Zentralbl Chir 2013; 138(2): 157-163
DOI: 10.1055/s-0031-1283779
Aus Wissenschaft und Forschung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Perspektiven der Chirurgischen Forschung 2020 – eine kritische Bestandsaufnahme und eine Aufforderung zum Handeln in einer sich verändernden Forschungslandschaft

Perspectives of Surgical Research 2020 – A Critical Analysis and Request for Action in a Changing Research Landscape
E. Neugebauer
Universität Witten / Herdecke, Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Köln, Deutschland
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Publication Date:
05 April 2013 (online)

Einführung

Fünfzig Jahre Chirurgische Forschung in Deutschland – Quo vadis? so hatten wir unser Symposium anlässlich der 50-Jahr-Feier der Gründung der ersten Abteilung für Experimentelle Chirurgie in Deutschland im Mai 1960 durch die Professoren Heberer und Bretschneider in Köln überschrieben. 
Zukunftsantworten zu geben sind, wie wir alle wissen, mit einem hohen Maß an Risiko behaftet, falsch zu sein. Denken Sie nur an Rutherford 1876, der auf die Erfindung des Telefons geantwortet haben soll: „Wer will so was?“ oder Charly Chaplin, der zur Einführung des Tonfilms aus Eigenschutz geantwortet hat: „Ganz nett, aber das ist nur eine Zeiterscheinung“. 
Der Zukunftsdenker und Erfinder von Zukunftswerkstätten (1952) Robert Jungk (1913–1994) gibt eine Antwort, die einen Gestaltungsspielraum auch aus der Gegenwart erlaubt, indem er sagt: „Die Zukunft ist keine sauber von der jeweiligen Gegenwart abgelöste Utopie: Die Zukunft hat schon begonnen. Aber noch kann sie, wenn rechtzeitig erkannt, verändert werden.“ Das macht Hoffnung! 
Antoine de Saint-Exupéry in „Die Stadt in der Wüste“ lässt ebenfalls Gestaltungsmöglichkeiten zu. Zitat: „Die Zukunft soll man nicht voraussehen wollen, sondern möglich machen“. 
In diesem Sinne möchte ich versuchen, Antworten darauf zu geben, wie wir die Zukunft gestalten oder zumindest mit gestalten sollten. Welche Perspektive hat die Chirurgische Forschung in einem sich dramatisch ändernden und stark regulierten Forschungsumfeld? Weitermachen wie bisher trotz teils hervorragender Einzelleistungen in der Chirurgischen Forschung, geht nicht mehr. Mitgestalten geht aber nur, wenn wir uns bewusst machen, was schon gestaltet ist. Ich werde deshalb im folgenden Kapitel, quasi zur Bewusstmachung, kurz auf die derzeitigen Förderschwerpunkte im Gesundheitswesen eingehen.