PSA-Progression nach Therapie: nicht für alle Patienten gleichbedeutend

Patienten mit lokal fortgeschrittenem Prostatakarzinom haben einer US-Studie zufolge ein höheres Sterberisiko, wenn ihr PSA-Wert nach der Therapie ansteigt, als Männer mit lokalisiertem Prostatakrebs. Welche Bedeutung ein posttherapeutisch erhöhter PSA-Wert für die Prognose in verschiedenen Patientengruppen hat, haben Martin King vom Dana-Farber Cancer Institute, Brigham and Women's Hospital, Boston, und Kollegen untersucht. In eine multizentrische Kohortenstudie schlossen sie insgesamt 1.173 Patienten aus zwei randomisierten klinischen Studien im Alter von median 70 Jahren ein. Die Daten entstammen der Dana-Farber Cancer Institute(DFCI)95-096-Studie mit 206 an lokalisiertem Prostatakarzinom erkrankten Männern sowie der European Organisation for Research and Treatment of Cancer(EORTC)22961-Studie mit 970 Männern mit lokal fortgeschrittenem Prostatakarzinom. In der DFCI-Studie erhielten die Patienten für 0 bzw. 6 Monate eine Androgendeprivationstherapie (ADT) sowie eine externe Strahlentherapie (70,2 Gy in 39 Fraktionen), in der EORTC-Studie zusätzlich zur externen Strahlentherapie (70 Gy in 35 Fraktionen) entweder 6 oder 36 Monate ADT. In beiden Studien wurden erhöhte PSA-Werte nach der Therapie („PSA-failure“, PSA-Progression: tiefster Wert + 2 bzw. PSA ≥ 1,5ng/ml und zweimaliger Anstieg des PSA-Wertes in den letzten drei Monaten) sowie die Zeit bis zur Verdopplung des PSA ermittelt. Hinweis auf ungünstigere Prognose bei fortgeschrittenem Prostatakrebs 18,6% der Patienten aus DFCI 95-096 starben innerhalb von 18,2 Jahren an Prostatakrebs. Innerhalb von median 8,7 Jahren trat bei 108 Teilnehmern eine PSA-Progression auf. Unter diesen waren vermehrt Patienten mit cT2-Stadien, Gleason-Score 8–10 und ausschließlicher Radiotherapie. Der PSA-Wert verdoppelte sich innerhalb von median 13 Monaten. In EORTC 22961 starben 32,6% innerhalb von median 6,4 Jahren infolge des Krebses. Bei 290 Studienteilnehmern kam es zur PSA-Progression. Diese waren eher jünger und hatten höhere PSA-Ausgangswerte. Außerdem hatten sie gegenüber Patienten ohne PSA-Progression häufiger positive Lymphknoten, Gleason-Scores von 8–10, und sie waren eher mit Radiotherapie plus sechs Monaten ADT behandelt worden. Die Verdopplungszeit für den PSA-Wert lag in dieser Studie bei median 5,0 Monaten. Die adjustierte Analyse ergab für Patienten mit lokal fortgeschrittenem Prostatakarzinom bei PSA-Progression in EORTC 22961 einen stärkeren Anstieg der Gesamtsterblichkeit als für Männer mit lokalisiertem Prostatakrebs in DFCI 95-096 (aHR 3,98 vs. 1,51). Möglicherweise, so King und Kollegen, bestehe bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem Prostatakarzinom und Personen mit lokalisiertem Prostatakarzinom ein unterschiedlicher Zusammenhang zwischen PSA-Progression und Outcome. Die Onkologen mutmaßen, dass das höhere Sterberisiko von Männern mit lokal fortgeschrittenem Krebs und PSA-Progression auf einem aggressiveren Tumorgeschehen zur Zeit des biochemischen Rezidivs beruhen könnte. Dies stütze die These, dass eine PSA-Progression für verschiedene Patientengruppen unterschiedliche Bedeutung hinsichtlich der Prognose hat. Den Ergebnissen zufolge halten King und Kollegen bei Pateinten mit lokal fortgeschrittenem Prostatakarzinom und PSA-Progression nach Therapie verschiedene Überlegungen für angebracht: etwa eine zeitnahe prostataspezifische Positronen-Emissions-Tomographie (PET) zur Detektion von Metastasen, eine frühe Salvage-ADT bei Metastasenverdacht sowie den Einsatz neuer antiandrogener Wirkstoffe wie Abirateron oder Docetaxel. Zudem solle im Rahmen von Studien die Möglichkeit einer Therapieintensivierung durch die Kombination der neuen Antiandrogene mit ADT evaluiert werden. Referenz: King MT et al.: Association of Increased Prostate-Specific Antigen Levels After Treatment and Mortality in Men With Locally Advanced vs Localized Prostate Cancer. A Secondary Analysis of 2 Randomized Clinical Trials. JAMA Netw Open 2021;4(5):e2111092 Quelle: www.springermedizin.de

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