01.02.2016 | Positionspapiere
Positionspapier zur medikamentenassoziierten Osteonekrose des Kiefers (MRONJ)
Erschienen in: Wiener Medizinische Wochenschrift | Ausgabe 1-2/2016
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Es sind nun mehr als 12 Jahre seit den ersten Publikationen über die medikamentenassoziierte Osteonekrose des Kiefers (MRONJ) vergangen. Der Mangel an wissenschaftlich fundierter Information hat in dieser Zeit häufig zu Fehlinformationen und Ängsten bei Patienten und auch bei Ärzten/Zahnärzten geführt. Eine MRONJ ist zweifelsfrei eine schwerwiegende Erkrankung der Mundhöhle mit starker Beeinträchtigung der Lebensqualität. Sie kann als Therapiefolge nach Behandlung von malignen und benignen Knochenerkrankungen mit Bisphosphonaten, Denosumab oder Bevacizumab (Angiogenesehemmer) auftreten. Die MRONJ ist eine seltene Erkrankung und tritt in erster Linie bei onkologischen Patienten (1–15 %) auf, die in kürzeren Abständen und mit hohen Dosen behandelt werden. Hier überwiegt der nachgewiesene Nutzen einer Behandlung mit antiresorptiv wirkenden Medikamenten meist bei Weitem die potenziellen Risiken der Entstehung einer MRONJ. Insbesondere onkologische Patienten sollten vor Behandlungsbeginn zahnärztlich versorgt sein. Bei einer Osteoporosetherapie tritt eine Osteonekrose des Kiefers als assoziierte Therapiefolge sehr selten auf (0,001–0,01 %) und ist bei einer Therapiedauer unter 4 Jahren kaum höher als die Inzidenz in der Normalbevölkerung (< 0,001 %). Trotzdem ist bei Patienten mit einer diesbezüglichen Therapie wegen des potenziellen Risikos einer MRONJ eine erhöhte Achtsamkeit geboten. Präventive Maßnahmen sind sinnvoll, notwendig und wirksam. Nach 4 Jahren nimmt die Inzidenz um den Faktor 10 zu. Zur Therapie der manifesten MRONJ kann bei umschriebenen Befunden eine konservative Therapie oder eine wenig invasive Operation zielführend sein. Bei fortgeschrittenen oder multiplen Kiefernekrosen ist aber oft auch eine operative Therapie unter strengen Vorsichtsmaßnahmen medizinisch notwendig und gewinnt zunehmend an Bedeutung. Das individuelle Risikoprofil für eine MRONJ ist somit bei jedem einzelnen Patienten unterschiedlich und muss dem Risiko der zu behandelnden Grunderkrankung gegenübergestellt werden. Die wirkungsvollste und einfachste Maßnahme gegen eine MRONJ ist die Prävention. Um präventive Maßnahmen optimal einzusetzen und auch um Therapieunsicherheiten zu vermeiden, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen dem osteologisch/onkologisch behandelnden Arzt und dem behandelnden Zahnarzt unbedingt notwendig.
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