Psychother Psychosom Med Psychol 2011; 61(3/04): 193-195
DOI: 10.1055/s-0030-1266079
Mitteilungen aus dem DKPM
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Basler Visitenstandard – Chance für eine gelingende Interaktionstriade Patient-Arzt-Pflegefachperson

The Basel Standard for Doctor's Visits – Chance for a Successful Interaction Triad Patient-Doctor-Nursing StaffHeidemarie  Weber1 , Wolf  Langewitz2
  • 1Qualitätsmanagement, Universitätsspital Basel, Schweiz
  • 2Abteilung Psychosomatik Innere Medizin, Universitätsspital Basel, Schweiz
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Publication History

Publication Date:
29 March 2011 (online)

Hintergrund

Eine auf die Bedürfnisse von Patienten ausgerichtete Behandlungsqualität bedarf, neben einer evidenzbasierten medizinischen Therapie, einer verständlichen und strukturierten Kommunikation sowie der Abstimmung von Patientenerwartungen und -bedürfnissen mit den therapeutischen Möglichkeiten. Dies erfordert neben fachlichen Kompetenzen eine hohe Sozialkompetenz aller beteiligten Fachkräfte. Insbesondere gilt dies für das Visitengespräch während des Klinikaufenthaltes. Hier festigt und entwickelt sich das Vertrauen zum behandelnden Arzt nur dann, wenn Ängste und Fragen kommuniziert und den Patienten das Gefühl von individueller Betreuung und respektvollem Umgang vermittelt werden.

Zentraler Ort für den Austausch von Informationen und den Abgleich von Erwartungen ist die Stationsvisite, bei der in der Regel Patienten, Ärzte und Pflegende einmal pro Tag zusammentreffen. Das Gelingen der Visite im Routinealltag des Krankenhauses ist davon abhängig, wie organisatorische Absprachen zwischen Ärzten und Pflegenden getroffen werden, wie gut die Behandlungs- und Pflegepläne aufeinander abgestimmt sind und wie die Beziehung und Zusammenarbeit mit dem Patienten gestaltet wird. Patienten kritisieren die Qualität von Information und Kommunikation im Spital [1] [2], ebenso sind Ärzte und Pflegende mit der Zusammenarbeit im Visitenverlauf unzufrieden [3].

Dies veranlasste die Autoren, sich um eine Verbesserung der Abläufe und der Inhalte der Stationsvisite in der Inneren Medizin zu bemühen. In einer ersten Forschungsarbeit wurde untersucht, wie die Redeanteile in der Interaktionstriade Patient, Arzt und Pflegefachperson verteilt sind [3] [4] [5]: hier zeigte sich, dass die Pflege sich auf der Visite kaum zu Wort meldet und dass Patienten – entgegen ihrer Klage nicht ausreichend informiert zu werden – mit Informationen nachgerade überschüttet werden: durchschnittlich 20 Informationen innerhalb einer 7 Minuten dauernden Kontaktzeit. Im nächsten Schritt wurde in Fokusgruppen mit engagierten Ärzten, Oberärzten und Pflegefachpersonen ein Visitenstandard erarbeitet, der im Jahre 2009 in einer erneuten Serie von Fokusgruppen-Gesprächen einer ersten Revision unterzogen wurde. Dieser Visitenstandard wird im vorliegenden Artikel vorgestellt. Er wurde ab Herbst 2010 den Mitarbeitenden auf den Stationen der Inneren Medizin in einer Serie von Fortbildungsveranstaltungen vorgestellt und dann verbindlich eingeführt.

Literatur

  • 1 Langewitz W, Conen D, Nübling M et al. Kommunikation ist wesentlich – Defizite in der Betreuung im Krankenhaus aus der Sicht von Patientinnen und Patienten.  Psychother Psych Med. 2002;  8 348-354
  • 2 Nübling M, Weber H, Zierath M et al. Patientenbefragung im Spital: Revalidierung und Optimierung eines Erhebungsinstrumentes.  Psychother Psych Med. 2003;  9 236-243
  • 3 Weber H. Die Ambivalenz der Pflege auf dem Professionalisierungsweg. Eine empirische Untersuchung bei der täglichen Visite. Dissertation an der Universität Freiburg i. Br. 2002 zu finden unter http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/516/
  • 4 Weber H, Stöckli M, Nübling M et al. Communication during ward rounds in Internal Medicine. An analysis of patient-nurse-physician interactions using RIAS.  Patient Education Counseling. 2007;  67 343-348
  • 5 Weber H, Nübling M, Langewitz W. Das Visitengespräch.. In: Langer T, Schnell M W Das Arzt-Patient/Patient-Arzt-Gespräch.. München: Marseille; 2009: 77-88
  • 6 Weber H. Das Gespräch bei der Visite.. In: Adler R H, Herzog W, Joraschky P, et al., Hrsg Uexküll: Psychosomatische Medizin.. 7. Auflage. München: Urban & Fischer; 2011: 347-358

Dr. phil. Heidemarie Weber, M.A.

Leiterin Qualitätsmanagement
Universitätsspital Basel

Spitalstraße 26

4031 Basel, Schweiz

Email: hweber@uhbs.ch

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