Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - A4
DOI: 10.1055/s-0036-1583555

Operative Therapie des Genitalprolapses durch vaginale Hysterofixatio sacropinalis – effizientes und minimal-invasives Verfahren für die Frau in der 2. Lebenshälfte

S Schröder 1, A Grosch 1, G Naumann 1
  • 1Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Helios-Klinikum Erfurt

Fragestellung:

Der Genitalprolaps der Frau gehört zu den häufigsten Erkrankungen der Frau in der zweiten Lebenshälfte. Therapiemethode der Wahl ist die operative Sanierung. Ziel der vorliegenden Studie war die Überprüfung der Praktikabilität, Sicherheit und Effektivität der vaginalen Deszensuskorrektur unter Erhalt des Uterus mit dessen apikaler Fixation am sakrospinalen Ligament.

Methodik:

Zwischen 10/2013 bis 03/2016 wurden insgesamt 110 Frauen mit einem Genitalprolaps POPQ> 2 in die Studie eingeschlossen und einer vaginalen Operation zugeführt. Es erfolgte eine subtile urogynäkologische Abklärung unter Prüfung eines möglichen Uteruserhaltes mit unauffälliger Zervixzytologie. Frauen mit Uteruspathologien wurden ausgeschlossen. Prä- und 8 Wochen postoperativ wurde die Lebensqualität durch den Dt. Beckenboden-Fragebogen validiert, alle relevanten prä-, intra- und postoperativen Daten ausgewertet und bislang 92 Patienten im Rahmen einer ersten Nachsorge 8 Wochen postoperativ nochmals einer Untersuchung unterzogen.

Ergebnisse:

Das mittlere Alter der Patientinnen betrug 66,7 (46 – 87) Jahre, n = 7 über 80 Jahre. Präoperativ wurden 8 Frauen (7,3%) mit dem Verdacht einer larvierten Harninkontinenz und 15 Frauen (13,6%) mit Restharn > 100 ml ermittelt. In 93,6% wurde eine vaginale Hysterofixatio sacrospinalis in Kombination mit einer Kolporrhaphia anterior durchgeführt, auf Wunsch der Mehrheit der Patientinnen zumeist in Allgemeinanästhesie. Es fanden sich keinerlei intraoperative Komplikationen, in keinem Falle zeigte sich ein Blutverlust über 50 ml. Die mittlere OP-Zeit betrug 39 min (25 – 55). Postoperativ fanden sich ein durchschnittlicher Restharn von 30 ml bei Entlassung, in 5 Fällen verzögerte Blasenentleerung mit RH> 100 ml in den ersten 14 Tagen. 3 Frauen zeigten eine demaskierte Belastungsinkontinenz, n = 6 eine de novo Harndrangsymptomatik. Bei 9 Frauen (8,2%) fand sich ein Rezidivdeszensus im Bereich der vorderen Vaginalwand als erneute Zystozele.

Bei Auswertung der Lebensqualität durch validierten Fragebogen zeigten alle Patientinnen eine signifikante Verbesserung der Prolapsbeschwerden und würden die Operationsmethode weiterempfehlen. Bei der postoperativen Nachkontrolle zeigte sich bei allen Frauen ein unauffälliger Uterus mit guter Einstellbarkeit der Portio zum weiteren Screening.

Schlussfolgerung:

Die vaginale Korrektur des apikalen Deszensus mit Uteruserhalt durch Hysterofixatio sacrospinalis ist ein sicheres und praktikables Verfahren zur Deszensuskorrektur der älteren Frau mit hoher Effektivität und fehlenden Komplikationen und Nebenwirkungen. Die simultane Hysterektomie im Rahmen des Beckenbodeneingriffes bedarf einer eigenen Indikation und ist in den allermeisten Fällen nicht notwendig.