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Ärzte Woche

04.10.2018

Lucky Buddhas BMI

verfasst von: Dr. Ronny Tekal, Medizinkabarettist

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Thailands Mönche werden durch Essensspenden zunehmend dicker.

Kenner fernöstlicher gehobener Küche (d. h. Mittagsmenü ab 6 Euro) ist die kleine Statue eines lachenden Buddha am Eingang des Restaurants bekannt. Bei der wohlbeleibten Figur handelt es sich nicht, wie fälschlicherweise oft vermutet, um „den Buddha“, also den „Erwachten“ Siddharta Gautama, der vor 2.600 Jahren überaus asketisch lebte. Da hätte man wohl gehörigen Erklärungsbedarf und müsste argumentieren, warum der Begründer des Buddhismus ein derart schlechter Verbrenner war. Vielmehr ist es das Abbild des mittelalterlichen Mönches Budai, der weitaus genüsslicher gelebt haben dürfte und in millionenfacher Ausgabe in Souvenirläden und Lokalen reinkarniert ist. Bemerkenswerterweise findet sich in den hiesigen Gaststuben zwar ein Kreuz und ein Fernseher im Herrgottswinkel, man wird jedoch nur selten von der Statue eines breit grinsenden Priesters in Empfang genommen. Das würde eher befremdlich wirken. Immerhin steht vor manchem Restaurant noch eine vergilbte Pappfigur eines grinsenden Kochs, der ein glücklich lächelndes Schwein im Arm hält, in dem ein Messer steckt. Vielleicht wäre die Priesterstatue da doch die bessere Alternative.

In Thailand dürfte man sich eher den lachenden Mönch, denn den asketischen Religionsbegründer zum Vorbild nehmen. Denn laut einer Studie der Chulalongkorn Universität in Bangkok sollen 50 Prozent der thailändischen Mönche deutlich übergewichtig sein (BMI, Buddhist-Monk-Index weit über 30).

Dabei können die Mönche gar nichts dafür. Denn sie ernähren sich ausschließlich von dem, was ihnen Mutter Natur, genauer gesagt Mutter Mensch gibt, von Lebensmittelspenden. Das ist in Thailand durchaus üblich und die uneigennützigen Spender erhalten auf diese Weise Pluspunkte für ein gutes Karma im buddhistischen Miles & More-Bonusprogramm. Doch gab man früher Gemüse oder Reis in die Opferschalen, so werden heute – ganz dem Zeitgeist entsprechend – Snacks und Süßgetränke gegeben. Das Konsumieren von Energydrinks und Junkfood, kombiniert mit einem überaus kontemplativen Lebensstil im Sitzen, zaubert selbst dem ausgefleischtesten Asketen einen Wohlstandsbauch an den Leib.

So rief die thailändische Gesundheitsbehörde dazu auf, den rund 300.000 Mönchen wieder gesündere Almosen zu spenden. Schließlich gehört es zum guten Image von Geistlichen dazu, nicht kränker zu sein, als der Rest der Bevölkerung. Außerdem stört es beim Meditieren gehörig, wenn dem Mönch die Sod brennt.

Da es hierzulande durchaus üblich ist, zu Weihnachten Speck und Spirituosen an Pfarrer und Ärzte des Vertrauens zu verschenken, sollte man die Geschichte der Mönche im Hinterkopf haben und zu gesunden Alternativen greifen. Sonst begrüßt einen womöglich im neuen Krankenhaus Nord bald eine Bronzefigur eines beleibten Arztes. Zumindest lacht er.

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Metadaten
Titel
Lucky Buddhas BMI
Publikationsdatum
04.10.2018
Zeitung
Ärzte Woche
Ausgabe 40/2018

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