Zusammenfassung
Transsexualismus bezeichnet eine Form der Geschlechtsidentität. Sie stellt primär kein Problem der Sexualität dar, sondern eine Abweichung des Identitätserlebens („Transidentität“, „Geschlechtsinkongruenz“). Betroffene haben das sichere Gefühl „in einem falschen Körper gefangen“ zu sein. Die dauerhafte Gewissheit, sich dem biologisch anderen Geschlecht zugehörig zu fühlen, die Ablehnung der mit dem biologischen Geschlecht verbundenen Rollenerwartungen und der drängende Wunsch, sozial und juristisch anerkannt im gewünschten Geschlecht zu leben, kennzeichnen den Transsexualismus und erklären den enormen Leidensdruck („Geschlechtsdysphorie“). Aus einer in unterschiedlichem Maße auftretenden Ablehnung der Merkmale des angeborenen Geschlechtes resultiert u. a. das Bedürfnis, durch hormonelle und chirurgische Maßnahmen soweit als möglich die körperliche Erscheinungsform dem Identitätsgeschlecht anzugleichen.
Abstract
Transsexualism describes a specific form of gender identity. It does not primarily represent a problem of sexuality but is more a problem of gender identity (transidentity) and gender role (transgender) and is known as gender incongruence. Those affected have the certain feeling of being trapped inside the wrong body. The permanent certain feeling of belonging to the biologically opposite sex, the rejection of role expectations associated with the biological gender and the urgent desire to live a life socially and legally recognized as the desired gender, characterize transsexualism and explain the enormous suffering (“dysphoria”). Rejection of the characteristics of the innate gender, which can be expressed to a variable extent, results in the need to assimilate the physical appearance as far as possible with the gender identity through hormonal and surgical measures.
Literatur
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Interessenkonflikt
C. Dorn und J.W. Jacobeit geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Dieser Beitrag beinhaltet keine von den Autoren durchgeführten Studien an Menschen oder Tieren.
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Redaktion
T. Dimpfl, Kassel
W. Janni, Ulm
R. Kreienberg, Landshut
N. Maass, Kiel
O. Ortmann, Regensburg
B. Sonntag, Hamburg
K. Vetter, Berlin
R. Zimmermann, Zürich
Weiterführende Literatur bei den Verfassern
CME-Fragebogen
CME-Fragebogen
Welcher der folgenden Begriffe beschreibt nicht das gleiche wie Transsexualität?
Geschlechtsdysphorie
Transidentität
Transgender
Transvestitismus
Geschlechtsinkongruenz
Wie viele „Betroffene“ mit einer Geschlechtsdysphorie gibt es in Deutschland?
1 von 800–1000 Menschen
1 von ca. 2000 Menschen
1 von 10.000–30.000 Menschen
1 von 52.000 Menschen
1 von 121.000 Menschen
Welche der folgenden Medikationen dient nicht zur gegengeschlechtlichen Hormontherapie?
Testosteron
Östradiol transdermal
Ethinylestradiol oral
Cyproteronacetat oral
GnRH-Analoga
Was muss vor einer Hormontherapie beachtet werden?
Es muss eine Vornamensänderung erfolgen.
Es muss ein Gutachten der Krankenkassen vorliegen.
Es muss ein Operationstermin bereits vorliegen.
Es muss immer eine Gerinnungsanalyse durchgeführt werden.
Es muss eine schriftliche Indikation eines Psychologen/Psychiaters vorliegen.
Welche der folgenden Zeitspannen bei der Aufklärung über die Östrogentherapie/Antiandrogene Therapie ist verkehrt?
Beginn der Libidoreduktion nach 1–3 Monaten
Maximaler Effekt des Brustwachstums nach 2–3 Jahren
Beginn der Abnahme der Muskelmasse nach 3–6 Monaten
max. Effekt der Abnahme spontaner Erektionen nach 3–6 Monaten
Beginn der Abnahme des Hodenvolumens nach 2–3 Jahren
Welche der folgenden Nebenwirkungen ist nicht typisch für eine gegengeschlechtliche Hormontherapie?
Ovarialkarzinom
Hyperprolaktinämie
Gewichtszunahme
Akne
Alopezie
Was gehört nicht zu den empfohlenen Mindestzeiten im Rahmen der gegengeschlechtlichen Therapie?
1‑jähriger Alltagtest vor einer Hormontherapie
Kontinuierliche Psychotherapie von 3 Jahren vor Hormontherapie
6 Monate Hormontherapie vor Operation
Alltagstest von bis zu 18 Monaten vor Operation
Psychotherapie von bis zu 18 Monaten vor Operation
Welche Aussage zum Transsexuellengesetz (TSG) trifft zu? Es erteilt die Berechtigung zur …
Hormontherapie
Operation
Änderung des Personenstandes
Psychotherapie
Kostenübernahme durch den MDK
Wovon sind Vorsorgeuntersuchungen bei „transsexuellen Personen“ am ehesten abhängig?
Vom Personenstand des Patienten
Von der Dauer der Hormontherapie
Von den vorhandenen Organen
Von der Familienanamnese
Vom eventuellen Kinderwunsch
Welche Aussage zur Hormonersatztherapie nach einer geschlechtsangleichenden Operation trifft zu?
Sie kann immer abgesetzt werden.
Sie muss in der Dosis erhöht werden.
Sie muss in der Dosis reduziert werden.
Sie muss lebenslang fortgeführt werden.
Sie sollte mit Pausen fortgesetzt werden.
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Dorn, C., Jacobeit, J.W. Geschlechtsinkongruenz, Transsexualismus/Transidentität. Gynäkologe 50, 281–290 (2017). https://doi.org/10.1007/s00129-017-4038-y
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