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Ärzte Woche

06.03.2023 | Praxis und Beruf

I want my money back! Strom- Vorauszahlungen zurückholen

verfasst von: Josef Broukal

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Auch in den Ordinationen haben die neuen, hohen Stromvorauszahlungen eingeschlagen wie eine Bombe. Sie machen etwa das Vierfache von vor der Krise aus. Das hat viele Ärzte und Ärztinnen bewogen, ganz ordentlich beim Verbrauch zu sparen – und daher sind die neuen Vorauszahlungen zu hoch! Abhilfe ist möglich.

Es hat uns alle getroffen wie der sprichwörtliche Schlag. In meinem Fall wurden aus acht Cent pro Kilowattstunde 32 Cent. Könnte ich mir leisten, will ich mir aber nicht leisten. Daher wird gespart: Verlasse ich das Büro, schalte ich den Computerbildschirm ab. Der ist ein Monster von 32 Zoll in der Diagonale und daher im Nebenberuf auch ein ordentlicher Heizkörper. Den PC habe ich so getrimmt, dass er sich nach wenigen Minuten der Untätigkeit von selbst schlafen legt. Die Temperatur in meinem beiden Bürozimmern habe ich auf 19 Grad abgesenkt – weil die elektrischen Geräte sie ohnedies in Nullkommanichts auf behagliche 21 Grad erwärmen. Alle elektrischen Verbraucher: Tischlampe, WLAN-Router, Satelliten-Receiver, Akku- Ladegerät, PC-Lautsprecher hängen an einer schaltbaren Steckdosenleiste – will heißen: es kann jeder einzelne Verbraucher vollständig aus- oder eingeschaltet werden. Die Beleuchtung auf dem Gang und in der Toilette regelt sich durch Sensoren von selbst. Und so weiter, und so fort …

450 Prozent

Ich verbinde eine Blutabnahme beim Internisten mit einer Recherche zu diesem Thema. Ergebnis: Die Vorauszahlungen werden in seiner Ordination heuer das Viereinhalbfache vom letzten Jahr ausmachen. Seine Gegenmaßnahmen: Absenken der Temperatur in selten genutzten Räumen auf 19 Grad. Formschöne Infrarot-Heizkörper sorgen dafür, dass der gelegentliche Aufenthalt angenehmer wird. Sie sorgen sofort für Wärme und stellen das Heizen nach dem Abschalten sofort wieder ein. Außerdem: LED-Leuchtmittel in allen Lampen. Und der Herr Doktor trägt einen Pullover.

Alles in allem: Viele Ordinationen werden in diesem Jahr wahrscheinlich weniger Strom verbrauchen als vor der enormen Verteuerung. Die Stromanbieter aber wissen nichts vom ärztlichen Sparwillen. Sie setzen die Vorauszahlungen so an, als würden Herr und Frau Doktor bei 32 Cent pro Kilowattstunde mit elektrischer Energie noch genauso sorglos umgehen wie bei acht Cent. Also werden sie am Jahresende einen erklecklichen Betrag zurückbekommen. Aber warum darauf warten und inzwischen dem Stromanbieter ein zinsenloses Darlehen geben? Höchste Zeit, die exorbitanten Vorauszahlungen schon jetzt zu kürzen. Das sollte bei jedem Stromanbieter möglich sein, allerdings auf verschiedenen und auch verschieden einfachen Wegen.

Wien Energie – Eine Herabsetzung der Vorauszahlungen ist bis maximal 20 Prozent jederzeit selbst möglich. Im elektronischen Kundenportal findet sich dafür das nötige Formular. Eine höhere Ersparnis muss im Kontakt mit dem Kundencenter persönlich vereinbart werden. Nähere Informationen gibt es an der Website www.wienenergie.at.

EVN – Beim niederösterreichischen Landesversorger kann man selbstständig im Internet die Vorauszahlungen so weit kürzen, wie es Sinn ergibt. Auf der Website www.evn.at bekommt man unter der Überschrift „Kann ich den Teilbetrag ändern?“ die beruhigende Auskunft: „Wenn sich Ihr Verbrauchsverhalten ändert, haben Sie jederzeit die Möglichkeit, Ihren Teilbetrag im Service-Portal ‚Meine EVN‘ anzupassen. Hinweis: Sollte es nach der Senkung Ihrer Teilbeträge im Zuge der Jahresrechnung zu einer Nachzahlung kommen, können wir Ihnen dafür leider keine Ratenzahlung anbieten.“

ENERGIE AG – Dieser oberösterreichische Anbieter erlaubt per Internet eine selbstständige Reduktion der Vorauszahlung auf die Hälfte (aber auch eine beliebige Erhöhung, falls man mehr Strom zu verbrauchen gedenkt als bisher).

