23.06.2021 | Originalien
Physische, psychische und soziale Entwicklung der nach intrazytoplasmatischer Spermieninjektion geborenen Kinder – die Deutsche ICSI-Langzeitstudie
Erschienen in: Gynäkologie in der Praxis | Ausgabe 3/2021
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In Deutschland werden rund 3 % aller Neugeborenen nach einer Kinderwunschbehandlung geboren. Häufigste Methode der assistierten Reproduktion (assisted reproductive technique [ART]) ist die intrazytoplasmatische Spermieninjektion (intracytoplasmic sperm injection [ICSI]). Ob es gesundheitliche Benachteiligungen bei Kindern und Jugendlichen, die nach einer ICSI-Behandlung geboren wurden, gibt, wird kontrovers diskutiert.
In der Deutschen ICSI-Langzeitstudie wurde eine Kohorte von Kindern, die nach einer ICSI-Behandlung in den Jahren 1998 bis 2000 geboren wurden, zu drei Untersuchungszeitpunkten hinsichtlich ihrer gesundheitlichen, psychischen und sozialen Entwicklung untersucht (ICSI-Studie I–III). Der Schwerpunkt der ersten Untersuchung war der Schwangerschafts- und Geburtsverlauf sowie die neonatale Gesundheit der Kinder. Im zweiten Untersuchungszeitraum (2004–2006) wurde die somatische und neurologische Entwicklung der Einlinge untersucht, während 2015–2017 (dritter Untersuchungszeitraum) die kardiometabolische und endokrinologische Entwicklung der Jugendlichen sowie deren Lebensqualität und soziale Entwicklung im Mittelpunkt standen. Insgesamt kann festgestellt werden, dass die physische und psychische Entwicklung der Kinder vergleichbar zu spontan konzipierten Gleichaltrigen verläuft. Die Fehlbildungsrate nach ICSI ist geringfügig erhöht und das Geburtsgewicht etwas niedriger als bei spontan konzipierten Kindern. Die Mehrlingsrate ist erhöht, was u. a. zu mehr Frühgeburtlichkeit mit entsprechenden Folgen führt. Unterschiede in den metabolischen Faktoren können auf ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen im späteren Lebensverlauf hinweisen. Ob das Verfahren der ICSI zu klinisch relevanten kardiovaskulären Risiken führt, muss in weiteren Studien untersucht werden.
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