Knochenmarktransplantation als Chance für ältere AML-Patienten

Lange Zeit ist die Transplantation von hämatopoetischen Stammzellen nur bei jüngeren Patienten mit akuter myeloischer Leukämie praktiziert worden. Inzwischen profitieren auch Ältere davon. Ergebnisse einer Studie unterstützen dieses Vorgehen. National Cancer Institute/cancer.gov × Der Nutzen einer hämatopoetischen Stammzelltransplantation für ältere Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) ist bisher vor allem in retrospektiven und prospektiven Studien nachgewiesen worden, randomisierte Studien stehen aus. Eine Untersuchung in Deutschland, den Niederlanden, in der Schweiz, Frankreich und Australien hat diese Lücke nun geschlossen. Die Ergebnisse legen nahe, Knochenmarkstransplantationen noch häufiger auch älteren AML-Patienten zugutekommen zu lassen.1 An der Phase-III-Studie waren 125 Patientinnen und Patienten mit AML im Alter zwischen 60 und 75 Jahren beteiligt, die sich nach einem oder zwei Induktionszyklen und einem Konsolidierungszyklus in einer ersten Komplettremission befanden. 83 wurden einer allogenen hämatopoetischen Stammzelltransplantation zugeteilt, gekoppelt an die Gabe von konditionierendem Fludarabin und einer Ganzkörperbestrahlung in niedriger Dosis sowie von Cyclosporin und Mycophenolat-Mofetil zur Immunsuppression. 42 Patienten erhielten eine Therapie ohne Transplantation nach lokal üblichem Schema. Anti-Thymozyten-Globulin wurde nicht eingesetzt. Primärer Endpunkt war die mittlere leukämiefreie Überlebensdauer, bestimmt für einen Zeitraum von bis zu fünf Jahren nach dem Zeitpunkt der Randomisierung (restricted mean leukemia-free survival, RM-LFS). Als limitierende Ereignisse waren der hämatologische Rückfall, der Beginn einer zusätzlichen antileukämischen Therapie oder der Eintritt des Todes aus jedweder Ursache definiert. Längeres leukämiefreies Überleben In der Gruppe mit allogener hämatopoetischer Stammzelltransplantation betrug das RM-LFS 24,5 Monate, ohne Transplantation 15,6 Monate; die Differenz war statistisch signifikant. 37,8% der Patienten mit und 91,1% ohne Transplantation erlitten einen Rückfall. Das durchschnittliche Gesamtüberleben (als restricted mean overall survival, RM-OS) lag bei 27,8 Monaten mit und 28,6 Monaten ohne Transplantation von hämatopoetischen Stammzellen. Der Anteil nicht rückfallbedingter Sterblichkeit nach fünf Jahren erreichte 33,4% mit und 0% ohne Transplantation. Das Vorliegen oder Fehlen einer minimalen Resterkrankung konnte in der Studie nicht bestimmt werden. „Für ältere Patienten mit AML in erster Komplettremission lässt sich mit einer allogenen hämatopoetischen Stammzelltransplantation in einem Zeitraum von fünf Jahren ein besseres Ergebnis mit Blick auf das RM-LFS erzielen als mit einer Konsolidierungstherapie ohne Transplantation“, resümiert die Forschungsgruppe um Dietger Niederwieser von der Universität Leipzig die Studienresultate. Der langfristige Vorteil beim RM-LFS habe sich während der Studienzeit nicht in ein längeres RM-OS übersetzt. Niederwieser et al. sind jedoch der Ansicht, die vorliegende Untersuchung liefere Gründe, den Einsatz der hämatopoetischen Stammzelltransplantation bei älteren Patienten mit AML, die bisher nur einem kleinen Anteil dieser Betroffenen zuteilwerde, auszuweiten. Weitere Fortschritte für Ältere mit AML ließen sich nur erzielen, wenn es gelinge, die Rückfälle nach erster Remission durch Erhöhung der molekularen Remissionen zu verringern und die Terminierung der Transplantation zu verbessern, die Inzidenz von Rezidiven nach Transplantation oder ohne Zellübertragung durch bessere Erhaltungstherapie zu senken und die langzeitigen Resultate zu steigern, wobei die Studienergebnisse als Basis dienen könnten. Referenz: 1Niederwieser D et al.: Hematopoietic cell transplantation for older acute myeloid leukemia patients in first complete remission: results of a randomized phase III study. Haematologica 2025; 110(1): 68–77; https://doi.org/10.3324/haematol.2024.285879 Quelle: InFo Hämatologie + Onkologie 3/2025

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