Psychiatr Prax 2011; 38(4): 205-207
DOI: 10.1055/s-0031-1278683
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Ein neues Behandlungsmodell für Psychosen im Havelland

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Publication Date:
06 May 2011 (online)

 

Ende 2006 wurde an der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Havelland Kliniken GmbH am Standort Nauen ein Modell der bedürf nisangepassten Behandlung nach finnischem Vorbild entwickelt, das sich durch perspektivische Offenheit, eine hermeneutische Zugehensweise und systemische Kontextualisierung psychiatrischer Phänomene auszeichnet.

Zentrale Charakteristika:

ambulante Behandlung wird vorrangig, stationäre Behandlung nur als ein (nachrangiges) Angebot genutzt, die Dauer unbehandelter psychischer Krisen soll deutlich gesenkt werden, was vor allem die informierte Zusammenarbeit mit Hausärzten, Schulen, Ausbildungsinstitutionen u.a. Mitwirkenden im Gesundheitswesen voraussetzt, die Behandlung von Krisen wird möglichst im Lebensumfeld der Patienten unter Einbeziehung der wesentlichen Bezugspersonen durchgeführt, speziell geschulte Teams übernehmen die Behandlungsführung i.S. einer Beziehungskontinuität am Ort des jeweiligen Bedürfnisses, als Qualifizierungsmaßnahme wird eine verpflichtende Aus- und Weiterbildung in systemisch orientierten familien- und netzwerktherapeutischen Methoden berufsgruppenübergreifend für alle Mitarbeiter angeboten, der ambulante Bereich soll durch den Ausbau von Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten gestärkt werden, die Nutzer- und Angehörigenperspektive entwickelt sich zu einem integralen Element des Miteinanders, eine zu den Belangen des Modells passende Finanzierungform ist zu suchen, die ethische Grundlage wird durch den Dialog aller Beteiligten, Abschied von der Expertenposition der Fachleute mit respektvollem Anerkennen der Expertise jedes Einzelnen als Wertschätzung der Polyphonie im jeweiligen Netzwerk gebildet.

Das Modell orientiert sich an einem in Westlappland etablierten Vorgehen. Dort wird seit 25 Jahren das bedürfnisangepasste Behandlungsmodell nach Alanen realisiert. In ein ursprünglich psychoanalytisches Vorgehen wurden Elemente der systemischen Familientherapie integriert ("Open Dialogue").

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