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Erschienen in: Anästhesie Nachrichten 2/2022

Open Access 14.04.2022 | ARGE Junge Anästhesie

Postoperativer Einsatz von Vasopressoren: „SQUEEZE“ – eine prospektive internationale Beobachtungsstudie

verfasst von: Dr. Paul Köglberger

Erschienen in: Anästhesie Nachrichten | Ausgabe 2/2022

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Der Verlag bleibt in Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutsadressen neutral.
SQUEEZE (ClinicalTrials.gov Identifier: NCT03805230) ist eine laufende internationale, prospektive und multizentrische Observationsstudie ausgehend von der European Society of Anaesthesiology and Intensive Care (ESAIC) als Sponsor, mit Sitz in Brüssel, Belgien. Ziel der Studie ist es, den perioperativen Einsatz von Vasopressoren zu erheben, wobei die postoperative Anwendung von besonderem Interesse ist.
Eine postoperative Hypotonie tritt häufig nach größeren nicht-herzchirurgischen Operationen auf. Der postoperative Einsatz von Vasopressoren gilt als Indikator für eine signifikante Vasodilatation [1]. Die Inzidenz postoperativer Vasopressortherapie wurde bisher nie beschrieben. Es gibt nur anekdotische Evidenz für substanzielle Unterschiede im Management der postoperativen Hypotonie zwischen einzelnen Zentren, Ländern und Kontinenten. SQUEEZE liegt die Hypothese zugrunde, dass eine postoperative Vasopressortherapie Einfluss auf die Inzidenz von Organdysfunktionen, die Inanspruchnahme einer Organunterstützung bzw. Organersatztherapie und auf das klinische Outcome hat.
Hauptziel der Studie ist es, Patient*innen zu identifizieren, die postoperativ Vasopressoren erhalten, und die damit assoziierten Inzidenzen von Organdysfunktionen sowie deren klinisches Outcome zu erheben. Darüber hinaus sollen Faktoren (Patientencharakteristika, chirurgischer Eingriff, intraoperatives Management) identifiziert werden, welche mit einer postoperativen Vasopressortherapie assoziiert sind.
Die Rekrutierung der Patient*innen erfolgt je Zentrum in zwei Kohorten, wobei insgesamt von allen Zentren etwa 40.000 Personen in Kohorte A und 12.000 Personen in Kohorte B eingeschlossen werden sollen. In jedem Zentrum werden über eine Woche alle nicht-kardiochirurgisch operativ versorgten Patient*innen über 18 Jahre in Kohorte A und über maximal ein Jahr all jene, die postoperativ eine Vasopressortherapie erhalten, in Kohorte B eingeschlossen. Einen Überblick über die Ein- und Ausschlusskriterien von SQUEEZE gibt Tab. 1.
Tab. 1
Ein- und Ausschlusskriterien von SQUEEZE
Einschlusskriterien
Ausschlusskriterien
Kohorte A
1. Geplante oder ungeplante Operation
1. Herzchirurgie
2. Keine Entlassung am Operationstag geplant (keine Tageschirurgie)
2. Geburtshilfliche Chirurgie
3. Alter ≥ 18 Jahre
3. Transplantationschirurgie
4. Längerfristige präoperative Verabreichung vasoaktiver Medikamente, z. B. Epoprostenol (Prostacyclin)
5. Mechanische Kreislaufunterstützung, z. B. Herzunterstützungssysteme, intraaortale Ballonpumpe, Kunstherz oder Ähnliches
6. Bereits in SQUEEZE eingeschlossen
Kohorte B
1. Idem Kohorte A
1. Bereits in SQUEEZE eingeschlossen
2. Postoperative Vasopressorinfusion
Die primären Endpunkte der Studie stellen die Prävalenz postoperativer Vasopressortherapie bei nicht-kardiochirurgischen Patient*innen (Kohorte A) sowie die postoperative intrahospitale Mortalität innerhalb 30 Tagen (Kohorte B) dar. Die sekundären Endpunkte umfassen für Kohorte A und B Organdysfunktionen, Verweildauer im Krankenhaus und auf der Intensivstation, potenzielle Risikofaktoren für eine postoperative Vasopressortherapie sowie Substanz, Dosis und Dauer der eingesetzten Vasopressoren. Dabei werden die Vasopressoren Akrinor® (Cafedrin/Theodrenalin), Dopamin, Adrenalin, Metaraminol, Noradrenaline, Phenylephrin, Vasopressin und Terlipressin sowie die nicht vorrangig vasopressiv wirkenden Substanzen Atropin, Dobutamin, Ephedrin, Glycopyrronium, Nitrate und Milrinon erfasst.
