Klin Monbl Augenheilkd 1981; 178(5): 341-346
DOI: 10.1055/s-2008-1057216
© 1981 F. Enke Verlag Stuttgart

Zur Therapie der konnatalen Dakryostenose

Treatment of Congenital DacryostenosisH. Busse, K. M. Müller*, L. Mewe
  • Univ.-Augenklinik Münster (Direktor: Prof. Dr. H. J. Küchle)
  • * Pathologisches Institut der Universität Münster (Direktor: Prof. Dr. E. Grundmann)
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Publication Date:
11 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Nach einer Übersicht über die mögliche Lokalisation verschließender Gewebe im Rahmen der konnatalen Dakryostenose wird auf die Behandlung der einzelnen Krankheitsbilder eingegangen. Bei kongenitaler Tränenpunktaplasie wird zunächst eine abwartende Haltung mit regelmäßigen Kontrollen unter Palpation des medialen Lidwinkels empfohlen. Falls die Beschwerden des Kindes und der palpatorische Verdacht auf Entstehung einer Tränensackmukozele einen Eingriff erforderlich machen, kann der Versuch einer Rekanalisation durch Eröffnen des Tränenpünktchens oder Retrograd-sondierung nach Darstellen des Canaliculus communis unter dem medialen Lidbändchen unternommen werden. Das Vorgehen im Bereich des Tränensackes bzw. des Ductus nasolacrimalis richtet sich nach den hier vorliegenden Verhältnissen, die intraoperativ aufgedeckt werden können. Bei vollständiger Aplasie des ableitenden Tränenweges kann nur eine ersatzteilchirurgische Maßnahme, z. B. mit einer hydrophilen Tränenwegsprothese versucht werden. Bei Beteiligung der Tränenwege im Rahmen von Kolobombildungen des Lides oder Gesichtsspaltenbildung (facial cleft) richtet sich das Vorgehen nach den noch vorhandenen, verwertbaren Gewebsresten des Tränenschlauches. Die notwendigen Maßnahmen reichen von der einfachen Dakryozystorhinostomie bis zur Implantation einer hydrophilen Tränenwegsprothese. Bei kongenitaler Dakryostenose durch Persistenz der Hasnerschen Membran richtet sich das therapeutische Vorgehen nach dem Ausmaß des Krankheitsbildes: bei Dacryocystitis chronica simplex ist nach einwöchiger Vorbehandlung durch Tränensackmassage und antibiotischen Augentropfen eine Überdruckspülung mit der Hohlsonde nach Bangerter angezeigt. Besondere Bedeutung kommt der Nachbehandlung mit abschwellenden und antibiotischen Augentropfen sowie abschwellenden Nasentropfen zu. Bei Dacryocystitis acuta (isolierte Zystitis), Abszeß und Phlegmonen steht zunächst die Bekämpfung der Entzündung durch lokale und allgemeine Antibiotikaapplikation und ggf. der Abszeßspaltung im Vordergrund. Nach Abklingen der Entzündungszeichen wird eine Überdruckspülung, ggf. mit vorsichtiger diagnostisch-therapeutischer Sondierung durchgeführt. Bei hartnäckigen Restenosen empfiehlt sich das Einlegen eines Silastikschläuchchens vom oberen und unteren Tränenpünktchen zur Nasenhöhle mit der Ambossonde über einen vorgelegten Prolene-5×0-Faden. Andernfalls muß auch eine Dakryozystorhinostomie im 3. Lebensjahr in Erwägung gezogen werden.

Summary

After a survey of the possible localization of obstructive tissues in congenital dacryostenosis, treatment of the various diseases involved is described. In congenital aplasia of the punctum in newborns, the authors recommend management by digital palpation of the medial region of the eye, in order to establish as early as possible whether a mucocele of the deeper lacrimal passages has developed. If so, an attempt should be made to recanalize the canaliculi from the canaliculus communis under the microscope, after dissection of the medial ligament. In some cases a combination with dacryocystorhinostomy is necessary. In total aplasia of the lacrimal passages only substitution is possible, for example by implantation of a hydrophilic tear duct prosthesis after conjunctivorhinostomy. - Surgical reconstruction of the lacrimal passages in cases of facial cleft depends on the remaining tissues. The procedures necessary range form dacryocystorhinostomy to implantation of a hydrophilic tear duct prosthesis. In cases of a persistent Hasner's membrane, therapy is determined according to the degree of severity of the disease: in dacryocystitis chronica simplex high-pressure syringing of the lacrimal passages with a Bangerter hollow probe is indicated after one week of massage treatment of the lacrimal sac and application of antibiotic eye drops. Postsurgical treatment with detumescent and antibiotic eye drops and detumescent nose drops is important. Regression of the inflammation is the primary aim of therapy in cases of dacryocystitis acuta (cystitis, abscess, phlegmone); it is achieved by local and systemic application of antibiotics and - if necessary - incision of the abscess. Later, after the infection, high-pressure syringing with diagnostic-therapeutical probing is performed. Intubation of the lacrimal passages is indicated in cases of repeated restenosis, using the modified probe of Ambos (manufacturer: Klein, Heidelberg). In case of failure a dacryocystorhinostomy at age two or three must also be considered.

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