Wirkung von STW 5 auf die Motilität des unteren Oesophagussphinkters und des Kolons: neue Indikationen für Iberogast®

Einleitung: Iberogast wird primär eingesetzt zur Behandlung der funktionellen Dyspepsie. Das breite Wirkprofil lässt jedoch vermuten, dass auch andere Magen-Darmerkrankungen, die mit Motilitätsstörungen, inflammatorischen Prozessen oder viszeraler Hypersensitivität einhergehen, mit Iberogast erfolgreich behandelt werden könnten. Das Ziel dieser Studie bestand darin, neue Wirkmechanismen von Iberogast® zu identifizieren.

Methodik: Wir untersuchten die Wirkungen von STW 5 (hydroethanolischer Extrakt von Iberogast) auf die Aktivität isolierter Muskelstreifen des unteren Oesophagusspinkter (LES), des „gastric sling muscle“, des Pylorus (Meerschweinchenpräparate) sowie des humanen Kolons.

Ergebnis: STW 5 (128µg/ml-1024µg/ml) führte zu einer signifikanten, konzentrationsabhängigen Erhöhung des LES Tonus um 5–20mN. Diese Tonussteigerung entsprach einer 10–50% Erhöhung des basalen Tonus. Die Tonuszunahme wurde durch den Nervenblocker Tetrodotoxin nicht verändert. Der in direkter Nachbarschaft lokalisierte „gastric sling muscle“ antwortete jedoch nach STW 5 Gabe mit einer signifikanten, konzentrationsabhängigen Abnahme des Tonus. STW 5 hatte keine Wirkung auf die glatte Muskulatur des Oesophagus, direkt proximal des LES. Ebenso hatte STW 5 keinen Einfluss auf den Muskeltonus des Pylorus. In Konzentrationen von 256µg/ml-1024µg/ml senkte STW 5 signifikant den Tonus humaner Kolonmuskelstreifen um 5–20mN. In der höchsten Konzentration wurde der Tonus nahezu vollständig gehemmt. Erste Ergebnisse lassen darauf schließen, dass diese hemmende Wirkung auf die Kolonmuskulatur ebenfalls Tetrodotoxin resistent ist

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass STW 5den LES Tonus erhöht, jedoch keine Wirkungen auf die Aktivität der glatten Muskulatur des Oesophagus oder des Pylorus hat. Diese Wirkung scheint myogen vermittelt zu sein. Iberogast® könnte daher die Funktion eines atonischen LES normalisieren und stellt damit eine Option zur Behandlung von gastroesophagealem Reflux dar. Darüber hinaus wirkt STW 5 im Humankolon als Spasmolytikum. Dies verspricht einen therapeutischer Nutzen bei der Behandlung von funktionellen und entzündlichen Darmerkrankungen, die mit Hyperaktivität des Kolons assoziiert sind.