren gehen in einem neuen Review der Frage nach, ob Betahistin die Schwindelsymptomatik unterschiedlicher Genese verbessert.

Studien | In das Review wurden randomisierte kontrollierte Studien eingeschlossen, in denen bei Patienten mit Schwindel im Rahmen neuro-otologischer Diagnosen Betahistin mit Placebo verglichen wurde. Als primärer Endpunkt galt die Verbesserung des Schwindels hinsichtlich Intensität, Häufigkeit und Dauer. Es wurden Daten von 1025 Patienten aus 17 Studien eingeschlossen, von denen 5 Studien mit 458 Patienten bisher unpubliziert waren. Das Risiko für Bias der meisten Studien bewerteten die Autoren als hoch, in einigen Fällen als unklar. Hinsichtlich der Symptombesserung und unerwünschter Ereignisse war die Qualität der Evidenz nach GRADE niedrig.

Ergebnisse | Betahistin schien im Vergleich zu Placebo häufiger eine Reduktion der Schwindelsymptome zu erreichen (Relatives Risiko [RR]: 1,30; 95 %-KI [1,05–1,60]; n = 606). Wegen hoher statistischer Heterogenität raten die Autoren zu zurückhaltender Interpretation dieses Ergebnisses. In beiden Therapiearmen litten die Patienten gleich häufig an unerwünschten Ereignissen, vor allem gastrointestinalen Beschwerden und Kopfschmerzen (RR: 1,03 [0,76–1,40]; n = 819). Auch die Zahl der Therapieabbrüche unterschied sich nicht zwischen beiden Gruppen. Die 3 Studien, die objektive vestibuläre Funktionstests einsetzten, hatten wenige Teilnehmer und unterschiedliche Methoden, sodass die Ergebnisse nicht eindeutig waren. Angaben zu Lebensqualität und Sturzhäufigkeit wurden in keiner Studie berichtet.

Bei niedriger Qualität der Evidenz lassen die analysierten Studien vermuten, dass Betahistin Schwindelsymptome unterschiedlicher Ätiologie verbessert. Betahistin ist sicher und verträglich. Zukünftige Untersuchungen sollten methodisch hochwertiger sein und auch patientenrelevante Endpunkte wie Lebensqualität und Sturzhäufigkeit berücksichtigen.