Dtsch Med Wochenschr 1998; 123(21): 651-657
DOI: 10.1055/s-2007-1024033
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die lumbale Knochendichte: Risikofaktor für Wirbelkörperfrakturen bei der Frau

Density of lumbar vertebrae: risk factors for vertebral fractures in womenS. Kudlacek, B. Schneider, H. Resch, R. Willvonseder
  • Medizinische Abteilung des Krankenhauses Barmherzige Brüder (Vorstand: Prof. Dr. R. Willvonseder), Ludwig Boltzmann Institut für Altersforschung (Leiter: Prof. Dr. K. H. Tragl), Medizinische Abteilung des Krankenhauses Barmherzige Schwestern (Direktor: Universitätsdozent Dr. H. Resch) und Institut für Medizinische Statistik der Universität (Direktor: Universitätsdozent Dr. P. Bauer), Wien
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Publication Date:
25 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Grundproblematik und Fragestellung: Der direkte Zusammenhang zwischen Abnahme der Knochendichte und Zunahme der Inzidenz von Frakturen mit zunehmendem Alter ist bereits bekannt. Bei der Bestimmung der Knochendichte ist der behandelnde Arzt, wie bei verschiedenen klinisch-chemischen Analysen auch, mit Überschneidungen falsch-positiver und falsch-negativer Parameter konfrontiert. Das Ziel dieser Studie war, neben der Wertigkeit der Knochendichtebestimmung eine orientierende Frakturschwelle, also einen Wert der Knochendichte mit maximaler Sensitivität und Spezifität, an einer repräsentativen Untersuchungsgruppe von Frauen zu erarbeiten.

Patienten und Methodik: 534 gesunde Frauen (mittleres Alter 60,9 ± 8,07 [40-83 Jahre) aus einer osteologischen Ambulanz wurden von 1993 bis 1996 nach Durchführung eines kompletten klinisch-chemischen Status zum Ausschluß einer metabolischen Osteopathie hinsichtlich der Knochendichte und der Anzahl von Wirbelkörperfrakturen untersucht. Alter und Menopausenalter wurden dokumentiert. Die lumbale Knochendichte im Bereich L1-L5 wurde mit der quantitativen Computertomographie (qCT) gemessen und mit dem Wilcoxon-2-Sample-Test sowie der logistischen Regression modelliert und als ROC (receiver operating characteristics)-Analyse ausgewertet.

Ergebnisse: Bei allen Probandinnen mit qCT-Werten über 111 mg/cc fanden sich keine Wirbelkörperfrakturen. Von den Frauen mit qCT-Werten im Bereich unter 60 mg/cc hatte jede mindestens eine Wirbelkörperimpression. Die durchgeführten statistischen Analysen zeigten erwartungsgemäß eine hoch signifikante negative Korrelation von Alter und Knochendichte (r = - 0,56; P < 0,0001) sowie von Knochendichte und Zahl der frakturierten Wirbelkörper (r = - 0,58; P < 0,0001). Die Korrelation zwischen dem Alter und der Zahl der Wirbelkörperfrakturen war nach Korrektur für die Knochendichte nicht mehr nachweisbar (r = 0,001, nicht signifikant). Bei einer Knochendichte mit qCT-Werten von 102 mg/cc fanden sich die geringsten Überschneidungen falsch - positiver und falsch-negativer Knochendichtewerte läßt sich eine Frakturwahrscheinlichkeit in Abhängigkeit zum Knochenmineralgehalt prognostizieren.

Folgerungen: Die lumbale Knochendichtemessung ist die determinierende Variable für das Frakturrisiko unabhängig vom Alter. Trotz Überschneidungen falsch-positiver und falsch-negativer Knochendichtewerte läßt sich eine Frakturwahrscheinlichkeit in Abhängigkeit zum Knochenmineralgehalt prognostizieren.

Abstract

Background and objective: The direct connections between a reduction in bone density and an increase in the incidence of fractures with increasing age is well known. When interpreting bone density measurements the attending physician is confronted with an overlap of false-positive and false-negative parameters, as is also the case with biochemical data. Aim of this study was to determine, in addition to bone density, a fracture threshold, i.e. a value for bone density with maximal sensitivity and specificity, in a representative cohort of women.

Patients and methods: 534 healthy women (mean age 60.9 ± 8.07, range 40-83 years), seen in an out-patient osteological clinic between 1993 and 1996 were included. After full biochemical investigation to exclude a metabolic bone disease, bone density (LBD) of the lumbar vertebrae 1-5 and the number of vertebral body fractures were documented, together with age and menopausal status. LBD was measured by quantitative computed tomography (qCT), results being analysed with the Wilcoxon 2-sample test and logistic regression and assessed by receiver operating characteristics (ROC) analysis.

Results: None of the women with a qCT value over 111 mg/cc had evidence of vertebral fractures. Those with values under 60 mg/cc had at least one vertebral fracture (defined as at least 15 % reduction in vertebral body height). There was a highly significant negative correlation between age and LBD (r = - 0.56; P < 0.0001), as well as between LBD and the number of fractured vertebrae (r = - 0.58, P < 0.0001). But there was no longer any correlation between age and number of vertebral body fractures once allowance was made for LBD (r = 0.001, not significant). The least overlap of false-positive and false-negative values was at an LBD with qCT values of 102 mg/cc.

Conclusions: LBD is the determining variable for fracture risk independent of age. Despite an overlap of false-positive and false-negative LBD values, the probability of fractures can be predicted from bone mineral content.

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