Zeitschrift für Palliativmedizin 2013; 14(1): 17
DOI: 10.1055/s-0032-1319109
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Buchbesprechung – Wie viel Tod verträgt das Team? Belastungs- und Schutzfaktoren in Hospizarbeit und Palliativmedizin

Contributor(s):
Christian Leuschner
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Publication History

Publication Date:
11 January 2013 (online)

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Monika Müller und David PfisterWie viel Tod verträgt das Team? Belastungs- und Schutzfaktoren in Hospizarbeit und Palliativmedizin2012; 318 Seiten, Vandenhoeck & Ruprecht, 29,95€, ISBN 978-3-525-40341-9

Zusammen mit den beiden Herausgebern haben 32 Autorinnen und Autoren in einer sich schnell erschließenden und überaus fruchtbaren Synthese umfassend zu allen Aspekten der palliativmedizinischen und hospizlichen Arbeit beigetragen. Es liegt ein Buch ‚aus einem Guss’ vor, dem es gelungen ist, auf dem Boden wissenschaftlicher Kriterien unter der Auswertung der Studie „Wieviel Tod verträgt das Team“ (2009) deren Ergebnisse in einen lebensnahen Zusammenhang zur Arbeit vor Ort zu bringen. Der naturgemäß primär auf belastende Faktoren gerichtete Blick erfährt in der intensiven Auseinandersetzung mit stärkenden und als Ressourcen zu nutzenden Arbeitsinhalten ein wohltuendes und bejahendes Erfülltsein mit Sinn.

In den vier Kapiteln „Was auf uns lastet“, „Zeichen der Erschöpfung“, „Was uns schützt“ sowie „Vom (V)Ertragen zum Ertrag“ kommen nach jeweils einem faktenreichen Übersichtsbeitrag Menschen direkt aus ihrem praktischen Tun zu Wort. Viele Überschriften allein machen neugierig auf die Beschäftigung mit dem ‚perimortalen Omnikompetenzsyndrom’, „Irgendwann haben wir nicht mehr gezählt“ – zur Häufung von Todesfällen, „Immer wenn Du da bist, herrscht hier das Chaos“ zu Vorwürfen und Beschuldigungsmustern als Belastungssymptome, dann ‚Der entlastende Blick. Supervision als Schutzfaktor’, „Zwischen dem Sterbe-Leben und dem Lebe-Leben“ sowie ‚Gibt es einen Ertrag von soviel Todesberührung?’. Diese Zitate stehen pars pro toto für kluge Beobachtungen und Erlebnisse, Anregungen und Handlungsorientierungen. Die beiden Herausgeber wünschen in den Vorbemerkungen uns als Lesern des Buches, dass wir uns in manchen Darstellungen wieder erkennen und uns im Kreis der berichtenden Kollegen aufgehoben fühlen, dass wir Bestätigung erfahren für eigene Empfindungen uns bisherige Einschätzungen und gleichzeitig auch Denkangebote entnehmen, mit den besonderen Belastungen vielleicht neu und anders umzugehen. Diesen Wünschen kommt dieses wichtige Buch in seiner sehr klaren Haltung zum und im palliativmedizinischen und hospizlichen Tun überaus bereichernd nach. Zu den Zielgruppen für diese bereichernde Lektüre sollten neben den genuinen Arbeitsfeldern Palliativstation und Hospiz dringend auch hämatologisch-onkologische Praxen sowie hausärztliche Praxen mit ihrer Versorgung von Hospizen gehören, des weiteren auch alle psychoonkologisch Tätigen.

Dr. med. Christian Leuschner, Hamburg

 
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