Z Gastroenterol 2008; 46 - P004
DOI: 10.1055/s-0028-1089380

Status der ambulanten Versorgung von Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen

JC Preiß 1, O Schneidereit 1, W Höhne 1, M Zeitz 1, JC Hoffmann 2
  • 1Charité Campus Benjamin Franklin, Medizinische Klinik I, Berlin, Germany
  • 2St. Marienkrankenhaus, Abteilung Innere Medizin I, Ludwigshafen, Germany

Einleitung: Die klinische Praxis zeigt, dass in der Versorgungsrealität die Möglichkeiten der Behandlung von Patienten mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa mit den derzeit zur Verfügung stehenden Medikamenten oft nicht ausgeschöpft werden. Bisherige Versuche, die Versorgung von CED-Patienten in Deutschland abzubilden, waren stets mit einem starken Selektionsbias verbunden oder es blieb unklar, inwieweit die Untersuchung selber bereits zu einer Qualitätsverbesserung geführt hatte.

Ziele: Ziel dieser Untersuchung sollte es sein, darzustellen, inwieweit die Versorgung von Patienten mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa durch Fachärzte oder Hausärzte erfolgt, und ob sich bei der Versorgung durch Hausärzte spezifische Mängel darstellen lassen, die als Ansatzpunkte für eine Verbesserung der Versorgungsqualität dienen könnten.

Methodik: Im Rahmen eines großen Projektes des Kompentenznetz CED zur Leitlinienimplementierung erhielten in Hamburg und Berlin über Krankenhausdiagnosen selektierte Versicherte der AOK und TKK mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa einen Fragebogen zu Krankheitsaktivität und -verlauf sowie den eingenommenen Medikamenten, Tabakabusus und Überwachungskoloskopien.

Ergebnis: 49% der 458 teilnehmenden Patienten waren weder bei einem Gastroenterologen noch in einer Spezialambulanz sondern einzig bei ihrem Hausarzt in Behandlung. Die Zahl der Colitis-Patienten mit einem Schub im letzten Jahr, die eine 5-ASA-Prophylaxe erhielten, betrug 47% (HA: 34%, FA: 57%). 51% alle Crohn Patienten erhielten eine 5-ASA-Dauertherapie (HA: 62%, FA: 41%). In der Gruppe der Patienten mit mehr als 3 Schüben/Jahr, mit mehr als 2 Kortisonschubtherapien/Jahr oder steroidrefraktärem oder -abhängigem Verlauf, die als Zielgruppe einer immunsuppressiven Therapie angesehen werden können, erhielten unter den in rein hausärztlicher Behandlung befindlichen Patienten 37%, bei den fachärztlich behandelten 50% Immunsuppressiva. 65% der rein hausärztlich und 78% der fachärztlich behandelten Colitis-Patienten erhielten im letzen Jahr eine leitliniengerechte Überwachungskoloskopie.

Schlussfolgerung: Insbesondere bei der großen Zahl der rein hausärztlich behandelten Patienten – aber nicht nur dort – bestehen beträchtliche Versorgungsdefizite.