Aktuelle Dermatologie 2024; 50(05): 242-243
DOI: 10.1055/a-2221-8700
Von den Wurzeln unseres Fachs

AGDV-Arbeitstreffen 2023 im Rahmen der DDG-Tagung

Vom Erinnern zum Lost PlaceAGDV workshop 2023 as part of the DDG conferenceFrom remembrance to the lost place
Deborah Maria Gregersen
1   Klinik für Hautkrankheiten, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
,
Martin Lorenz
2   Dermatologische Gemeinschaftspraxis am Stadtpark, Kaiserslautern, Kaiserslautern, Deutschland
,
Michael Lukas Geiges
3   Moulagenmuseum, Zürich, Schweiz
4   Universität Zürich, Zürich, Schweiz
5   Universitätsspital Zürich, Zürich, Schweiz
,
Christoph R. Löser
6   Hautklinik, Hauttumorzentrum, Klinikum Ludwigshafen gGmbH, Ludwigshafen, Deutschland
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Arbeitstreffen und Mitgliederversammlung

Vor Beginn der allgemeinen DDG-Tagung 2023 im City Cube Berlin traf sich die Arbeitsgemeinschaft für Geschichte der Dermatologie und Venerologie (AGDV) in der Pinkus-Bibliothek an der Charité zur wissenschaftlichen Sitzung und Mitgliederversammlung. Nach einer Begrüßung durch den Präsidenten und Vorstellungsrunde aller Teilnehmenden eröffnete Peter Kohl (Berlin) mit seinem Beitrag im übertragenen Sinne sogar die DDG-Tagung an sich, und das mit einem sehr passenden Thema. Er sprach über „75 Jahre JDDG – die wechselvolle Geschichte einer Fachzeitschrift“ und zeichnete den Weg des Gründers Erich Langer (1891–1957) und des Verlegers Eduard Grosse (1928–2014) von der Militärlizenz der Zeitschrift für Haut- und Geschlechtskrankheiten und deren Grenzgebiete bis zur Umwandlung ins JDDG 2002 durch Wolfram Sterry (1949–2020). Die Wende kam durch den Wechsel der Herausgeberschaft vom Grosse Verlag zu Wiley-Blackwell im Jahre 1992. Als Besonderheit blieb das Blatt Eigentum der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft und finanziell unabhängig vom Verlag. Dank Harald Gollnick (*1948) etablierte sich eine englische Übersetzung der Artikel. Es gehört heute zu den zehn international wichtigsten Periodika der dermatologischen Fachliteratur mit einem Impact Factor von über 5 (2006 noch 1,4) [1]. Im nächsten Vortrag berichtete Max Hundeiker (Münster) von der Entstehung eines exophytisch gewachsenen Hauttumors im Gesicht einer hölzernen Christusplastik, der in einem um etwa 1515 entstandenen Altar zu entdecken ist. Das Altarbild ist in der Fränkischen Galerie des Bayerischen Nationalmuseums in der Festung Rosenberg in Kronachs zu besichtigen [2]. Hintergrund war eine Veränderung im verwendeten Holz, die zu dieser nicht nur aus dermatologischer Sicht spannenden Veränderung führte und den Anschein einer Hauterkrankung erweckte. Dann illustrierte Christoph Löser (Ludwigshafen) die Geschichte von den Anfängen der Histologie über die technische und medizinische Entwicklung der Jahrhunderte bis in die aktuelle Zeit. Seit der Erfindung des Mikroskops 1600 begann sich die Pathologie und Dermatopathologie im 19. Jahrhundert zu entwickeln. Die erste Färbung eines histologischen Präparats erfolgte 1858 mit Karmin. Die bis heute als Standardfärbung geltende Hämatoxylin- (Ursprung 1865) und Eosin- (Ursprung 1871)-Färbung wurde erst durch Paul Gerson Unna (1850–1929) um ein buntes und strukturspezifisches Spektrum erweitert. Dessen Standardwerk von 1894 zur Dermatopathologie von 1894 blieb über Jahrzehnte aktuell. Wie die Technik sich wandelte, so änderte sich auch die Bezeichnung als Dermatopathologie aus standespolitischen Gründen in Dermatohistologie und Dermatohistopathologie. Aktuell ist die Bezeichnung wieder zurück beim Ursprung als Dermatopathologie, die durch molekular- und immunhistochemische Verfahren und jüngst KI-Einsatz weiter Innovationen zeigt. Mit einem Schritt in die Moderne berichtete Andreas Mettenleiter (Würzburg) zunächst von der Entstehungsgeschichte der Dermatologie an den Kliniken in Würzburg und vom Bau einer eigenen Hautklinik ab 1922, die bis 2000 kaum bauliche Änderungen erfuhr. Seit der NS-Zeit wurde die Klinik „Ritterburg“ genannt, da dort ab 1939 schwerpunktmäßig Geschlechtskrankheiten aus Militärkreisen behandelt wurden (Standlazarett). Nach fast vollständiger Zerstörung durch Bombenangriffe auf Würzburg kehrte erst 1948 eine neue Normalität in den Klinikalltag ein. Zuvor fand die Versorgung mit viel Improvisation und Auslagerung in umliegende Ortschaften statt. Martin Lorenz (Kaiserslautern) zeichnete den Lebensweg des britischen Arztes Thomas Addison (1795–1860), der fünf verschiedenen Erkrankungen seinen Namen gab. Die bekannteste davon ist die Nebennierenrindeninsuffizienz, Morbus Addison mit der Addison-Krise. Neben weiteren internistischen Erkrankungen galt sein Interesse weitläufig den Hauterkrankungen. 1815 promovierte er über Syphilis und Quecksilber und beschrieb als erster Xanthelasmen. Im letzten Beitrag der Sitzung berichtete Deborah Maria Gregersen (Jena) aus der 20-jährigen Vereinsgeschichte der AGDV [3]. Zum Abschluss der Sitzung wurde die langjährige Arbeit des ehemaligen Schatzmeisters Volker Wendt (Westerstede) gewürdigt, der sich insbesondere durch die Führung eines Gedenktafelregisters besondere Verdienste erworben hat [4].



Publication History

Article published online:
08 May 2024

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  • Literatur

  • 1 Löser CR, Buder S, Gollnick H. et al. Erich Langer, Wolfram Sterry und das Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft – wechselvolle Geschichte einer dermatologischen Fachzeitschrift. JDDG: Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft 2023; 21: 435-438 DOI: 10.1111/ddg.15058_g.
  • 2 Hundeiker M. Gewachsener Hauttumor in einem Altarschrein des 16. Jahrhunderts. Die Dermatologie 2023; 74: 822-824 DOI: 10.1007/s00105-023-05178-7. (PMID: 37429946)
  • 3 Gregersen DM, Lorenz M, Geiges LM. et al. 20 Jahre Arbeitsgemeinschaft für Geschichte der Dermatologie und Venerologie in der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft e. V. (AGDV). Mitgliederversammlungen und wissenschaftliche Sitzungen der AGDV – die Vereinsgeschichte als Rückblick und Ausblick. Akt Dermatol 2023; 2024; 50: 237-241
  • 4 Wendt V. Gegen das Vergessen – Über die Bedeutung von Gedenktafeln in der Dermatologie DDG. Berlin. 2017