Zentralbl Chir 2013; 138(05): 502-503
DOI: 10.1055/s-0033-1350958
Editorial
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gefäßchirurgische/-medizinische Themen 2013 – anhaltende, gut entwickelte wissenschaftliche Publizistik und ungebrochenes wissenschaftliches Interesse

Vascular Surgical/Medical Topics 2013 - Sustained, Well-Developed Scientific Journalism and Unabated Scientific Interest
F. Meyer
,
W. Hepp
Further Information

Publication History

Publication Date:
22 October 2013 (online)

Der publizistische Zuspruch zu gefäßmedizinischen/-chirurgischen Themen ist ungebrochen:

  1. Neben der bewährten Handhabe, zu ausgewählten Spitzenthemen aus dem vorjährigen gefäßmedizinischen Symposium (November 2012 [1], [2], [3]) die Referenten für Folgemanuskripte zu interessieren, dem in überwiegendem Maße konstruktiv entsprochen wurde, sind thematisch geeignete und passende, gefäßmedizinisch geprägte Artikel wiederum aus dem Stehsatz zugeordnet worden. Diese vermitteln allein schon in ihrer thematischen Auflistung einen exzellenten Eindruck hinsichtlich einiger, aktuell und rege diskutierter „hot topics“.

  2. Das wiederum vorgestellte Konzept der selektiven Themenrekrutierung erscheint sehr bewährt, nachhaltig und zukunftsträchtig. Es stellte einen beredten Ausdruck für das immense Interesse der letztjährigen Symposiumsteilnehmer [1] an der gefäßchirurgischen Themenheftausgabe, Heft-Nr. 5/2012, des „Zentralbl Chir“ dar, die zügig vergriffen war. Das wiederum war nicht zuletzt Beweis auch für das noch durchaus gegebene Interesse an einer gedruckten Zeitschrift!

Daneben befindet sich das traditionelle Berliner „Gefäßmedizinische Symposium“ mit angestammtem Veranstaltungszeitraum Anfang November nach moderater Profiländerung weiter im aufmerksamen Fokus der vielen, teils langjährigen Besucher. Das diesjährige Treffen der deutschen, deutschsprachigen und europäischen Gefäßspezialisten wirft seine Schatten voraus.

Dieses Editorial soll daher

  • Reminiszenz des letztjährigen Symposiums,

  • Einstimmung zum diesjährigen Meeting, als auch

  • eine hoffentlich gelungene thematisch-ankündigende Ergänzung zum letzt- und diesjährigen Themenkreis mit Kurzcharakteristiken der im Heft enthaltenen Artikel

bereitstellen. Darin soll man in der Kongresspause, am Abend eines Kongresstages und bei wünschenswert erzieltem Interesse auch darüber hinaus gern hineinschauen, blättern und die publizistischen Highlights studieren.

In bewährter Weise ist das Heft auch entsprechend der üblichen internen Vorgabe in die dominierenden „Übersichten“ und „Originalarbeiten“ untergliedert.

Schon auf dem Deckblatt wird schlaglichtartig auf zweifellos als solche einzustufende Leitthemen (allesamt Übersichten) des vorliegenden Heftes zu

  • „Interdisziplinäre, organorientierte Klinik für Gefäßmedizin“,

  • „Angio-Hybrid-Operationsraum“ und

  • „arterielle Homografts für die aortale Gefäßprotheseninfektion“

aufmerksam gemacht. Des Weiteren:

  • Gleich vorn wird von Diener et al. (Gruppe Debus, Hamburg) umrissen, wie die konzeptionelle Entwicklung eines Gefäßzentrums zur zukunftsgewappneten „Interdisziplinären Organ-orientierten Klinik für Gefäßmedizin“ in der Kombination von Gefäßchirurgie, Endovaskulartherapie und Angiologie – hier im Uniklinikmaßstab – aussehen kann. Die Etablierung separater gefäßchirurgischer Kliniken mit Eigenprofil ist ja ein bereits langjährig verfolgtes und anhaltend aktuelles Ziel.

  • Der Angio-Hybrid-Operationsraum (Verhoeven & Mitarbeiter, Nürnberg) als Vorteilskombination von „hoher Bildqualität bei stationären Angiografiesystemen“ mit den hohen Hygienestandards d(ies)es OP-Umfeldes stellt eine mittlerweile fast unabdingbare Voraussetzung im Management des gefäßmedizinischen Erkrankungsprofils dar, nicht zuletzt durch den „Fortschritt der endovaskulären Techniken“. Hervorhebenswert sind die Vorschläge zu anderenorts (z. B. Großbritannien) leitlinienbasierten Eingriffsklassen, die „einen Angio-Hybrid-Op voraussetz(t)en“ – siehe dort.

