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Erschienen in: Wiener klinisches Magazin 2/2023

01.03.2023 | Pharmakologie und Toxikologie | Pharmakologie

Arzneimittelwechselwirkungen – wie kann man sich vor der Informationsflut schützen?

verfasst von: Prof. DDDr. Dipl.-Biochem. Ekkehard Haen

Erschienen in: Wiener klinisches Magazin | Ausgabe 2/2023

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Zusammenfassung

Arzneimittelwechselwirkungen – korrekter „Interaktionen zwischen Xenobiotika“ – sind unter Ärztinnen und Ärzten ein mit Angst besetztes Thema. Was passieren kann, scheint unüberblickbar, die Interaktion als solche wird als Fehler angesehen. Dagegen sind Interaktionen gar nicht zu vermeiden, sie gehören zum ärztlichen Alltag. Das Problem besteht nur darin, eine Interaktion zu erkennen und mit ihr umzugehen. Nicht selten kann eine Xenobiotikainteraktion dazu dienen, die Wirksamkeit einer Arzneimitteltherapie zu verbessern und das Risiko zu vermindern. Wenn nicht gerade jedes einzelne Beispiel für das, was alles passieren kann, aufgezählt wird, dann wird die Informationsflut ziemlich übersichtlich. Es gibt nur sieben Klassen von Interaktionen, vier pharmakodynamische und drei pharmakokinetische. Für die Beantwortung irgendwelcher Unsicherheiten und Fragen gibt es Informationsstellen und Datenbanken, die heute noch analog zur Verfügung stehen oder über das Internet digital abrufbar sind – allerdings leider von höchst unterschiedlicher Qualität. Hilfsmittel, wie das therapeutische Drug Monitoring (TDM), ergänzen dieses Angebot. Jede pharmakokinetische Interaktion ist durch eine Wirkstoffkonzentrationsbestimmung zu erkennen. Der fachlich umfassende klinisch-pharmakologische TDM-Befund erläutert die in einer Wirkstoffkonzentration enthaltene Information über den individuellen Patienten, in dessen Blut sie bestimmt wurde. Jede Ärztin und jeder Arzt kann lernen, einen solchen klinisch-pharmakologischen TDM-Befund selber zu erstellen, oder aber ihn in interdisziplinärer Zusammenarbeit über ein Konsil anfordern. Der ärztliche fachlich kompetente Umgang mit Xenobiotikainteraktionen öffnet nicht nur die Tür zur Anpassung der Arzneimitteltherapie an die Bedürfnisse des individuellen Patienten. Er spart dem Gesundheitssystem auch noch sehr große Budgetmittel.
Fußnoten
1
Schreiben der Hallesche Krankenversicherung auf Gegenseitigkeit, Stuttgart, vom 21. April 2021. Zitat: „Im Beipackzettel von Apixaban (z. B. Eliquis) werden Wirkspiegelnachweise nicht empfohlen.“
 
2
Mündliche Aussage im Gespräch mit Herrn Mario Ranieri in der AOK Geschäftsstelle Bad Tölz am 07. Juli 2016.
 
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Metadaten
Titel
Arzneimittelwechselwirkungen – wie kann man sich vor der Informationsflut schützen?
verfasst von
Prof. DDDr. Dipl.-Biochem. Ekkehard Haen
Publikationsdatum
01.03.2023
Verlag
Springer Vienna
Erschienen in
Wiener klinisches Magazin / Ausgabe 2/2023
Print ISSN: 1869-1757
Elektronische ISSN: 1613-7817
DOI
https://doi.org/10.1007/s00740-023-00487-y

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