Dtsch Med Wochenschr 2001; 126(4): 65-71
DOI: 10.1055/s-2001-10671
Originalien
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Analyse des Frauenanteils bei verschiedenen Qualifikations-stufen des Fachgebietes Humanmedizin in Deutschland

M. A. Zuber
  • Institut für Klinische Immunologie und Transfusionsmedizin (Direktor: Prof. Dr. F. Emmrich), Universität Leipzig
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Publication Date:
31 December 2001 (online)

Grundproblematik und Fragestellung: Leitende Positionen in der Humanmedizin in Deutschland sind durch das Fehlen von Frauen gekennzeichnet. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, den Frauenanteil bei verschiedenen Qualifikationsstufen der medizinischen Aus- und Weiterbildung und der wissenschaftlichen Qualifizierung im Hochschulbereich während der vergangenen zwei Jahrzehnte zu ermitteln.

Methodik: Aus den Jahrbüchern des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden wurden die Zahlen für Medizinstudenten, Promotionen, berufstätige Ärzte, Ärzte für Innere Medizin, wissenschafltiche Mitarbeiter und Dozenten an Hochschulen, Habilitationen und Professoren ermittelt.

Ergebnisse: Bei den Qualifikationsstufen Studenten, Examenskanditaten, Promotionen, berufstätige Ärzte, Internisten und wissenschaftliche Assistenten an Hochschulen findet sich heute ein um circa 15 Prozentpunkte höherer Frauenanteil als vor 20 Jahren. Bei den Hochschulassistenten und Habilitationen ist der Frauenanteil allerdings noch niedrig und auch während der vergangenen 20 Jahre nur wenig, bei den Habilitationen um 5 Prozentpunkte von 5 auf 10% angestiegen. Bei den Professoren blieb sowohl ihre Gesamtzahl als auch der Frauenanteil konstant. Die deutsche Einigung hob durch den wesentlich höheren Frauenanteil in der ehemaligen DDR den Frauenanteil in allen Qualifikationsstufen in Gesamtdeutschland an.

Folgerungen: Das Fehlen der Frauen in gehobenen Positionen der Hochschulen ist nicht auf ein generelles Fehlen von Frauen zurückzuführen, da ihr Anteil während der vergangenen Jahrzehnte in allen anderen Qualifikationsstufen zugenommen hat. Aufgrund der seit 20 Jahren unveränderten Verhältnisse bezüglich Gesamtzahl und Prozentsatz von Frauen bei den Professoren liegt es nahe, das Fehlen von Frauen bei dieser Berufsgruppe auf den ihr eigenen Konservatismus zurückzuführen.

Analysis of the proportion of women at different ranks of academic advancement in medicine in germany

Background and objective: In Germany leadership positions in medicine are characterized by an almost complete lack of women. The goal of this study was to determine the representation of women among different career ranks during medical school, residency and academic advancement during the past 20 years.

Methods: The annual reports of the German Federal Statistic Office in Wiesbaden were checked for the numbers of medical students, dissertations, physicians, internists, fellows and trainees at universities, habilitations and professorships.

Results: Among medical students, final examination, dissertation, physicians, internists and trainees at universities a proportion of women can be found nowadays which is at a 15 % higher percentage level than 20 years ago. Among assistent professors and habilitations at universities there is a very low proportion of women, which did increase only slightly from 5 to 10 % during the past 20 years. Within the same period of time the total number of professors and the proportion of female professors were nearly unchanged. Reunification of East and West Germany led to an increase of the representation of women among all levels of qualification which is due to the much higher proportion of female physicians in the former GDR.

Conclusions: The lack of women in leadership positions in medicine in Germany is not due to a general lack of women in medicine. Among all other career ranks the proportion of women increased by 15 %. The completely unchanged number and composition of the professors during the past 20 years suggests that the lack of women among this professional group has to do with conservatism which is an inherent trait of university professors in Germany.

Literatur

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  • 3 Krauss M. »Man denke sich nur die junge Dame im Seziersaal ... vor der gänzich entblößten männlichen Leiche«. Sozialprofil und Berufsausübung weiblicher Ärzte zwischen Kaiserreich und Republik. In: Häntzschel H, Bußmann H (Hrsg.): Bedrohlich gescheit. Ein Jahrhundert Frauen und Wissenschaft in Bayern C. H. Beck, München 1997: 139-151
  • 4 Lützenkirchen A. »Wir wollten das so!« Die Frauenemanzipation der DDR-Ärztinnen und ihre Abwicklung in den neuen Bundesländern.  Z Frauenforschung. 1999;  17 73-89
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  • 6 Statistisches Bundesamt Wiesbaden .Statistische Jahrbücher. Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart 1960 - 1999
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  • 8 Zuber M A. Geringe Publikationsfreudigkeit der deutschen medizinischen Forschung - Habilitation als Bremse?.  Dtsch Med Wschr. 2000;  125(3) A13-A16
  • 9 Zuber M A. Fairness für weibliche Wissenschaftler - Lehren vom Massachusetts Institute of Technology (MIT).  Dtsch Med Wschr. 2001;  126 59-62

Korrespondenz

PD Dr. Dr. M. A. Zuber

Institut für Klinische Immunologie und Transfusionsmedizinder Universität Leipzig

Haertelstrasse 16-18

04107 Leipzig

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