Zusammenfassung
Hintergrund
Die Organisation deutscher Krankenhäuser unterliegt unter dem Druck der Gesundheitsreformen aktuell einem radikalen Systemwechsel. Handlungspfade, Produktivitätsprüfungen, Prozessanalysen und Managementprogramme konkurrieren dabei mit der traditionell philanthropischen Arzt-Patienten-Beziehung. Um sich dem Thema wissenschaftlich zu nähern, führten wir eine standardisierte Patientenumfrage zu den aktuellen Erwartungen, Idealen und Erfahrungen in der Arzt-Patienten-Beziehung durch.
Patienten und Methoden
Innerhalb von 4 Wochen wurden 507 stationäre Patienten zur Arzt-Patienten-Beziehung befragt. Das strukturierte Interview umfasste 9 geschlossene Fragen mit vorgegebenen Antwortalternativen. Das Geschlechtsverhältnis war ausgeglichen, die Altersverteilung spiegelte die klassische Belegung unserer Klinik wider.
Ergebnisse und Schlussfolgerung
Das aktuelle Meinungsbild der Patienten zur Wahrnehmung der Arztrolle setzt eindeutige Prioritäten. Der Patient sucht in seinem Therapeuten neben dem kundigen Fachmann vor allen Dingen den Menschen, welcher ihn wie ein Lotse durch Krankheit, Diagnostik und Therapie zur Genesung geleitet. Das paternalistische Arzt-Patienten-Verhältnis ist dabei offensichtlich nicht gänzlich überholt. Materielle Kriterien der Institution, Dienstleistung oder Hotellerie treten dagegen in den Hintergrund.
Abstract
Background
The structure and organisation of German hospitals currently are undergoing radical change forced by reforms in the German public health system. Operating procedures, efficiency assays, and management programs compete with the traditional philanthropic relationship between physician and patient. To analyse this problem by scientific means, inpatients were interviewed in standardised fashion on current expectations, ideals, and experience with that relationship.
Patients and Methods
During 4 weeks, 507 inpatients were interviewed. The structured questionnaire used consisted of nine closed multiple-choice questions. The proband sex ratio was balanced, and their age pattern represented the typical patient collective in our clinic.
Results and conclusion
The patient perception of physicians’ roles described clear priorities. Besides a skilled expert, the patients were looking for a friend and guide through their disease, diagnosis, and therapy. The paternalistic relationship between physician and patient thus is not very antiquated. In contrast, material institutional criteria, provision of services, and hotel-like atmosphere played secondary roles.
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Interessenkonflikt
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Die Arbeit basiert zum Teil auf einem Vortrag, der auf dem Kongress Aktuelle Chirurgie (30. Symposium Aktuelle Chirurgie,18. bis 19. November 2005, Wiss. Leitung Prof. Dr. med. Buhr) in Berlin gehalten wurde.
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Krones, C.J., Willis, S., Steinau, G. et al. Der Arzt in der Wahrnehmung des Patienten. Chirurg 77, 718–724 (2006). https://doi.org/10.1007/s00104-006-1174-7
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00104-006-1174-7