Rehabilitation (Stuttg) 2011; 50(2): 74-85
DOI: 10.1055/s-0030-1261900
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Stufenweise Wiedereingliederung zulasten der gesetzlichen Rentenversicherung – Ergebnisse umfassender Routinedatenanalysen und Teilnehmerbefragungen

Stepwise Occupational Reintegration under the German Pension Insurance Scheme – Results of Comprehensive Routine Data Analyses and Participants SurveysW. Bürger1 , N. Glaser-Möller2 , B. Kulick3 , C. Pallenberg4 , M. Stapel3
  • 1FBG Forschung und Beratung im Gesundheitswesen, Karlsruhe
  • 2Deutsche Rentenversicherung Nord, Lübeck
  • 3Deutsche Rentenversicherung Rheinland-Pfalz, Speyer
  • 4Deutsche Rentenversicherung Bund, Berlin
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Publication History

Publication Date:
18 April 2011 (online)

Zusammenfassung

Mit dem vorliegenden Forschungsbericht werden erstmals Ergebnisse einer umfassenden Analyse zur stufenweisen Wiedereingliederung (STW) in Trägerschaft der Deutschen Rentenversicherung vorgestellt. STW zulasten der Rentenversicherung in unmittelbarem Anschluss an eine medizinische Rehabilitation sind erst seit einer gesetzlichen Novellierung im April 2004 möglich, bis dato wurden diese Verfahren unabhängig von einer vorangegangenen Rehabilitation ausschließlich von den gesetzlichen Krankenkassen durchgeführt. Vor dem Hintergrund dieser gesetzlichen Neuordnung wurde die vorliegende Studie von der Deutschen Rentenversicherung Bund in Auftrag gegeben, um Erkenntnisse zur Indikation, Einleitung, Durchführung und zu den Ergebnissen des neuen STW-Verfahrens zu erhalten. Die Auswertung eines Routinedatensatzes der Deutschen Rentenversicherung mit über 140 000 Versicherten, die in 1 083 Rehabilitationseinrichtungen behandelt wurden, und von Befragungsdaten von fast 6 500 Versicherten ergab eine hinsichtlich der Untersuchung von STW bislang einzigartige Datenbasis. Sie ermöglicht eine umfassende Zusammenstellung von Daten und Erfahrungen zum Mengengerüst verordneter und durchgeführter STW, zu den Teilnehmern, zur Durchführung der STW und zu den Ergebnissen von STW zulasten der Rentenversicherung. Daten in diesem Umfang waren auch zum herkömmlichen Verfahren der STW zulasten der Krankenkassen nie vorhanden. Die hier erhobenen Daten sprechen dafür, dass die STW zulasten der Rentenversicherung im Wesentlichen zielgenau indiziert werden, von Versicherten positiv bewertet werden und erfolgreich zu einer Reintegration ins Erwerbsleben und zur Verhinderung von Frühberentungen beitragen. Rehabilitationseinrichtungen haben mit ihrem Empfehlungsverhalten zur STW den Analysen zufolge einen wichtigen Einfluss auf die Inanspruchnahme von STW. Die Ergebnisse zum Mengengerüst von STW deuten dabei auf große Unterschiede im Empfehlungsverhalten zwischen den Einrichtungen hin. Die Möglichkeiten der STW werden dabei nicht überall gleichermaßen genutzt.

Abstract

This paper presents for the first time research results of a comprehensive analysis on stepwise occupational reintegration (SOR) provided under the German pension insurance scheme. SORs under the German pension insurance scheme directly after medical rehabilitation have recently become possible as legal changes came into force in April 2004; until then, they had been provided by the health insurance funds independent of earlier medical rehabilitation. Against the background of this amendment of the law, the present study was commissioned by Deutsche Rentenversicherung Bund to get information relative to indication, introduction, implementation and results of the new SOR procedure. Analysis of routine data from the German pension insurance scheme pertaining to more than 140 000 insured persons treated in more than 1 083 medical rehabilitation centres, as well as of more than 6 500 participant surveys, resulted in a so far unique database for investigating SOR. This database offers a comprehensive collection of data and experiences relative to the amount of SOR prescribed and realized, to participants, procedure and results of SOR under the pension insurance scheme. This amount of data has never before been available when SOR was provided by the health insurance funds. The data collected suggest pinpoint indication of SOR, a positive rating of participants and an effective contribution to reintegration into working life and prevention of premature retirement. According to the present data, medical rehabilitation centres and their recommendations have an important influence on SOR utilization. Findings suggest major differences in the recommendation behaviours of rehabilitation centres, the possibilities offered by SOR not made use of to the same degree everywhere.

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Korrespondenzadresse

Dr. Wolfgang Bürger

FBG Forschung und Beratung

im Gesundheitswesen

Moltkestraße 25

76133 Karlsruhe

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