Im Rahmen dieser Studie wurde der Begriff postoperative Vasopressortherapie als eine kontinuierliche intravenöse Infusion einer prädominant vasokonstriktorisch wirkenden Substanz definiert. Dies schließt die repetitive intravenöse Bolusgabe sowie Infusionen von primär positiv inotropen Substanzen aus. Weiters werden für die Auswertung des primären Endpunkts nur Fälle herangezogen, die zwischen einer Stunde und bis 24 h nach Operationsende noch vasopressorpflichtig waren bzw. in diesem Zeitraum wurden. Diese Regelung gilt auch für Personen, die präoperativ bereits akut vasopressorpflichtig wurden. Dies soll verhindern, dass eine Regional- oder Allgemeinanästhesie-bedingte Hypotonie, die gegenregulatorisch den Einsatz von Vasopressoren verlangt, zu einer Verzerrung der Ergebnisse führt.
SQUEEZE startete mit dem Rekrutieren im Oktober 2020 und hatte ein Jahr später mehr als 15.200 Personen aus über 180 Zentren eingeschlossen. Aufgrund des aktuellen Studienfortschritts werden nur noch bis ins Frühjahr 2022 neue Zentren erschlossen. Die Teilnahme der Zentren ist unentgeltlich und freiwillig, da es sich bei der ESAIC um einen Non-Profit-Sponsor handelt. Das Ende der Rekrutierung sowie der Beginn der Datenanalyse sollen Anfang 2023 erfolgen. Somit dürfen erste Ergebnisse sowie eine Publikation frühestens Ende 2023 erwartet werden.
Kommentar
Was können wir uns von SQUEEZE erwarten?
  • Überblick über den postoperativen Vasopressoreinsatz sowie die verwendeten Vasopressorsubstanzen bei nicht-kardiochirurgischen Eingriffen in verschiedenen Ländern
  • Korrelation von postoperativem Vasopressorbedarf und intrahospitaler Mortalität innerhalb von 30 Tagen bei nicht-kardiochirurgischen Operationen
  • Zusammenhang zwischen postoperativem Vasopressorbedarf und Organdysfunktionen, Verweildauer im Krankenhaus und auf der Intensivstation
  • Identifikation potenzieller Risikofaktoren für eine postoperative Vasopressortherapie
Stärken von SQUEEZE
  • Große Studienkohorte schafft breiten Überblick
  • Potenzial zur Subgruppenanalyse
  • Grundlage differenzierter Folgestudien
Limitationen von SQUEEZE
  • Begrenzte Generalisierbarkeit der Ergebnisse bei heterogener Studienpopulation
  • Uneinheitlicher Vasopressoreinsatz bei gleichem operativen Eingriff und Krankheitsbild erschwert Gruppenvergleichbarkeit
  • Breit gefasste Einschlusskriterien senken die Aussagekraft für spezifische Eingriffe und vernachlässigen Komorbiditäten

Einhaltung ethischer Richtlinien

Interessenkonflikt

P. Köglberger gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.
Open Access Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden.
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Literatur
1.
Zurück zum Zitat Lambden S, Creagh-Brown BC, Hunt J, et al. Definitions and pathophysiology of vasoplegic shock. Crit Care. 2018;22:174.CrossRef Lambden S, Creagh-Brown BC, Hunt J, et al. Definitions and pathophysiology of vasoplegic shock. Crit Care. 2018;22:174.CrossRef
Metadaten
Titel
Postoperativer Einsatz von Vasopressoren: „SQUEEZE“ – eine prospektive internationale Beobachtungsstudie
verfasst von
Dr. Paul Köglberger
Publikationsdatum
14.04.2022
Verlag
Springer Vienna
Erschienen in
Anästhesie Nachrichten / Ausgabe 2/2022
Print ISSN: 2617-2127
Elektronische ISSN: 2731-3972
DOI
https://doi.org/10.1007/s44179-022-00032-y

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