Klin Monbl Augenheilkd 1999; 215(10): 228-232
DOI: 10.1055/s-2008-1034704
© 1999 Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Akupunktureffekt bei Keratoconjunctivitis sicca

Dry-eye syndrom and the effect of acupunctureJohannes Nepp, Agnes Derbolav, Jinus Haslinger-Akramian, Claudia Mudrich, Jörg Schauersberger, Andreas Wedrich
  • Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie, (Vorstand: Univ. Prof. Dr. H. Freyler)
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Manuskript erstmalig eingereicht am 20.3.1999

in der vorliegenden Form angenommen am 10.4.1999

Publication Date:
25 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund Die Keratoconjunctivitis sicca (KCS) ist eine chronische Entzündung mit Störung des Tränenfilms. Wegen häufiger Unzufriedenheit der Patienten mit Tränenersatzmitteln wurden Behandlungsversuche mit Akupunktur gemacht. Deren Wirksamkeit wurde in einer Doppelblindstudie für Schirmer II, Tränenfilmaufreißzeit und Tropfhäufigkeit bewiesen. Bei den einzelnen Patienten waren die Ergebnisse dennoch unterschiedlich. Daher wurde nun die Wirksamkeit der Akupunktur entsprechend der Ätiologie der KCS analysiert.

Patienten und Methode Bei 102 Patienten (87 w/15 m) im Alter von 20-91 Jahren (durchschnittl. 58 Jahren) wurden 10 Sitzungen à 30 min (1 × /Woche) vorgenommen. Hinsichtlich der Ätiologie wurde in Anlehnung an die traditionell-chinesische Akupunktur eine Zuordnung zu exogen und endogen bedingter KCS vorgenommen. Zu den exogenen Faktoren zählen Umwelt-, toxische-, allergische, medikamentöse, postinfektiöse, entzündliche Reize und Kontaktlinsen. Die endogenen Faktoren umfaßten hormonelle, immunologische, psychische Ursachen sowie ein Vitaminmangel. Neben Spaltlampenuntersuchung, Schirmer-Test II und Tränenfilmaufreißzeit wurde die Tropfhäufigkeit vor und nach einer Serie von 10 Akupunkturbehandlungen erhoben und innerhalb der beiden Gruppen als auch zwischen den Gruppen verglichen.

Ergebnisse Zwischen der ersten und letzten Beobachtung fanden sich statistisch signifikante Unterschiede im t-Test (p < 0,001) bei der Tränenfilmaufreißzeit, im Schirmer-Test und in der Tropfhäufigkeit bei allen Patienten. Der Schirmer-Test war nach Akupunktur signifikant besser bei der exogen induzierten Keratoconjunctivitis sicca (p < 0,001), die Tränenfilmaufreißzeit war signifikant besser bei der endogen induzierten KCS (p < 0,03). Es gab keinen statistisch signifikanten Unterschied in der Verminderung der Tropfhäufigkeit für exogen und endogen bedingte KCS (p > 0,83). Der beste Therapieeffekt zeigte sich bei KCS hervorgerufen durch exogene Faktoren wie Entzündungen oder allergische Reizung, der schlechteste Therapieeffekt bei Vorliegen destruktiver Prozesse, wie z.B. das Sjögrensyndrom. Jüngere Patienten (unter 50 J) waren besser beeinflußbar als Ältere.

Schlußfolgerung Funktionelle Störungen scheinen, entsprechend der Theorie von DeLa Fuye, besser als destruktive Faktoren durch Akupunktur beeinflußbar zu sein.

Summary

Background Conjunctivitis sicca is a chronic disease of the ocular surface. The substitution of tear deficiency with artificial tears is not satisfying in many patients. In a series of patients successfully treated with acupuncture we observed very different effects on each patient. In this study we evaluate the correlation between the effect of acupuncture and the etiology of the dry eyes treated.

Patients and methods 102 patients (87 women, 15 men) with dry-eye syndrome have been needled 10 sessions, once per week, for 30 minutes. We recorded causal factors according to the traditional Chinese medine (TCM): external and internal factors. External factors were: toxic, allergic, drug-induced, ocular surface inflammation and infection, contact lens and generally external irritations. Internal factors were disorders of hormons, immun system, psychic, and vitamin-A deficiency. Ophthalmologic observation included the slit-lamp examination, Schirmers test II, break-up time of tear film (BUT) and a drop-frequency protocoll - before and 1 week after acupuncture treatment.

Results There was a statistically significant difference (p < 0,001) in Schirmers test, BUT and drop frequency between before and after acupuncture. There was no significant difference between internal and external factors, but the effect on external induced sicca was better. The best effect of acupuncture was found in external factors after inflammation and in patients with inbalance of the autonomic nervous system, the least effects in Sjögren Syndrom. The effect was better in younger then in patients over 50 years.

Conclusion The study demonstrate, according DeLa Fuye that the best effect of acupuncture is seen on functionally disorders.

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