Die Behandlung des RED‑S liegt mit der Wiederherstellung einer ausgeglichenen Energiebilanz auf der Hand, sofern keine Essstörung dem Energiedefizit vorausgeht. Dies ist einfacher gesagt als getan. Die Herausforderung gilt sowohl für das betreuende Team als auch für die Athletin. Einerseits fehlen allgemeingültige Therapieempfehlungen für Athletinnen mit RED‑S und auf der anderen Seite wird die Athletin auf eine zeitintensive Geduldsprobe gestellt. Es lohnt sich gemeinsam mit der Athletin einen multimodalen Behandlungsplan mitsamt Zielvereinbarungen und Zeithorizont zu formulieren [
31]. Die Athletin soll darüber informiert werden, dass trotz wiederhergestellter Energieverfügbarkeit eine Latenz von 12 Monaten bis zum Wiedereinsetzen der Menstruation zu erwarten ist [
32]. Nährstoffmängel wie Kalzium‑, Vitamin-D- und Ferritinmangel sollen überprüft und ausgeglichen werden. Bei anamnestisch inadäquater Kalziumzufuhr (< 1300 mg täglich) soll zur Unterstützung der Knochenmineralisation eine Kalziumsubstitution kombiniert mit Vitamin D erfolgen [
33,
34]. Ein Ferritinmangel soll initial peroral und bei fehlendem Ansprechen über 6 Monate parenteral substituiert werden. Zu beachten ist, dass der Cut-off für einen Ferritinmangel mit 50 mcg/l bei Athleten höher liegt als derjenige in der Normalpopulation (30 mcg/l; [
35]). Bei amenorrhoischer Athletin mit unauffälliger Knochendichtenmessung soll primär ein nichtpharmakologisches Vorgehen erfolgen mit dem Ziel der Wiederherstellung einer positiven Energiebilanz [
17]. Bei der Trainingsempfehlung gilt das Hauptaugenmerk der Reduktion des Trainingsvolumens. Da aber eine Kalorienrestriktion im Vergleich zum Trainingsvolumen den hauptsächlichen Effekt auf die Störung der Hormonachse hat, soll hier der Schwerpunkt gelegt werden [
3]. Mittels einer auf Sport spezialisierten Ernährungsberatung soll die Energieverfügbarkeit quantitativ ermittelt und die Kalorieneinnahme adäquat optimiert werden. Dies gelingt am besten bei Sportlerinnen mit unbeabsichtigt tiefer Energiebilanz [
25]. Beim grossen Teil der Athleten fehlt das Wissen, wie mittels Ernährungsgewohnheiten Zustände tiefer Energieverfügbarkeiten verhindert werden können [
9]. Entgegen der sonstigen Empfehlung führen beispielsweise Nahrungsmittel mit hohem Fasergehalt und tiefem glykämischem Index zur ungewünschten Nebenwirkung der verlangsamten und damit eingeschränkten Kalorienresorption [
36]. Neben der Ernährungssituation soll auch potenziellen niederschwelligen Stressoren Beachtung geschenkt werden (Schlafmangel, berufliche und psychosoziale Belastungssituationen). Athletinnen mit zusätzlichen Stressoren können von einer kognitiven Verhaltenstherapie profitieren [
37]. Kombinierte Kontrazeptiva sollten bei Athletinnen nicht grundsätzlich zur Wiederherstellung eines Blutungsmusters verwendet werden, da diese ein persistierendes Energiedefizit maskieren, ohne dabei die Knochendichte zu verbessern [
17,
38]. Kann trotz sämtlicher Bemühungen im Verlauf kein spontanes Wiedereinsetzen der Menstruation erzielt werden, empfiehlt sich bei Sportlerinnen eine Reevaluation der Knochendichtemessung mittels DXA 12 Monate nach der ersten Messung [
16]. Zeigt sich dort zwischenzeitlich eine Abnahme der Knochendichte entsprechend einer Osteopenie (Z-Wert < −1 SD), ist die Indikation zur zusätzlichen pharmakologischen Therapie zur Prävention eines weiteren Knochenmatrixverlusts gegeben und soll mit der Patientin besprochen werden. Diese beinhaltet analog zur Hormonsubstitution bei Patientinnen mit Anorexia nervosa die transdermale Gabe von standarddosiertem 17β-Estradiol (z. B. als Patch) in Kombination mit einem sequenziell oder kontinuierlich-kombinierten Gestagen [
17,
39]. Das Abwarten von einem Jahr sollte jedoch nicht als Fixum betrachtet werden. Wenn z. B. eine Amenorrhö schon länger vorliegt, sind auch bei normaler Knochendichtemessung potenzielle Folgeerscheinungen auf z. B. das Herz-Kreislauf-System nicht auszuschliessen. Die Indikation zur Hormontherapie sollte daher grosszügig und in Rücksprache mit dem betreuenden gynäkologischen Endokrinologen gestellt werden.