Mit brusterhaltender Operation länger überleben als mit Mastektomie?

Die brusterhaltende Operation mit nachfolgender Radiatio gilt als Standardtherapie bei frühem Brustkrebs. Nach Daten aus Schweden werden damit nicht nur vergleichbare, sondern bessere Überlebensraten erreicht als mit der Mastektomie. In der Leitlinie heißt es zur Operation von lokoregional begrenzten Mammakarzinomen: „Eine brusterhaltende Therapie (BET) mit nachfolgender Radiotherapie der gesamten Brust ist bezüglich des Überlebens der alleinigen Mastektomie gleichwertig.“ Diese Äquivalenz, die schon vor mehr als 20 Jahren in Studien gezeigt wurde, wird nun von Wissenschaftlern aus Schweden und Norwegen infrage gestellt. Ihre Forderung: „Wenn beide Optionen infrage kommen, sollte die Mastektomie nicht als gleichwertig betrachtet werden.“ Jana de Boniface und ihre Kollegen begründen dies mit Daten des schwedischen Krebsregisters: Danach haben Patientinnen mit BET und Radiotherapie (RT) bessere Überlebensaussichten als Patientinnen mit Mastektomie (Mx) mit oder ohne RT, und dies auch nach Abgleich für zahlreiche Einflussgrößen, inklusive Sozialstatus und Komorbidität. Höhere OS- und PFS-Raten Analysiert wurden die Daten aller 49.000 Frauen mit invasiven T1–2N0–2-Tumoren, die zwischen 2008 und 2017 operiert worden waren. 60% hatten eine BET plus RT, 25% nur eine Mx und 15% eine Mx plus RT erhalten. Die Gesamt- und die krebsspezifischen Überlebensraten nach fünf Jahren erreichten mit BET plus RT 95,1% und 98,2%, mit Mx allein 84,5% und 95,0% und mit Mx plus RT 86,0% und 90,5%. Nach Adjustierung für Alter, Tumorstadium und -typ sowie Bildungsstand, Einkommen und Grad der Komorbidität hatten die brusterhaltend operierten Frauen weiterhin die besten Überlebensaussichten. Mit Mx bzw. mit Mx plus RT lag das Risiko, innerhalb von fünf Jahren zu sterben, um 79% bzw. 24% höher, die krebsspezifische Mortalität war um 66% bzw. 26% erhöht. Die höhere Gesamt- und Krebsmortalität unter Mx allein zeigte sich in allen Tumorstadien, ausgenommen T1N1-Tumoren, bei denen kein Unterschied zu BET plus RT zu erkennen war. Mx plus RT war in Bezug auf das Gesamtüberleben nur bei T1–2N0–1-Tumoren signifikant schlechter als BET plus RT, bei ausgedehnterem Lymphknotenbefall war der Unterschied nicht mehr bedeutsam; hinsichtlich des krebsspezifischen Überlebens machte sich ein signifikanter Nachteil von Mx plus RT nur bei Tumoren ohne Lymphknotenbeteiligung bemerkbar. Liegt es an BET, Radiatio oder Übertherapie? „Die BET scheint insgesamt einen Überlebensvorteil zu bieten und sollte, wenn sowohl BET als auch Mx infrage kommen, prioritär eingesetzt werden“, lautet die Schlussfolgerung von de Boniface et al. Da die BET mit nachfolgender RT in keinem Tumorstadium mit einem schlechteren Überleben assoziiert war, gebe es „auch bei Frauen mit Lymphknotenbefall keinen Grund, für eine Mx zu votieren“. Die Verfasserin eines Studienkommentars, Lisa Newman von Weill Cornell Medicine, ist bezüglich einer prognostischen Überlegenheit von BET plus RT zwar skeptischer. Es könne sich um abskopale Effekte der Radiatio, aber auch um eine mögliche Übertherapie in der BET-Gruppe handeln. „Doch egal, wie man die Daten interpretiert, über eines lässt sich nicht streiten: Die BET ist sicher und wirksam in der Behandlung von frühem Brustkrebs.“ Referenz: De Boniface J et al.: Survival After Breast Conservation vs Mastectomy Adjusted for Comorbidity and Socioeconomic Status. A Swedish National 6-Year Follow-up of 48 986 Women. JAMA Surg 2021; https://doi.org/10.1001/jamasurg.2021.1438 Quelle: www.springermedizin.de

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