Scham und Beschämung – auch in psychoanalytischen Institutionen

Zusammenfassung

Zunächst werden einige psychoanalytisch wichtige Charakteristika der Scham zusammengetragen. Drei Dimensionen stehen dabei im Zentrum: Der Blick des Anderen, die Erfahrung des Mangels und schließlich die Versuche, Scham abzuwehren. Es schließt sich eine kleine Kulturgeschichte des Esels an, um zu beschreiben, was der Andere mit seinem Blick und anderen Maßnahmen tut, um aus mir, der ich mich durchschaut fühle, einen Esel zu machen – es geht um die Schamverursachung, die Bloßstellung, die Beschämung. Im dritten Teil werden institutionell verankerte Beschämungspraktiken in Firmen und Betrieben untersucht. Im vierten wird dargelegt, warum psychoanalytische Erfahrung so schamsensitiv ist. Der abschließende fünfte Teil richtet sich auf Scham und Beschämung in der psychoanalytischen Weiterbildung. Am Ende steht ein Appell, der Gefahr der Scham und der Beschämung Selbstbewusstsein und den „aufrechten Gang“ entgegenzusetzen.

Abstract

This article deals with shame and shaming in institutions, especially in psychoanalytical institutes. First, a few features of shame which are psychoanalytically relevant are highlighted: the look of the other person, the experience of deficiency and finally the attempt to combat shame. Secondly, a short cultural history of the donkey is presented; for instance, in the Middle Ages the donkey as a real animal or as a symbol was used to expose and to shame a person. In the third part, general institutional practices of shaming in companies are analyzed. The next part gives the reasons why psychoanalytical experiences are so sensitive to shame. In the final part, the mechanisms of shame and shaming in the psychoanalytical training are described. The papers ends with a plea to counteract shame and shaming by regaining an endangered or even lost self-confidence as a psychoanalyst.