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Moral und Abhängigkeit

Ethische Entscheidungskonflikte im hierarchischen System Krankenhaus

Morals and dependency – ethical conflicts in the hierarchical system of a hospital

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Ethik in der Medizin Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Berufliche Autonomie ist Voraussetzung für Zufriedenheit mit der eigenen Tätigkeit. Dem Arztberuf wird ein hohes Maß an Autonomie zugeschrieben, verbunden mit fachlicher und ethisch-moralischer Kompetenz für lebenswichtige Bereiche. Das sind wesentliche Elemente für das positive Image dieses Berufes.

Zu Beginn der ärztlichen Tätigkeit ist die ethischmoralische Kompetenz weitgehend ausgebildet, während die fachliche Kompetenz erst erworben werden muss. Kliniken, in denen die Weiterbildung meist erfolgt, sind oft auch heute noch traditionell hierarchisch organisiert. Die z.T. feudalistischen oder militärischen Strukturen behindern autonome moralische Entscheidungen und bewirken eine strukturelle Verantwortungslosigkeit.

Behinderungen und Druck durch Vorgesetzte, finanzielle Sanktionen, Standesdünkel und Profilierungsbestreben werden an typischen Konfliktsituationen aufgezeigt. Es kommt dadurch zu Spannungen, Unzufriedenheit, Gewissenskonflikten und Erkrankungen bis zum Burn out. Engagement von Mitarbeitern wird verhindert, Kreativität nicht genutzt und Fehler werden nicht konstruktiv bearbeitet. Dadurch können Patienten unangemessen belastet oder geschädigt werden.

Nicht nur Vorgesetzte, sondern auch Nachgeordnete können so in Gefahr geraten, ihre moralischen Werte anderen Interessen unterzuordnen. Es werden Wege zu einer autonomiefördernden Kultur zwischen Ärzten und mit anderen Berufsgruppen aufgezeigt. Dazu gehört eine institutionalisierte Kommunikation auf der Basis gegenseitiger Wertschätzung in einem partnerschaftlichen Team, das auch ethische Fragen im Diskurs bearbeiten kann.

Abstract

Definition of the problem:

Being satisfied with one’s work depends on professional autonomy, which is attributed to the medical profession to a high degree, combined with specialized knowledge and moral authority for vital questions. That is why physicians enjoy a high reputation.

At the beginning of a person's medical career, moral competence is developed nearly completely, but specialized knowledge must be learned. Hospitals, in which further medical education regularly takes place, are still traditionally hierarchically organized today. Unfortunately, feudalistic or military structures hinder autonomous moral decisions and cause structural irresponsibility.

Arguments:

Obstructions and pressure by superiors, financial restrictions, arrogance and trying to make one's mark are shown in typical conflict situations. Stress, discontent, moral conflicts and illness, even including burn out are possible. Commitment and creativity by employees are prevented and mistakes cannot be constructively managed. Thus, patients may suffer unreasonably or be hurt.

Conclusion:

There is a risk to subordinate moral principles under other interests, not only with subordinates but also with superiors. Ways to create a culture that promotes autonomy among physicians and between different professions are discussed. Therefore it is necessary to institutionalize communication based on a reciprocal high regard in a team with people treated as equal partners, who are then able to discuss moral questions in a discourse.

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Salomon, F., Ziegler, A. Moral und Abhängigkeit. Ethik Med 19, 174–186 (2007). https://doi.org/10.1007/s00481-007-0499-1

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