Psychiatr Prax 2010; 37(4): 210
DOI: 10.1055/s-0030-1254205
Mitteilungen der BDK

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BDK-Frühjahrstagung 22./23. April 2010 in Wiesbaden: Entgeltsystem/Vorstandswahlen

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Publication Date:
18 May 2010 (online)

 

Verantwortlich fÃŒr diese Rubrik: Manfred Wolfersdorf, Bayreuth; Iris Hauth, Berlin

Am 22. und 23. April dieses Jahres fand die Frühjahrstagung der Bundesdirektorenkonferenz in der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Dr. Horst Schmidt Klinik in Wiesbaden bei Prof. Dr. Dieter F. Braus, Klinikdirektor, statt. Hochaktuelles Thema der Wissenschaftlichen Fachtagung am war die Entwicklung des neuen Entgeltsystems in der Psychiatrie.

Vorausgegangen war die Vorstandssitzung am 21. und am Vormittag des 22. April, wobei parallel am 21.4. nachmittags auch ein Treffen einiger Prätesthäuser stattfand. In der Vorstandssitzung waren der Stand des neuen Entgeltsystems und hier insbesondere die Diskus sion um die Charakterisierung der Residualkosten/des "Sockels" sowie die bevorstehende Vorstandswahl zentrales Thema. Die Diskussion um den "Sockel" und dessen differenzierter Erfassung war auch bei den Prätesthäusern eines der Themen wobei das Fehlen der Abbildung von Strukturmerkmalen der Psychiatrie und die Gefahr der Über-Bürokratisierung beklagt wurden.

In seiner Begrüßung sprach Prof. Dr. Braus von seiner Sorge, wenn heute zur Beschreibung unseres Faches statt von "Fürsorge – Hilfe" nur noch von "Wertschöpfungskette, Kennzahlen, Controlling..." gesprochen würde. Und er fragte, wie die Veränderung des Entgeltsystems Mitarbeiter und die Kultur in Kliniken beeinflussen würde. Frau Dr. Iris Hauth blickte in ihrer Einführung auf die Entwicklung der letzten Jahre von Beginn der Diskus sion um ein neues Entgeltsystem bis heute zurück und versicherte, dass in diesem Entwicklungsprozess auch kritischen Stimmen Raum gegeben würde. Sie unterstrich, dass es sich mit dem neuen Entgeltsystem um einen "absoluten Paradigmenwechsel" handle, der mit den Instrumenten der DRGs entwickelt würde, nicht auf der Basis der Psych-PV, dazu unter enormem Zeitdruck. Die Wissenschaftliche Frühjahrstagung wurde mit dem Vortrag von PD Dr. rer. soz. Reinhard Kilian von der Universität Ulm eröffnet, der zu gesundheitsökonomischen Rahmenbedingungen von neuen psychiatrischen Versorgungsformen unter dem Gesichtspunkt einer "adäquaten Allokation knapper Ressourcen" sprach. Dann schloss sich der Vortrag von Prof. Neubauer, vom Institut für Gesundheitsökonomik München an, der zur Entwicklung des neuen Entgeltsystems in der Psychiatrie aus Sicht der Gesundheitsökonomie referierte und gleich eingangs feststellte, dass die Frage der Optimierung unbestritten sei und dass das neue Entgeltsystem für die Psychiatrie abziele "auf ein besseres Ergebnis mit den gleichen Mitteln". Herr Göran Lehmann von der Techniker Krankenkasse stellte die Erwartungen einer Krankenkasse an das neue Vergütungssystem vor und diskutierte ein flexibles sektoren übergreifendes Behandlungskontingent pro Patient; sein Vortrag wurde heftig unter dem Aspekt Betonung der Krankenkasseninteressen und der Risikoverlagerung auf die Krankenhäuser kritisiert. In seinen abschließenden Ausführungen diskutierte Prof. Dr. Peter Kruckenberg, ehemals Ärztlicher Direktor Klinikum Bremen-Ost, die Chancen, Risiken und Steuerungsmöglichkeiten bei der Umsetzung des KHRG und betonte, man solle vom Konzept, nicht vom Geld ausgehen. Ausgehend von der für Psychiatrieenquete plädierte er für eine Wiederherstellung der Personalausstattung nach der Psych-PV, für eine Kontrolle der Umsetzung, für eine Prüfung der Einbeziehung der Institutsambulanzen sowie für eine Evaluation des KHRG-Prozesses durch Begleitforschung.

Dieses Thema griff am nächsten Tag dann Dr. Frank Heimig, Leiter des InEK – Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus – wieder auf und berichtete über die Vorbereitung der Vorgehensweise des InEK und den derzeitigen Stand der Ist-Kostenkalkulation. Schlagwortartig hier zusammengefasst, war das ein sehr informativer und in gewisser Weise auch atmosphärisch beruhigender Vortrag, der deutlich machte, dass das InEK die spezifischen Bedingungen der Psychiatrie berücksichtigen wird. Insbesondere die von ihm skizzierte Untergliederung der Leistungsbereiche für den Gesamtbehandlungsumfang in die Leistungsbereich Station (z.B. Kurzkontakte, Teambesprechung, Visiten) Therapien (z.B. Psychotherapie, Ergotherapie, Physiotherapie) und körperliche Diagnostik (alle instrumentellen Untersuchungen) verdeutlichte die Denkweise des InEK für viele. Heimig ging weiterhin auf die aufwandsteigernden Merkmale im Leistungsbereich Station ein und nannte hier z.B. Aggressivität, Desorientiertheit, Kooperationsbereitschaft/Absprachefähigkeit/Gruppenfähigkeit oder auch Vorliegen von Ausnahmesituationen als Merkmale für eine Gewichtung der "tagesbezogenen Betreuungsintensität".

Zweiter Schwerpunkt der BDK-Frühjahrstagung war die Neuwahl des Vorstandes. Die Frühjahrstagung war insgesamt mit ca. 120 Teilnehmern sehr gut besucht; bei der Wahl am zweiten Tag waren noch 65 wahlberechtigte Mitglieder anwesend. Frau Dr. med. Iris Hauth wurde wieder zur Vorsitzenden, Herr PD Dr. med. Vieten wieder zum Schatzmeister gewählt, beide jeweils bei einer Enthaltung. Als weitere Vorstandsmitglieder wurden im Block Dr. Fleischmann, Dr. Koller, Dr. Speier, Prof. Dr. H. Berger und Prof. Dr. Pollmächer mit jeweils 5 Enthaltungen bei 66 Wahlberechtigten gewählt.

Gegen 13:00 Uhr beendete die alte und neue Vorsitzende Frau Dr. Hauth die BDK-Frühjahrstagung gemeinsam mit Herrn Prof. Dr. Braus mit einem herzlichen Dank an die Teilnehmer und an die veranstaltende Klinik.

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Manfred Wolfersdorf

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