Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2010; 45(1): 30-31
DOI: 10.1055/s-0029-1243375
Fachwissen
Intensivmedizin
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Krankenhaushygiene – Nosokomiale Infektionen

Nosocomial InfectionsKlaus Kerwat1 , Jürgen Graf1 , Hinnerk Wulf1
  • 1Klinik für Anästhesie und Intensivtherapie, Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Standort Marburg
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Publication Date:
19 January 2010 (online)

Zusammenfassung

Für das Jahr 2006 wird geschätzt, dass in Deutschland etwa 500000–600000 nosokomiale Infektionen auftraten und 10000–15000 Patienten infolge daran verstarben. Nosokomiale Infektionen verlängern die stationäre Verweildauer um im Mittel 4 Tage – mit assoziierten Zusatzkosten von 4000 bis 20000 Euro pro Fall. Ungefähr ein Drittel aller im Krankenhaus erworbenen Infektionen gelten als vermeidbar. Die Einstufung einer Infektion als nosokomiale Infektion bedeutet aber nicht automatisch, dass ein kausaler Zusammenhang zwischen einer medizinischen Behandlung und dem Auftreten einer Infektion existiert. Es ist mithin auch kein Synonym für ärztliches oder pflegerisches Verschulden. Der erste Epidemiologische Bericht der EU betont die gesundheitspolitische und –ökonomische Bedeutung nosokomialer Infektionen und stuft die Zunahme von im Krankenhaus erworbenen Infektionen als wichtigste Gefahr ein – noch vor der Bedrohung durch pandemische Influenza und HIV.

Abstract

It is estimated for the year 2006 that around 500,000 to 600,000 nosocomial infections occurred in Germany and that among these 10,000 to 15,000 patients died of the infection. Nosocomial infections in general lengthen the duration of hospitalisation by on average 4 days – with associated extra costs of 4000 to 20,000 Euro per case. About a third of all infections acquired in hospital are considered to be avoidable. However, the classification of an infection as nosocomial does not automatically mean that a causal relationship exists between a medical intervention and the occurrence of the infection. Also a nosocomial infection is not a synonym for medical or nursing errors. The first epidemiological report of the EU emphasises the health–political and health–economical significance of nosocomial infections and classifies the increasing number of infections acquired in hospitals as a most important danger – even higher than the threats of pandemic influenza and HIV.

Kernaussagen

  1. In Deutschland gibt es ungefähr eine halbe Million nosokomiale Infektionen pro Jahr. 10 000–15 000 Patienten versterben jährlich daran.

  2. Nosokomiale Infektionen verursachen erhebliche Kosten.

  3. 1/3 der Infektionen gilt als vermeidbar.

  4. Das Robert Koch–Institut hat mit der „Richtlinie für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention” Empfehlungen zur Prävention herausgegeben.

Literaturverzeichnis:

  • 1 Gastmeier P, Geffers C.. Nosokomiale Infektionen in Deutschland: Wie viele gibt es wirklich? Eine Schätzung für das Jahr 2006.  Dtsch Med Wochenschr. 2008;  133 1111-1115
  • 2 European Centre for Disease Prevention and Control. .Microbes without borders: Key facts on infectious diseases in Europe. Highlights from ECDCŽs annual report on infectious diseases in Europe 2007
  • 3 Robert Koch–Institut, Statistisches Bundesamt. .Gesundheitsberichterstattung des Bundes: Heft 8. Nosokomiale Infektionen. 2007
  • 4 Nationales Referenzzentrum für Surveillance von nosokomialen Infektionen. . Modul IST–KISS Referenzdaten. Berechnungszeitraum Januar 2004 bis Dezember 2008.  Erstellungsdatum. 27;  05 2009
  • 5 Robert Koch–Institut. .Richtlinie für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention. München: Urban & Fischer. Aktualisierung 2009
  • 6 Landrum M, Murray K.. Ventilator Associated Pneumonia in a Military Deployed Setting: The Impact of an Aggressive Infection Control Program.  J Trauma. 2008;  64 123-128
  • 7 Bonnet J.. Pressemitteilung. Kupfer gegen Keime: Erwartungen wurden übertroffen. Asklepios Kliniken Hamburg GmbH 2009

Klaus Kerwat
Jürgen Graf
Hinnerk Wulf

 

Dieser Artikel wurde geändert am 20.1.10

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