Z Sex Forsch 2014; 27(1): 59-76
DOI: 10.1055/s-0034-1366127
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Leitlinie zur Diagnostik, Beratung und Behandlung bei Geschlechtsdysphorie

Stand der aktuellen Entwicklungen
Timo O. Nieder
a   Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie, Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf
,
Bernhard Strauß
b   Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie, Klinikum der Friedrich-Schiller-Universität Jena
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Publication Date:
25 March 2014 (online)

Übersicht

Die medizinische Versorgung von Personen, deren Geschlechtsidentitätserleben nicht mit der bei Geburt zugewiesenen Geschlechtsrolle übereinstimmt, findet von jeher in einem Spannungsfeld zwischen dem Recht auf Selbstbestimmung der Behandlungssuchenden und der Angst der Ärzt_innen und Psychotherapeut_innen vor Fehlentscheidungen statt. Mit den „Standards der Behandlung und Begutachtung von Transsexuellen“ (Becker et al. 1997) wurde im Kontext des deutschen Gesundheitssystems versucht, dieses Spannungsfeld auf der Basis wissenschaftlicher und klinischer Befunde zu regulieren. Mittlerweile gelten diese Standards sowohl vor dem Hintergrund der 7. Version der internationalen Standards of Care der World Professional Association of Transgender Health (WPATH 2011) als auch nach Maßgabe der jüngsten Urteile des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) als dringend überarbeitungsbedürftig. Daher hat die Deutsche Gesellschaft für Sexualforschung (DGfS) im Sommer 2011 die Initiative ergriffen, die Standards in Zusammenarbeit mit anderen Fachgesellschaften durch eine evidenzbasierte AWMF-Leitlinie zu ersetzen und damit die Versorgungsqualität zu erhöhen. Der vorliegende Beitrag stellt die Hintergründe und Verfahrensweisen der Leitlinienentwicklung dar und gibt einen Ausblick auf den weiteren Verlauf.