ENERGIE STEIERMARK – Hier findet man im Internet keine konkreten Angaben, aber über den ChatBot erfährt man doch: „Änderungen bis zu +/- 20 Prozent möglich. Sollte die Änderung darüber hinausgehen, haben unsere Kund: Innen die Möglichkeit, uns übers Kundenportal zu kontaktieren und wir finden gemeinsam eine Lösung.“

Sparen bei den großen Verbrauchern

Das deutsche Energieeffizienz-Berater-Netzwerk https://www.energieeffizienz-im-betrieb.net sagt, bis zu 30 Prozent Energiesparen sei fast immer möglich. Zwar gehe in den Ordinationen der Energiebedarf zu 70 Prozent in die Wärmeerzeugung und nur zu 30 Prozent in Elektrogeräte –, da allerdings Strom sehr viel teurer sei als Gas, entfielen mehr als die Hälfte der Energiekosten auf den elektrischen Strom. Also lohne es, dort den Hebel anzusetzen.

- An oberster Stelle steht dabei in vielen Ordinationen die Klimaanlage/ Lüftung. Sie läuft meistens 24 Stunden am Tag und ist einer der großen, wenn nicht sogar der größte Verbraucher. Aber fördert sie mehr frische Luft als nötig? Ein Messgerät für den Kohlendioxid-Gehalt in der Luft bringt Aufklärung – gute Modelle etwa von HAMA gibt es schon um rund 50 Euro.

- Lichtsensoren etwa im Pausenraum sorgen dafür, dass dieser nur dann beleuchtet und gewärmt wird, wenn ihn jemand benutzt. Auch das Licht und die Lüftung auf den Toiletten sollten durch Sensoren nur bei Bedarf eingeschaltet werden.

- PCs und Drucker sind wahre Stromfresser. Man sollte bei der Auswahl nicht nur auf ihre Schnelligkeit achten, sondern auch auf den Stromverbrauch. Der ist – bei sonst gleicher Leistung – oft erstaunlich verschieden.

- Autoklave, Reinigungs- und Desinfektionsgeräte und Spülmaschine sollten nur voll beladen im ECOProgramm betrieben werden.

- Bei Ordinationen im Eigenheim bieten sich natürlich noch viele weitere Möglichkeiten, Energie zu sparen: Solarthermie fürs Warmwasser, Fotovoltaik, Dämmung der Außenwände und der Rohrleitungen.

Kenne deinen Verbrauch

Ganz wichtig ist es zu beobachten und zu wissen, was man erreicht hat und noch erreichen will. Die Smart Meter in unseren Zuleitungen geben darüber präzise und detaillierte Auskunft. Am überzeugendsten ist dabei ein Vorher-Nachher-Vergleich. Wie viel Strom hat die Klimaanlage verbraucht, bevor sie sparsamer gestellt wurde? Und wie viel verbraucht sie jetzt? Wer mehr ins Detail gehen will, kann auf den Stromweg zu seinen großen Verbrauchern ein Messgerät einfügen. Die gibt es in jeder Preisklasse, von ganz einfach bis zum Ablesen und Fernsteuern per Handy. Die deutsche Stiftung Warentest empfiehlt das Gerät „REV Energie-Messgerät Control-Line“ um schlanke 17 Euro.

Preise sinken – Vergleiche lohnen

Die Experten sind sich einig: So verrückt wie im letzten Jahr werden die Strommärkte aller Voraussicht nach nicht mehr spielen. Da an den Strombörsen elektrische Energie sogar auf Jahre voraus gehandelt wird, kann man das jetzt schon sagen. Sobald die Strompreise auf den großen Märkten ins Rutschen kommen, werden auch wieder die kleineren Nischenanbieter auf den Markt kommen. Denn während die großen Anbieter immer auf Nummer sicher gehen müssen und daher im Zweifel mehr verlangen, können die kleinen wie flinke Fische sich da und dort billigen Überflussstrom schnappen. Wenn es den allerdings nicht mehr gibt – wie im Sommer 2022 –, sind die Kleinen mit ihrem Latein bald am Ende.

Ich persönlich habe mich für den Stromanbieter der BAWAG entschieden. Der ist zwar nicht ganz so billig, aber dafür hat er auch noch nicht die Patschen gestreckt …

Metadaten
Titel
I want my money back! Strom- Vorauszahlungen zurückholen
Schlagwort
Praxis und Beruf
Publikationsdatum
06.03.2023
Zeitung
Ärzte Woche
Ausgabe 10/2023

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