Schwerpunkt
Praxisbasiertes Hausbesuchs- und Telefonmonitoring von Patienten mit Herzinsuffizienz: Rationale, Design und praktische Anwendung der Monitoringslisten in der HICMan-StudiePractice-based home visit and telephone monitoring of chronic heart failure patients: rationale, design and practical application of monitoring lists in the HICMan trial

https://doi.org/10.1016/j.zefq.2010.06.027Get rights and content

Zusammenfassung

Hintergrund

Patienten mit Herzinsuffizienz haben einen komplexen Versorgungsbedarf, dem in Form von Case Management begegnet werden kann. Im Rahmen einer klinischen Studie zu komplexem hausärztlichen Case Management bei Herzinsuffizienz (HICMan) wurden Telefon- und Hausbesuchsmonitoringslisten entwickelt und regelmäßig eingesetzt.

Methode

Ziel dieser Arbeit war die Darstellung von Entwicklung und Anwendung der Monitoringlisten in der HICMan-Studie. Dabei sollten Brauchbarkeit und der mit ihrer Anwendung verbundene Zeitaufwand evaluiert werden. Es erfolgte hierzu eine Sekundärdatenanalyse mit Hilfe deskriptiv-statistischer Verfahren.

Ergebnisse

Für das Monitoring wurde leitlinienbasiert eine Telefon- bzw. Hausbesuchsmonitoringliste mit Fragen zum Erkennen bestehender und drohender Dekompensationen sowie zum klinischen Routinemonitoring entwickelt. 97 Patienten (64 NYHA I/II, 33 NYHA III) erhielten über 12 Monate regelmäßiges Monitoring im Rahmen der HICMan-Studie. Insgesamt wurden dabei 18 kritische Ereignisse (z.B. akute Angina pectoris, akute schwere Luftnot) dokumentiert, die in zwei Fällen zur sofortigen Krankenhauseinweisung führten. Beim klinischen Monitoring zeigten sich bei Patienten des NYHA-Stadium III signifikant häufiger auffällige Befunde als bei Patienten der NYHA-Stadien I und II. Der Zeitaufwand für Telefonmonitoring und Hausbesuche lag bei 10 min [± 5 min, 2-38 min] bzw. 53 min [± 13 min, 18-90 min]. Insgesamt erwiesen sich die vorgestellten Monitoringlisten als brauchbare Instrumente hausärztlichen Case Managements.

Summary

Background

Patients with chronic heart failure have complex care needs which can be addressed by case management interventions. Monitoring lists for heart failure were developed and tested as part of a trial evaluating primary care-based case management of patients with heart failure (HICMan).

Method

Design and characteristics of the monitoring lists used during the HICMan trial are described in order to evaluate technical feasibility and time expenditure. In a secondary analysis of data from the HICMan trial descriptive statistics were used.

Results

Two checklists were developed on the basis of evidence-based guidelines to regularly monitor heart failure patients by phone and home visits. These checklists contain questions about heart failure symptoms and signs (precursors) of clinical deterioration. Ninety-seven heart failure patients (64 NYHA class I/II, 33 NYHA class III) were monitored for 12 months. Eighteen critical incidents like acute angina pectoris or acute dyspnoea occurred during the study, two of them leading to immediate hospital admissions. Patients with NYHA class III had significantly more potentially clinically relevant incidents than patients with NYHA class I/II. Mean [SD, range] time expenditure for telephone monitoring was 10 min [± 5 min, 2 to 38 min], for home visits 53 min [± 13 min, 18 to 90 min]. Both monitoring lists appeared to be plausible and feasible tools for the primary care-based case management of heart failure patients.

Section snippets

Einleitung

Herzinsuffizienz ist eine komplexe chronische Erkrankung, deren Behandlung häufig durch das Vorhandensein zahlreicher Komorbiditäten erschwert ist [1]. Sie bedeutet für Patienten eine starke Beeinträchtigung der Lebensqualität [2] und geht mit einer erheblichen Mortalität einher [3]. Die Komplexität der Behandlung herzinsuffizienter Patienten erfordert ein differenziertes Versorgungskonzept. Einen solchen Ansatz stellt sogenanntes komplexes medizinisches Case Management dar, wie es sich in

Methodik

Es handelt sich bei der vorliegenden Arbeit um eine konzeptionelle Instrumentenentwicklung mit Prä-Testung und anschließender longitudinaler Beobachtungsstudie. Dazu führten wir eine Sekundärdatenanalyse der Daten aus der HICMan-Studie im Sinne einer Prozessevaluation durch.

Beschreibung der Stichprobe

Insgesamt konnten für die Teilnahme an der HICMan-Studie 29 Praxen rekrutiert werden (siehe Abbildung 2). Es handelte sich dabei überwiegend um mittelgroße bis große Gemeinschaftspraxen. 19% der beteiligten Ärzte und 100% der MFA waren weiblich (siehe Tabelle 2).

Insgesamt nahmen 97 Patienten mit Herzinsuffizienz an der Case Management Intervention teil (siehe Abbildung 2). Der größte Teil der teilnehmenden Patienten war über 65 Jahre alt und litt an einer Herzinsuffizienz im NYHA-Stadium II

Diskussion

Auf der Basis hausärztlicher Leitlinien wurden Telefon- und Hausbesuchsmonitoringslisten für ein praxisbasiertes Case Management erstellt und im Rahmen der HICMan Studie eingesetzt. Ihr Einsatz in der Studie wurde nahezu vollständig dokumentiert. In der vorliegenden Untersuchung wurde gezeigt, dass Ihr Einsatz in der Hausarztpraxis zur Detektion akuter bzw. drohender Dekompensationen führen kann und dass (haus-)ärztliche Handlungskonsequenzen aus dem Monitoring folgten. Zudem wurden häufiger

Schlussfolgerungen

Diese Studie zeigt erstmalig die Anwendungseigenschaften von Monitoringlisten im Rahmen einer versorgungsnahen Case Management Studie. Die weitgehende Vollständigkeit bei der Dokumentation des Monitorings erlaubt eine Exploration hinsichtlich Machbarkeit und Aufwand des Monitorings durch geschulte MFA. Die für die Mehrheit der eingesetzten Fragen beobachteten Unterschiede beim Monitoring von Patienten mit Herzinsuffizienz verschiedener Schweregrade sprechen für die Plausibilität der Fragen. Es

Angaben zur Finanzierung der Arbeit

Die HIMoL-Instrumente wurden unter Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF, Fkz.: 01GI0205) und in Kooperation mit dem „Kompetenznetz Herzinsuffizienz“ industrieunabhängig entwickelt. Potentielle Interessenkonflikte bestanden nicht.

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