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Starke Verkürzung von Wechselzeiten muss teuer erkauft werden – Ergebnisse aktueller Studien zur OP-EffizienzSignificant reductions in OR turnover time require considerable investmentoutlays – results of a recent studies on OR efficiency

https://doi.org/10.1016/j.khinf.2008.06.018Get rights and content

Zusammenfassung

Die Reduzierung von Wechselzeiten gilt als probates Mittel für eine Effizienzerhöhung im OP-Bereich. Wie eine Studie des Berufsverbandes der Deutschen Anästhesisten (BDA), der Deutschen Gesellschaft für Anästhesie und Intensivmedizin (DGAI) sowie der Universität Hohenheim unter 257 leitenden Anästhesisten zeigt, werden aber in lediglich 25% der deutschen Krankenhäuser Soll-Wechselzeiten vorgegeben. Typische Merkmale eines zentralen OP-Managements wie das Vorhandensein eines OP-Statuts oder die Ernennung eines OP-Managers wirken sich dabei positiv auf die Wahrscheinlichkeit einer Planvorgabe aus. Wichtigstes Ergebnis der Datenanalyse war, dass durch die Einführung eines zentralen OP-Managements Wechselzeitreduzierungen von bis zu 20% erreichbar sind. Ein Blick auf weitere Studien zeigt, dass höhere Verkürzungen der Intervalle zwischen zwei Eingriffen nur noch durch umfassende strukturelle und organisatorische Änderungen erreichbar sind. Großer Aufmerksamkeit erfreut sich in diesem Zusammenhang derzeit das Konzept der zentralen Einleitung. Allerdings ist dessen Einsatz zur Optimierung der Wechselzeiten nicht frei von Problemen, denn die reduzierten Wechselzeiten verringern verfügbare Zeitspannen für andere Prozesse, insbesondere auch hygienerelevante Tätigkeiten. Gleichzeitig ist der langfristige Kosteneffekt einer zentralen Einleitung schwer messbar und stark vom Operationsspektrum abhängig. Zudem erfordert die Umsetzung des Konzeptes zunächst erhebliche Investitionen in den OP-Bereich. Aufgrund dessen ist in den meisten deutschen Kliniken eine deutliche Reduzierung der Wechselzeiten nicht zu erwarten.

Summary

The reduction or ‘optimization’ of turnover times between procedures in the operating room (OR) is often considered an important tool to increase OR efficiency. This contrasts with findings in a recent survey of 257 anesthesiology department heads conducted by the German Society of Anesthesiology and Intensive Care Medicine (DGAI), the Professional Association of German Anaesthesiologists (BDA), and Hohenheim University. It showed that a mere 25% of German hospitals currently use prospective turnover times as a management tool. Important characteristics of modern OR-management such as the existence of an OR-charter or the position of responsible OR-manager increase the probability for the use of prospective targets for turnover times. The study's most important result was that turnover times can be reduced by up to 20% if a hospital establishes a centralized OR management. Findings in international studies show that higher reduction rates can only be achieved by implementing more far-reaching structural and organizational changes. In this context, the related concepts of centralized induction and/or parallel processing have attracted considerable attention in recent years. We argue, however, that the use of these concepts to reduce turnover times may be somewhat problematic. The reason is that reduced turnover times by definition also constrain the available time intervals for other important processes notably maintenance of OR hygiene.

An additional problem is the fact that the implementation of centralized induction and/or parallel processing would require considerable initial investment expenditures by German hospitals. In contrast to these immediate outlays, the long-term cost effects of these changes are notoriously difficult to assess and international studies show mixed findings. Based on these arguments, we believe that significant reductions in OR turnover times will not be achieved in most German hospitals in the foreseeable future.

Section snippets

Nur in 25% der Kliniken existieren Vorgaben für Wechselzeiten

Den aktuellen Stand über den Umgang mit Wechselzeiten in deutschen Kliniken, vermittelt eine Erhebung des Berufsverbandes der Deutschen Anästhesisten (BDA), der Deutschen Gesellschaft für Anästhesie und Intensivmedizin (DGAI) sowie der Universität Hohenheim mit Bezugsjahr 2005. In dieser beantworteten 257 von 1.305 angeschriebenen leitenden Anästhesieärzten deutscher Krankenhäuser unter anderem Fragen zum Thema OP-Management. Dabei sind die Schritte der letzten Jahre hin zu effizienteren

Wirkliche Reduzierungen bedeuten Veränderung

Um Wechselzeiten in höherem Umfang als beschrieben zu senken, sind tiefgreifende Eingriffe in die Organisation des OP-Bereichs nötig. Dies zeigen eine Reihe aktueller Studien. Dabei wird deutlich, dass vor allem international mehrere innovative und sich stark ähnelnde Ansätze existieren, Wechselzeiten deutlich zu senken.

Als Standardkonzept kann aktuell die zentrale Einleitung von OP-Eingriffen angesehen werden. Durch parallele Arbeitsprozesse und eine örtliche Verlagerung der Einleitung

Wechselzeiten − nicht alleine Sache der Anästhesie

Welchen Einfluss kürzere Wechselzeitintervalle auf die parallel ablaufende Prozesse haben, wird bei der Einführung der zentralen Einleitung an der Berliner Charité deutlich [3]. In dieser Klinik werden seit Ende April 2005 acht Säle der Fachdisziplinen Kardiochirurgie, HNO und Orthopädie zentral eingeleitet. Die Umstellung erfolgte durch die Umsetzung von pflegerischem und ärztlichem Personal, welches vormals als sogenannte ,Springer‘ vor allem für aufwändige Einleitungen im kardiochirurgischem

Hohe Einstiegskosten und unklarer langfristiger Effekt

Wechselzeiten lassen sich, wie die Studien zeigen, in verschiedenen Größenordungen reduzieren. Begrenzte Verkürzungen der Intervalle können, wie die vorliegende Studie des BDA, DGAI und der Universität Hohenheim zeigt, vermutlich schon durch ein funktionierendes zentrales OP-Management generiert werden. Weitaus höhere Reduzierungen werden jedoch mit der Einführung überlappender bzw. parallel ablaufender Prozesse im Anästhesiebereich und einer zentralen Einleitung möglich. Letztere bedingt in

Literatur (8)

  • F. Dexter et al.

    Use of operating room information system Data to predict the impact of reducing turnover times on staffing costs

    in: Anestesia Analgesia

    (2003)
  • Kramer A, Lippert H, Meierhans R, Rudolph P, Wendt M, Werner HP. Operationseinheit, in Kramer, Alex (Hrsg.) Heeg,...
  • Krieg H, Schröder T, Große J, Hensel M, Volk T, von Heymann C, Bauer K, Bock RW, Spies C D. Zentrale...
  • C. McIntosh et al.

    The Impact of Service-Specific Staffing, Case Scheduling, Turnovers, and First-Case Starts on Anesthesia Group and Operating Room Productivity: A Tutorial Using Data from an Australien Hospital

    ANESTHESIA & ANALGESIA

    (2006)
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Cited by (0)

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