  • Kari et al. (Universitäres Herzzentrum Freiburg-Bad Krozingen) setzen fort mit dem von ihnen favorisierten Konzept des „zweizeitigen Vorgehens zur Reduktion der spinalen Ischämie bei der Ausschaltung thorakoabdomineller Aortenaneurysmen …“, womit ein ausgezeichneter Überblick klinischer und experimenteller Studien zu diesem Herangehen bereitgestellt wird. Dieses setzt auf das „Collateral Network Concept“ im perivertebralen Stromgebiet.

  • Immer wiederkehrendes Alltagsproblem ist die Gefäßinfektion bzw. infiziertes Gefäßprothesenmaterial, dem sich Fellmer et al. aus Leipzig stellen. Die hierfür seit 2003 verwendeten kryokonservierten Allografts (bis 2003 auch „frisch“) können kompetent auch in zentraler Position bei „Aortic Graft Infection“ Verwendung finden, wobei interessanterweise die Versorgung außerhalb der EU weniger limitiert zu sein scheint.

  • Ein stets herausforderndes Thema im gefäßmedizinisch-klinischen Alltag wie publizistisch ist die plastisch-chirurgische Versorgung „vaskulärer Wunden“ an den Extremitäten, die mit kombinierten Revaskularisationsmaßnahmen einhergehen müssen. Hierdurch wird der Erfolgsanspruch durch die Vielzahl einfließender Behandlungsaspekte (präinterventionelles/-operatives konservatives Wundmanagement [z. B. auch mit modernen Wundauflagen], Hauttransplantate, fachgebietsüberschreitende Strategiefestlegung, interdisziplinäres Vorgehen, gestielte oder mikrochirurgisch zu anastomosierende freie Lappen in Kombination mit revaskularisierenden Interventionen oder Bypasschirurgie etc.) weiter erhöht – Gruppe um Lang (Gefäßchirurgie) und Horch (plastische Chirurgie)/Erlangen.

  • Abgerundet wird das Segment der Übersichtsarbeiten mit Ausführungen von Tessarek (Lingen) zur CO2-Angiografie bei EVAR-Prozeduren, einer geeigneten Alternative gerade bei gefäßkranken Patienten. Diese weisen ja nicht selten schwerere Begleiterkrankungen (z. B. Niere, Schilddrüse) auf. Des Weiteren widmeten sich H. Lode et al. (Charité – Berlin) dem Problem „Multiresistente Erreger – eine infektiologische Herausforderung“, das mittlerweile durchaus wiederkehrendes Thema in bereits mehreren Facetten beim „Zentralbl Chir“ geworden ist.

  • Drei Originalarbeiten füllen die nächste Sparte – im Einzelnen zu folgenden Themen:

    • isoliertes Iliakalarterienaneurysma (Halloul et al. – Magdeburg) – die Autoren weisen auf die zunehmend individualisierten Versorgungsmöglichkeiten, wie bereits im Titel des Artikels anklingend, hin. Sie setzen einen aus didaktischer Sicht exzellenten und anschauenswerten Algorithmus ans Ende ihrer Ausführungen zur bemerkenswerten Kohorte von immerhin 35 Patienten.

    • „Gefäßchirurgischer Notfall – Herausforderung an die lokale Infrastruktur“ von Weidenhagen und Koautoren (Gruppe München-Großhadern) – sie orientieren auf den immensen Anspruch der lokalen Infrastruktur (insbesondere flexibel verfügbare ITS-Bettenkapazität; versierte, erfahrene Gefäßchirurgen/-interventionalisten).

    • „Management von Shuntthrombosen“ von Hanzlick (Regensburg), der sich der sehr anspruchsvollen, aber gelungenen systematisierenden Aufarbeitung der breiten Fächerung von Shuntanlagearten und ihren thromboseassoziierten Flowproblemen des gefäßchirurgisch revidierenden Managements stellt – Eckpfeiler: Neuanlage, Thrombektomie und venöse Neuanastomosierung, Maximalversorgung (im Bedarfsfall) bei „aufgeschobener Dringlichkeit“.

  • Komplettierung erfährt das Heft durch einen „Kommentar“ von Wissgott (Westküstenklinikum Heide) zu Publikationen über „Möglichkeiten der interventionellen Revaskularisation … mit dem Rotarex-System“ sowie eine Nachschau (ausschließlich elektronische Publikation) des letztjährigen 28. Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie. Jenem Kongress stand unser journalseitiges Beiratsmitglied Prof. Schmitz-Rixen (Frankfurt am Main) als Präsident vor, der auch für den Beitrag mit seinem Kongresssekretär Adili (jetzt Darmstadt) verantwortlich zeichnete.

Wie schon letztjährig festgestellt, es ist wieder ein sehr kompaktes gefäßchirurgisches/-medizinisches Themenheft entstanden, zu dessen erkenntnisreicher Lektüre wir Ihnen viel Freude wünschen.

F. Meyer, Magdeburg
W. Hepp, Haan