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Ärzte Woche

13.12.2021 | Podcasts

Zappenduster

verfasst von: Annabella Khom

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Wenn nichts mehr leuchtet, auch kein Standby-Modus, dann geht wirklich nichts mehr.

Egal, wie hell und lautstark Europa auf Satellitenbildern strahlt, bald schon könnten wir keine Leuchtspur mehr hinter uns herziehen.

Wie meinen? 

Nun, mittlerweile stellt sich nicht mehr die Frage, ob, sondern wann uns ein Blackout überfällt. Und dieses „wann“ liegt näher, als uns allen lieb ist. Laut Einschätzung der Österreichischen Gesellschaft für Krisenvorsorge ist bereits in den kommenden Jahren mit einem europaweiten Netzausfall zu rechnen. Das Österreichische Bundesheer stuft diesen Katastrophenfall bis 2025 ebenso als sehr wahrscheinlich ein.

„Es ist ähnlich wie mit der aktuellen Pandemie: Man wusste, sie kommt, Warnungen und Notfallpläne waren vorhanden – so richtig vorstellen konnte sich das aber niemand. Auf den Ernstfall vorbereitet waren weder Regierung noch Bürger.“, sagt Herbert Saurugg, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Krisenvorsorge. Der Begriff „Lockdown“ war zu Beginn der Pandemie ähnlich unbekannt wie ein „Blackout“ heute. Ein Blackout hätte aber, zumindest kurzfristig, gravierendere Auswirkungen als ein oder mehrere Lockdowns. Abgesehen von gesundheitlichen und sozialen Schäden, wäre ein Blackout auch eine volkswirtschaftliche Katastrophe. Ein großflächiger Stromausfall würde Österreich 1,8 Milliarden Euro kosten. Pro Tag! Im Vergleich wirkt die Corona-Krise mit etwa 100 Millionen Euro pro Lockdown-Tag wie eine Bagatelle. Ein Blackout ist von allen annehmbaren Notfällen der teuerste.

Ursachen eines Blackouts


Für ein Blackout können unterschiedlichste Ereignisse verantwortlich sein: Ein (auch in Österreich) überaltertes Stromnetz, das bei einer Disbalance zwischen Stromverbrauch und Stromproduktion kollabiert, Cyberattacken sowie schlichtes menschliches Versagen in einem komplexen, europaweit vernetzten Geflecht aus Angebot und Nachfrage. Und natürlich können Naturkatastrophen wie schwere Gewitter, Überschwemmungen oder Stürme, große Kälte, extreme Hitze und heftige Schneefälle ein Blackout auslösen. In Jahren, in denen wir die klimatischen Veränderungen derart spüren wie kaum zuvor, sind das keine guten Aussichten.

Realistisches Szenario


Wie lange hält eine Gesellschaft einen flächendeckenden Stromausfall aus? Manche Experten fürchten einen Zusammenbruch bereits nach vier Tagen. Offiziellen Empfehlungen nach, sollen sich alle Menschen auf einen Ausfall der Versorgung für sieben bis vierzehn Tage vorbereiten. Ein Vorrat aus Nahrungsmitteln, Wasser, Batterien und Medikamenten ist empfehlenswert. Aktuell würden nur wenige mit ihren Vorräten eine Woche durchkommen – und auf manche Dinge kann man sich als Privatperson sowieso nicht einstellen. Menschen bleiben in Aufzügen stecken und die Handynetze fallen aus. In den Ställen verenden Milchkühe unter qualvollen Schmerzen, da sie nicht mehr gemolken werden können. In den Krankenhäusern endet die Notstromversorgung nach drei Tagen, Bewohner von Alten- und Pflegeheimen sind auf sich alleine gestellt. Das Bargeld geht aus und damit auch die Möglichkeit, in den mit Produkten noch versorgten Lebensmittelgeschäften oder Apotheken einzukaufen. Zapfhähne an Tankstellen funktionieren nicht mehr, Kläranlagen versagen und nach und nach erlischt die Solidarität zwischen Nachbarn, die sich in den ersten Tagen noch gegenseitig geholfen haben. Der Überlebensinstinkt setzt ein. Kein Wunder, denn während sich der Beginn des Blackouts noch ziemlich unproblematisch anfühlen wird, werden die Auswirkungen eines Stromausfalls mit jeder Stunde exponentiell ansteigen.

Ein Unglück kommt selten allein


Pandemie sei dank, wissen wir heute mittlerweile alle, was exponentiell bedeutet: nichts Gutes. Mit jeder Stunde eines Totalausfalls verdoppeln sich die Auswirkungen. So wird es auch mit jeder weiteren Stunde schwieriger, wieder zu einer Normalität zurückzukehren. Bis nach einem Blackout in Österreich die Stromversorgung wieder überall zum Normalzustand zurückgekehrt ist, wird zumindest ein Tag vergehen. Für ganz Europa wird mit etwa einer Woche gerechnet. Aber damit ist es noch nicht getan. Denn bis Handy, Festnetz und Internet wieder funktionieren, werden nochmals mehrere Tage vergehen. Erst dann kann die Versorgung mit lebenswichtigen Gütern wieder breit anlaufen.

Licht ins Dunkel


Schlittert Österreich sehenden Auges in die nächste Katastrophe? Ist nach der Pandemie vor dem Blackout? Was passiert, wenn es, respektive, wenn nichts mehr passiert und wie gut sind wir auf diesen Ernstfall vorbereitet? Im Rahmen unseres Podcasts „Hörgang“ erklärt der Blackout Experte Herbert Saurugg, wie gut Österreich für den Ernstfall Totalausfall vorbereitet ist, worauf wir uns verlassen können und worauf nicht. Vor einem Blackout können wir uns auf Dauer nicht mehr schützen, aber unser Versteck können wir uns immerhin noch gut versorgt und gemütlich einrichten.


Metadaten
Titel
Zappenduster
Publikationsdatum
13.12.2021
Zeitung
Ärzte Woche
Ausgabe 50-52/2021

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